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Schmutz als Medizin

Von Claudia Riedler, 29. August 2018, 07:15 Uhr
Schmutz als Medizin
Bild: Colourbox.de

Dreck kann Kinder vor Allergien und Asthma schützen und das Immunsystem stärken – dabei ist die Vielfalt des Schmutzes entscheidend.

Von oben bis unten mit Sand paniert – welches Kind steht da nicht in vollem Genuss! Und tut dabei viel für seine Abwehrkräfte. Kinder, die oft im Sand wühlen und im Dreck spielen, sind gesünder und weniger anfällig für Allergien als jene, die unter besonders hygienischen Bedingungen aufwachsen. Um die Zunahme von Allergien und Autoimmunerkrankungen zu erklären, formulierte der britische Arzt David Strachan Ende der 1980er Jahre diese Hygiene-Hypothese. Aber stimmt das auch heute noch?

In Studien hat sich bestätigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, deutlich seltener an Asthma, Heuschnupfen oder anderen Allergien erkranken als Kinder, die nicht auf einem Bauernhof leben – selbst wenn sie im selben Ort wohnen.

Eine wichtige Rolle dabei spielten der Aufenthalt in Kuhställen und das Trinken von Kuhmilch. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Würmer eine Schutzwirkung gegenüber Allergien zu haben scheinen. Dazu passt auch, dass Einzelkinder ein deutlich höheres Risiko für allergische Erkrankungen aufweisen als Kinder mit vielen Geschwistern.

Man geht also davon aus, dass Schmutz und Keime eine wichtige Voraussetzung für eine normale Entwicklung des kindlichen Immunsystems sind. "Besonders wichtig sind viele unterschiedliche Antigene und nicht nur eine Art von Dreck", sagt Kinga Rigler-Hohenwarter vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie im Klinikum Wels-Grieskirchen und erklärt: Ein Antigen ist ein Stoff, auf den der Körper eine Immuninformation – also gefährlich oder ungefährlich – produziert. Das Antigen kann aus dem Körper oder aus der Umwelt sein. Doch nur manche Antigene sind zusätzlich Allergene, die im Körper fälschlicherweise die Information "gefährlich" auslösen können.

"Antigenkontakt durch Essen ist besonders gut. Natürliche Nahrungsmittel enthalten dabei ausreichende Antigen-Information, man braucht also nicht unbedingt Dreck zu essen", erklärt die Expertin. Besonders wichtig für die Allergiebildung sei das erste Lebensjahr: Also besser Muttermilch und selbst gemachter Karottenbrei anstatt Fertig-Babynahrung.

"Fertignahrung enthält Allergene etwa zur Haltbarkeitsverlängerung, aber wenig Ballaststoffe und keine Bakterien", sagt Rigler-Hohenwarter. Natürliche Lebensmittel dagegen enthalten weniger Allergene und manchmal auch gute Bakterien, etwa Probiotika in fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut, Kefir und Joghurt.

Zu viel Schmutz, zu viel Sauberkeit

Gibt es aber auch zu viel Schmutz für ein Kind? "Wenn es zu viel vom gleichen Dreck ist, etwa nur der eigene Hausschmutz. Und wenn vermehrt pathogene Erreger enthalten sind wie zum Beispiel Salmonellen", erklärt Rigler-Hohenwarter. Umgekehrt gibt es aber auch übertriebene Sauberkeit. "Die Prioritäten werden oft nicht richtig gesetzt: Es ist nicht nötig, das WC zu desinfizieren, optische Sauberkeit ist hier ausreichend. Dagegen ist es wichtig, im Küchenbereich alle verwendeten Schwamm- und Geschirrtücher nach der Verwendung zu wechseln, auch wenn sie optisch sauber sind", sagt die Mikrobiologin.

Wenn die Hände optisch schmutzig sind oder sich schmutzig anfühlen und vor dem Essen sei Händewaschen angebracht. "Händedesinfektion ist im Privatbereich bei ansteckenden Krankheiten sinnvoll. Für gesunde Menschen ist es eine gute Alternative zum Händewaschen für unterwegs, wenn eine Waschgelegenheit fehlt."

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3  Kommentare
3  Kommentare
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bigdean (97 Kommentare)
am 31.08.2018 16:09

Soweit ich weiß, gibt es verschiedene Studien zu diesem Thema. Auch eine Studie, die meint, dass die Aussetzung des Schmutzes in der Kindheit nichts mit der Entwicklung von Allergien zu tun hat. Und ich denke, dass beide Studienansätze richtig sind. Denn es gibt mehr als nur eine einzige Ursache für Allergien. Erst letztes Jahr fand man heraus, dass Östrogen und Allergienbildung zusammenhängen. Sprich, dass Frauen, die gerade einen hormonellen Wandel durchmachen oder die Pille nehmen, anfälliger für Allergien sind. Und so wie es diese Überschneidung gibt, gibt es sicherlich noch viele andere auch.
Jedoch genauso wichtig wie die Herkunft und Entstehung von Allergien ist die Behandlung. Leider werden immer noch zu viele Menschen (auch Kinder) mit starken Medikamenten behandelt, anstatt dass man ihnen ein natürliches Allergiemittel wie Alleovite Immun gibt. Die Nebenwirkungen von den starken Allergiemitteln sind vielen Leuten egal, jedoch halte ich das besonders bei Kinder für fahrlässig

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weinberg93 (16.709 Kommentare)
am 29.08.2018 11:34

Es ist ja auch allgemein bekannt, dass Kinder von Bauern nie Allergien und Asthma bekommen, weil sie von klein auf viel im Viehstall unterwegs sind.
Die von den reinen Körndlbauern sind natürlich nicht mehr so geschützt

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beisser (10.418 Kommentare)
am 29.08.2018 08:05

Für diese Entdeckung hätte es keiner langwierigen Studien bedurft. Das zeigt ja alleine schon die Erfahrung. Der Hygienewahn nimmt doch immer groteskere Formen an. Wenn schon Kindern verboten wird aus der Flasche des besten Freundes zu trinken. Im Gegenzug dazu ist es immer wieder lustig Müttern zuzusehen, wie sie beim Einkaufen hochmotiviert nur das Allergesündeste für den Nachwuchs suchen, derweil Selbiger genussvoll den Griff des Einkaufswagerl abschleckt.

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