Österreich gegen Niederlande: Das Kulinarik-Duell
Zwei Mannschaften mit ähnlichem Kochkonzept treten gegeneinander an. Beide geben sich siegessicher. Die Österreicher lieben Laberl, die Holländer Ballen.
Arbeitsaufwand 1:0: So viel steht fest - beide Mannschaften bestehen aus Edeltechnikern. Die Rastellis der Küche formen wendig und behutsam aus Faschiertem und Ragout Laibchen und Kugeln. Nur helfen die besten Übersteiger, Turns und Eisenbahner nichts, wenn das Spiel bereits längst angepfiffen ist. Holland verschläft mit Suppe und Kühlung des Fleisches beinah einen ganzen Tag, und Österreich spielt beherzt und dank Semmeln in der Masse locker auf ein Tor.
Geschmacksspiel 2:0: Mittlerweile haben die Niederländer wieder ins Spiel gefunden, und sie sind heiß ob des Rückstands. Die Oranjes starten einen Feuerlauf auf die Mund-Rachen-Partie. Doch außer einem verbrannten Gaumen nach dem ersten Bissen passiert nicht viel. Die Österreicher klatschen ab und sind zufrieden, nicht die Käsekrainer zu Mitternacht aufgestellt zu haben, sondern vertrauen auf wohltemperierte Laberl mit herrlich buttrigem Erdäpfelpüree. Auf der Außenbahn rackern Röstzwiebel, die dem Spiel erneut Ecken und Kanten geben. Die Niederlande schießen zwar in der Nachspielzeit eine Kugel nach der anderen ins Sinneszentrum, gewinnen die Gunst des Geschmacks, Österreich baut aber den Vorsprung aus.
Tradition 2:1: Ein Fußballspiel ohne Bitterballen? In den Niederlanden kaum denkbar. Das populäre Gericht ist immer dabei und erzielt mithilfe vom zwölften Mann (Bier oder Wacholderschnaps) den Anschlusstreffer.
Die Rezepte zum Nachkochen:
Zutaten:
500 g Rind- und Schweinefleisch gemischt, 1 Semmel,
40 g Zwiebeln (fein geschnitten), 2 EL Butterschmalz, 1 Ei, Salz, Pfeffer, 3 Knoblauchzehen (zerdrückt), 40 g Semmelbrösel, Petersilie (gehackt), Majoran, Fett, Butter, bei Bedarf Suppe, evtl. Tomatenmark
750 g Erdäpfel, 70 g Butter, ¼ l Milch, Salz, Muskatnuss
Zubereitung: Semmel in Wasser einweichen, auspressen und faschieren. Würzen und mit Faschiertem mischen. Zwiebeln in Fett gelb anrösten, erkalten lassen, zur Masse hinzugeben und alles durchkneten. Nicht zu lange, da die Masse sonst zu hart wird. Bei Bedarf Wasser hinzugeben. Aus der Masse mit der nassen Hand gleich große Kugeln machen, daraus Laibchen formen, diese dann einzeln in Semmelbröseln wenden. Fett in Pfanne erhitzen, Laibchen einlegen, auf beiden Seiten langsam anbraten. Zum Schluss ein Stück Butter dazugeben und nochmals durchbraten. Wer will, gießt mit etwas Suppe auf und verfeinert den Saft mit Tomatenmark.
Püree: geschälte Erdäpfel kochen, ausdampfen lassen, durch Sieb passieren, handwarme Butter unterziehen und mit heißer Milch zu Brei anrühren.
Zutaten: Suppe: 1 Liter Wasser, 2 Markknochen, 500 g Rindfleisch, je 50 g Karotten, Zwiebel, Lauch. Sellerieblätter, 3 Zweige frische Petersilie, 2 Lorbeerblätter, 2 Zweige frischer Thymian, 1 Zweig frischer Rosmarin, 5 Pfefferkörner, 1 Gewürznelke, 1 Stück Muskatblüte, 6 g Salz, 6 g weißer Pfeffer, 4 Gelatineblätter.
Ragout: 60 g Butter, 60 g Mehl, Prise Salz, Pfeffer und Muskatnuss
2 Eier, Semmelbrösel, Fett (zum Frittieren)
Zubereitung: Aus den Zutaten eine Rindssuppe zubereiten (langsam 4-6 Stunden kochen). Abseihen, Fleisch herausnehmen, mit zwei Gabeln in kleine Stücke zerteilen. Danach Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Butter zerlassen, Mehl hineingeben, ca. 2-3 Min. zu einer gebundenen Masse rühren, Suppe hinzufügen, umrühren, langsam auf kleiner Flamme köcheln lassen, umrühren, zerrissenes Rindfleisch und ausgedrückte Gelatine hineingeben, umrühren, würzen.
In ein Gefäß geben und über Nacht kalt stellen. Kleine Bällchen formen (à ca. 35 Gramm), in Brösel wälzen, danach durchs verschlagene Ei ziehen, dann wieder in Brösel wälzen und frittieren. Mit Senf servieren.
Von der Form her sind die Laberl aber keine Laberl.
Dürfte ich wählen, dann nähme ich das niederländische Gericht + angebotene Beilagen (welche?)
Optisch präsentiert ist ansonsten eigentlich das unsrige, ABER - die von euch Laberl genannte Speise ist IMHO angebrannt. Und sowas schick ich in einem Lokal zurück.
Ansonsten - An Guatn wia unsare bayrischen Freind sogn. ;o)
Hallo Vjeverica,
Das ist eine nur eine halbe Portion und das Laberl steht auf der Schnittfläche - deswegen schaut es etwas verzerrt ist. Verbrannt war es nicht, gerade richtig und sehr gut.
Die Beilage zu den Bitterballen ist ein Bier
Lg
Philipp Braun
danke für die Info - dann bleib ich lieber doch beim österr.Essen ;o))
Mahlzeit 😋