Gehoben essen in der Eisenstadt Steyr
Wie anno dazumal in Wiener Kaffeehäusern erscheint die elegant gekleidete Chefin im Restaurant, um die Gäste zu begrüßen. Kein Zweifel, „das Minichmayr“ der Familie Viertler-Schürz in Steyr ist ein Traditionshaus.
Den Service erledigen andere, vor allem junge, dienstbare Geister. Sie tun dies recht ordentlich. Das Minichmayr ist ein Ort zum Wohnen und zum gehobenen Speisen an schön gedeckten Tischen. Im Panoramarestaurant kann man aus der Vogelperspektive den Zusammenfluss von Steyr und Enns beobachten. Stoffservietten und zwei Gupferl Topfenkäse (Kräuter/Curry) stimmen uns mit frisch aufgebähten Salzweckerln (hier regiert noch nicht Resch & Frisch) auf die Vorspeise ein (Gedeck zwei Euro). Dazu trinken wir walderbeerig-süffigen Rosé-Heckenfrizzante von Scheucher in Labuttendorf (3,50 Euro).
Die Ganslleber auf Blattsalaten mit Preiselbeer-Vinaigrette (12,50 Euro) hätte ein bisschen kürzer gebraten viel besser geschmeckt. Die Rinderbouillon mit Fleischstrudel (3,20 Euro) ist wirkliche Rindsuppe, die, Gott sei Dank, kein Stäubchen Suppenpulver gesehen hat. Die zwei ordentlichen Schnitten Fleischstrudel würden sogar Tante Jolesch zufriedenstellen. Die Kürbis-Ingwer-Suppe (3,80) schmeckt zwar fein, aber nicht nach Ingwer. Die roten Paprikastreifen kontrastieren hübsch, sind aber nicht gegrillt, wie auf der Speisekarte angeführt. Sie schmecken aber auch so.
Die Spinatknödl (drei Stück!) mit brauner Butter und Parmesan (8,90 Euro) werden als hausgemacht ausgelobt und sind es auch. Flaumig und auch hübsch mit einer Cocktailtomate, einer Kräuterrispe und einem (Parmesan?)-Chip angerichtet, stellen sie uns recht zufrieden. Das Beiried vom Ennstalrind mit Wurzelgemüse und getrüffelter Kartoffelcreme (18,50 Euro),) hätte, wie bestellt, ein wenig mehr medium sein können. Das Erdäpfelpüree ist hausgemacht, schmeckte aber ein wenig wässrig. Auch von Trüffeln war nicht viel zu bemerken. Zwei, drei Flöckchen Butter und ein Schuss Schlagobers hätten sich außerdem gut gemacht.
Phantasievoll sind die Nachspeisen; etwa Kastanien-Eisparfait auf karamellisierten Feigen.
Wir fühlen uns gut betreut. Geschmeckt hat es unterm Strich auch. Mit ein paar kleinen Korrekturen kann es das Minichmayr von drei auf vier Kochlöffeln schaffen.
Aussicht: Das Panoramarestaurant des Steyrer Traditionshauses Minichmayr bietet eine grandiose Aussicht auf den Zusammenfluss von Enns und Steyr. Unbedingt einen Tisch am Fenster reservieren!
Ambiente: Das Haus wirkt gut und straff geführt, die Tischkultur passt, aber das Ambiente wirkt angejahrt. Besonders der rustikalen Flößerstube kennt man die Jahre an.
Weinempfehlung: Viele gute Weine gibt es offen und die Bedienung kann alle herunterrasseln.
Minichmayr
Kategorie: Restaurant
4400 Steyr, Haratzmüllerstraße 1–3
07252/53410
Sonntag Ruhetag