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Ein Deserteur im NS-Widerstand

Von Christian Schacherreiter, 03. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Ein Deserteur im NS-Widerstand
Günter Kaindlstorfer alias Günter Wels

Mit "Edelweiß" legt Günter Wels einen so packenden wie wichtigen Roman vor.

Günter Kaindlstorfer dürfte insbesondere bei Ö1-Hörern ein bekannter Name sein. Unter seinem Autorennamen Günter Wels veröffentlichte der in Bad Ischl geborene Kulturjournalist 2010 sein literarisches Debüt, den vielversprechenden Erzählband "Maitage". Für seine zweite literarische Publikation hat sich der Autor acht Jahre Zeit gelassen. Das ist verständlich, denn sein 400 Seiten starker Roman "Edelweiß" ist nicht nur das gelungene Ergebnis intensiver kreativer Arbeit, er beruht auch auf detaillierten historischen Recherchen.

Erzählt wird die Geschichte des Sozialisten Fritz Mahr, der im letzten Kriegsjahr aus der deutschen Wehrmacht desertiert und für die Alliierten arbeitet. Gemeinsam mit zwei anderen Widerstandskämpfern soll er unter dem Decknamen "Edelweiß" per Fallschirm in der Nähe von Salzburg abgesetzt werden. Die Aufgabe der Gruppe besteht darin zu erkunden, ob das Nazi-Regime tatsächlich noch im Stande ist, jene militärische "Alpenfestung" zu errichten, die es in seiner Propaganda ankündigt.

Unter schlechtem Stern

Von Anfang an steht das Unternehmen unter einem schlechten Stern. Der Absprung erfolgt an falscher Stelle, einer aus der Gruppe erweist sich als Verräter, Mahrs Kamerad "Willi" (so sein Deckname) fällt der Gestapo in die Hände, und Fritz Mahr selbst kann erst nach mehreren überstandenen Gefahrensituationen einen Funkspruch an die Alliierten absenden.

Allein dieser Plot, der auf einer realen Begebenheit beruht, wäre spannend genug, aber Günter Wels verpackt das Geschehen auch in einer besonderen erzählerischen Bauform. Der Widerstandskämpfer Fritz Mahr ist die Hauptfigur in einem unveröffentlichten Manuskript, das Buchhändlerin Christine Maurer in der Wohnung ihres kranken Vaters Carl findet. Im Laufe der Lektüre wird ihr klar, dass Carl Maurer hier seine eigene Lebensgeschichte in Romanform gebracht hat. Das verändert die nicht störungsfreie Beziehung Christines zu ihrem Vater; und vielleicht auch die politische Haltung ihres Sohns Timo, der mit den Neuen Rechten sympathisiert. "Edelweiß" ist ein Roman, dem viel Publikum zu wünschen ist, aber ein heißer Tipp ist er für den jüngeren männlichen Lesemuffel.

Günter Wels: "Edelweiß". Roman, Czernin Verlag, 400 Seiten, 25 Euro

OÖN Bewertung:

 

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