Kopfhörer #113: Pande oder Melancholie mit Genuss
Dominik Pandelidis, kurz Pande genannt, will es wissen und wagt das Solo. Ein Glücksfall.
Mit seiner Band Catastrophe & Cure hat der aus Steyr stammende und seit zwölf Jahren in Wien lebende Musiker ebenso Spuren hinterlassen wie als Regisseur zahlreicher Musikvideos von Leyaa bis Sharktank. Nun hat er sich nur auf sich verlassen und mit „Speedrunning“ ein Album aufgenommen, das zu hundert Prozent er ist. Ein Gespräch.
„Speedrunning“ ist ein sehr eingängiges, angenehm zu hörendes Album, in dem sich Fröhlichkeit und Nachdenklichkeit treffen. War das ein bewusster Schritt?
Es ist so, weil es mir so taugt. Es sind Themen, die mich beschäftigen, und Musik, die mir gefällt. Ich schreibe zu 90 Prozent die Musik zuerst, und wenn ich dann dazu zu singen beginne, dann ist es ein Text, der sich so anfühlt wie die Musik. Ich glaube, dass auf diese Art die Songs sehr gut ineinandergegriffen haben. Sie haben alle ähnliche melancholische Momente.
„Speedrunning“ könnte man als Metapher für ein Leben deuten, das auf Schnelligkeit getrimmt ist.
„Speedrunning“ ist ein Begriff aus der Videospiel-Welt, steht dafür, wenn jemand ein Spiel ganz schnell durchspielt. Spiele, die sonst 15 Stunden dauern, werden plötzlich in 40 Minuten durchgespielt. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, habe ich mir gedacht, dass derjenige, der das tut, nicht die ganze Schönheit und Arbeit, die in dem Werk steckt, wahrnimmt. In dem Song geht es darum, dass ich jetzt in meinen 30ern bin. Es ist schon auch eine Metapher auf das Leben. Es geht alles sehr schnell. Ich bin aber nicht traurig, dass die Zeit gefühlt schnell vergeht.
Kannst du Momente genießen?
Ja, total, ich bin ein großer Genussmensch. Ich versuche, die Sachen immer so aufzunehmen, wie sie sind. Ich versuche, auch in schwierigeren Lebensphasen den Genuss nicht zu vergessen.
Als Bandmusiker könnte das Solo den Grund haben, dass du als Songwriter keine Kompromisse schließen wolltest. Hat der Songwriter in dir danach gerufen?
Eigentlich nicht. Bei Catastrophe & Cure bin ich nicht primär der Songwriter, bei meiner letzten Band Lorbeeren war es nach Songs aufgeteilt, wo ich die Hälfte der Songs geschrieben habe, was jetzt auch nicht so kompromissvoll war. Den Folk-Pop-Indie-Rock kann man alleine auf der Gitarre oder am Klavier schreiben und dann bietet es sich als Solo-Projekt an. Ich habe nie so gerne im Proberaum geschrieben. Also hat sich da auch nicht viel geändert.
Hast du dich als Songwriter neu oder wiederentdeckt?
Auf jeden Fall. Ich habe mich wieder etwas getraut, habe mehr Verletzlichkeit in den Songs zugelassen. Ich habe probiert, nicht so sehr vom Sound abhängig zu sein, sondern von Akkorden und Harmonien.
Das erklärt einen Song wie "Happier", der dazu angetan ist, dass man sich nach dem Hören gleich besser fühlt.
Als Kind ist es leicht, Freude an Dingen zu empfinden. Je älter man wird, desto stärker ändert sich das. Manche Dinge werden aber nicht fad: Gitarre spielen, ein guter Kaffee... „Happier“ ist weder melancholisch noch fröhlich gemeint. Die Musik hat ein Gefühl gehabt und das habe ich versucht, mit dem Text zu umreißen. Im jungen Alter steht einem die ganze Welt offen und doch ist man oft nicht zufrieden, weil man nicht alles herausholt. Ich bin jetzt in meinem Leben an einem Punkt angekommen, an dem ich mit mir zufrieden bin, wo ich mit Menschen zusammen bin, mit denen ich viel Musik machen kann.
Hat deine Heimat Steyr Auswirkungen auf deine musikalische Ausdrucksform gefunden?
Generationsmäßig vielleicht. Damals haben viele in Steyr eine Band gehabt, die im weitesten Sinn Indie-Rock gespielt hat. Einige sind immer noch aktiv, wie meine Band Catastrophe & Cure, mit den Mitgliedern bin ich zusammen in die Schule gegangen. Das war damals eine kleine Szene, wo jeder jeden gekannt hat.
Kommt aus dieser Zeit auch dein Musikername Pande?
Pande war mein Spitzname in der Schulzeit und es hat sich irgendwie als Künstlername angeboten. In der Unterstufenzeit haben uns die Lehrer mit Nachnamen angesprochen, was ich aus heutiger Sicht befremdend finde.
Konzerte wie jenes beim Grünlandfestival in deiner alten Heimat Steyr am 28. Juni wirst du aber nicht alleine, sondern mit Band spielen. Verändert das etwas?
Es ist witzigerweise so, dass nicht der Sound ausschlaggebend war, weil es aufwendig ist, einen Bandsound auf die Bühne zu bringen. Es muss gut gemischt werden. Und es ist letztlich auch eine finanzielle Geschichte, weil ich die Musiker bezahlen muss. Aber auf der Bühne ist es weniger statisch, wenn man mit einer Band spielt. Fünf Typen, die sich ausleben, das macht Dynamik und Kommunikation auf der Bühne. Ein echtes Schlagzeug erzeugt so viel Energie und man spürt die Synergie der Musiker. Es ist immer chaotisch, gleichzeitig folgt man einem total strukturierten Plan, reizt den aber aus, um etwas Spannendes daraus zu machen.
Pande "Speedrunning" (Blank Spots Records)