Ein neuer „Lohengrin“ eröffnet heute die Bayreuther Festspiele

Gestern wurde die Oper „der verschwundene hochzeiter“ des Grazers Klaus Lang in Bayreuth uraufgeführt. Heute eröffnet Richard Wagners „Lohengrin“ die Festspiele. Die Neuinszenierung des israelisch-amerikanischen Regisseurs Yuval Sharon stand unter keinem guten Stern: Vier Wochen vor der Premiere hatte Roberto Alagna, mit der Titelpartie betraut, aus Überlastung abgesagt. Für ihn sprang spontan Piotr Beczala ein, dessen Karriere einst am Linzer Landestheater begonnen hat. In Dresden hat der polnische Startenor 2016 sein bejubeltes „Lohengrin“-Debüt gegeben.

Kritik an Wagners Frauenbild

Auf den Grünen Hügel geholt hat ihn Christian Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden und seit 2015 Musikdirektor in Bayreuth: „Piotr Beczala ist kein Ersatz. Vieles ist hier auf freundschaftlicher Basis geschehen. Ich habe ihn angerufen – und es gab sehr entgegenkommende Konzertveranstalter und Intendanten, die mitgeholfen haben und ihn aus seinen Verpflichtungen herausgelassen haben“, sagt der 59-Jährige, der nach der Premiere heute alle zehn im Bayreuther Festspielhaus aufgeführten Wagner-Opern dirigiert haben wird.

Als Elsa an Beczalas Seite gibt Anja Harteros (46) ihr Bayreuth-Debüt. „Die Musik von Richard Wagner ist ein absoluter Traum“, sagt die 46-Jährige. Mit seinem Frauenbild hadere sie jedoch: „Ich habe ja mehrfach Wagner gespielt: Eva aus den ,Meistersingern’, bei ,Tannhäuser’ die Elisabeth, Sieglinde in der ,Walküre’ und natürlich auch die Elsa im ,Lohengrin’. Wenn ich auf der Bühne in diesen Rollen stehe, erlebe ich manchmal auch aggressive Momente. Das Frauenbild, das hier gezeigt wird, ist teilweise völlig überholt. Aus dem Blickwinkel einer modernen Frau ist das gelegentlich schwer zu ertragen.“ Umso mehr darf man auf die Premiere gespannt sein: Sharon will auch die MeToo-Debatte in seine Inszenierung einfließen lassen.

Heute im Megaplex in Pasching

Nach langen Jahren kehrt der frühere Bayreuth-Star Waltraud Meier (62) als Ortrud auf den Grünen Hügel zurück. Bühnenbild und Kostüme stammen vom Leipziger Künstlerpaar Neo Rauch und Rosa Loy. Die Premiere wird in 130 deutschsprachigen Kinos übertragen, Österreich ist nicht dabei, die nächste Gelegenheit bietet München. Unter den Premierengästen wird unter anderem auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

„Walküre“ mit Domingo am Pult

Weiters auf dem Programm mit 32 Aufführungen bis 29. August stehen „Der fliegende Holländer“ (Regie: Jan Philipp Gloger), „Die Meistersinger von Nürnberg“ (Regie: Barrie Kosky), „Tristan und Isolde“ in der Inszenierung von Katharina Wagner und „Parsifal“ (Regie: Uwe Eric Laufenberg). Zudem wird „Die Walküre“ aus der Ring-Inszenierung von Frank Castorf in drei Vorstellungen präsentiert, erstmals am Pult in Bayreuth steht dabei Plácido Domingo.

Die günstigste Karte ist um 30 Euro zu haben. Die teuerste kostet 320 Euro, für den neuen „Lohengrin“ finden sich keine Angaben auf der Festspiel-Homepage. Alle Aufführungen sind längst restlos ausverkauft. (kasch)