Urklang der Renaissance
St. Florian: Konzert mit The Tallis Scholars.
Natürlich weiß keiner, wie Stimme im 15. und 16. Jahrhundert eingesetzt wurde. Dennoch haben The Tallis Scholars unter der Leitung ihres Gründers Peter Phillips so etwas wie den Urklang der Renaissance gefunden und in 46 Jahren weitgehend unverändert diese Vorstellung des Klangbildes einer Epoche zu ihrem Markenzeichen gemacht. Am Freitag war das englische Ensemble bei den Stiftskonzerten in St. Florian zu Gast.
Dabei geht es nicht nur um musikwissenschaftlich erforschte Fakten, sondern vor allem um Musikalität. Das eine ist notwendig, um ein Verständnis für die Musik aufzubauen, das andere ist aber, die verschlungenen Linien, die harmonischen Wechsel so in Szene zu setzen, als wäre das alles andere als höchst anspruchsvoll. Hier sitzt jeder Einsatz.
Eine Musizierlust, die Rezeptionslust auslöst: sich zu vertiefen in den komplexen Ablauf vielstimmiger Motetten oder sich einfach von der klanglichen Ästhetik treiben zu lassen – mit Werken von Juan Gutiérrez de Padilla, William Cornysh, Gregorio Allegri, Giovanni Croce, Thomas Tallis, William Byrd und Tomás Luis de Victoria.
Es wären nicht die Tallis Scholars, wenn es nicht Sprünge zur Musik des 20. Jahrhunderts gäbe, die deutlich machen, wie Meister wie Francis Poulenc und Olivier Messiaen für ihre Musik von der Renaissance inspiriert wurden. (wruss)
Fazit: Ein rundum perfektes Konzert, voller Präzision und Leidenschaft.
The Tallis Scholars: 19. Juli, Stift St. Florian, Marmorsaal