Drei Sandler, der Tod aus der Toilette und der völlig überschätzte Shakespeare
Kurt Palms "Ein Sommernachtstraum" feierte im Linzer Theater Phönix Uraufführung.
Acht Jahre ist es her, dass sich Bertl (Ferry Öllinger), Lindi (Georg Lindorfer) und Rudi (Karl Ferdinand Kratzl) mit Adolf Hitler, Schneewittchen sowie allerlei verhaltensoriginellen "Linz09"-Protagonisten herumplagen mussten. Jetzt melden sich die drei hackenstaden "Kupfermuckn"-Verkäufer aus der Kulturhauptstadtjahr-Groteske "Der Zwerg ruft" zurück. Am Donnerstag feierte die Fortsetzung "Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich" im Theater Phönix ihre Uraufführung. Unkonventionell und trotz einiger Längen unterhaltsam, die Absurdität des Alltags und den Mut zum seichten Schmäh gleichermaßen zelebrierend – kurzum, es war ein Abend, der klar die Handschrift des für Buch und Regie verantwortlich zeichnenden Kurt Palm trug.
Diesmal pflanzte Palm seine Protagonisten in ein soziopolitisches Umfeld, das ihm bestens vertraut ist: jenes der Kommunistischen Partei. In dem verstaubten und – im wahrsten Sinne – aus der Zeit gefallenen Vereinslokal von Oberösterreichs "Kummerln" in der Melicharstraße 8 proben Bertl, Lindi und Rudi für ein Obdachlosen-Theaterfestival Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Rudis starke Abneigung gegen den Dichter aus Stratford-upon-Avon ("Des Stickl is a Schas. Da Shakespeare is völlig übaschätzt, wonnst mi frogst") stellt sich da noch als kleinstes Hindernis heraus.
Vollendetes Tohuwabohu
Denn nach und nach schauen auf der von Michaela Mandel liebevoll mit KP-Devotionalien ausgestatteten Bühne der in der Damentoilette hausende Tod, ein nervender Sachse mit Diaprojektor, Inspektor Clouseau (alle: Tom Pohl) sowie das syrisch-kärntnerische Musikerduo Said (Hasan Ibrahim) und Drago (Marco Mrcela) vorbei – und die harmlose Theaterprobe mutiert zum totalen Tohuwabohu!
Der Sinn des Ganzen? Tja. Eine gute, im Grunde aber bedeutungslose Frage. Der kreative Freigeist Palm hat kein Stück im klassischen Sinn geschrieben, sondern eine zwischen Zeitreise-Groteske, Politposse und Volksbühne changierende Szenerie geschaffen, in der das Chaos als oberstes Ordnungsprinzip fungiert und Stringenz ein verpöntes Fremdwort ist. "Des wird jo immer absurder" heißt es an mehreren Stellen. Richtig. Der so irre wie irrlichternde Plot bemüht sich erst gar nicht, mehr als ein Vehikel für das Sandler-Triumvirat zum Spintisieren, G’scheidwascheln und Lästern zu sein. Da wird die Frage diskutiert, ob "da Pühringer mitm Haimbuchner in die Hapfn" geht, die Sinnhaftigkeit von psychiatrischen Behandlungen für Haustiere erörtert und versucht zu eruieren, ob PKK-Chef Öcalan in Verbindung mit der Tourismusregion Ötscherland steht.
Die Schmäh-Trefferquote rangiert bei etwa 50 Prozent, auf jeden perfekt gezielten Seitenhieb auf das zeitgenössische Theater oder die Politikerkaste Oberösterreichs, folgt ein Kalauer à la "Da Pforra aus Steyr hot blechana Eier" oder "Sei kein Waserl und lass ein Schaserl". Dass "Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich" nicht in Löwingerbühne-Gefilde abdriftet, ist den hervorragenden Darstellern geschuldet. Insbesondere Ferry Öllinger als Prolo-G’schaftlhuber Bertl und Karl Ferdinand Kratzl, der den naiven, verletzlichen Rudi mit Verve gibt, spielen sich die Seele aus dem Leib, um als "Kitt" die (Soll-)Bruchstellen in Kurt Palms Stück zusammenzuhalten. Über weite Strecken gelingt ihnen dies auch.
Theater: "Ein Sommernachtstraum oder Badewannengriffe im Preisvergleich", Buch und Regie: Kurt Palm, Uraufführung 2. Februar, Theater Phönix Linz
OÖN Bewertung:
Termine: 4., 5., 8.-12., 14.-19. 2., Karten: 0732/666 500 oder unter www.theater-phönix.at