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"Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben"

Von Peter Grubmüller, 19. Jänner 2019, 00:05 Uhr
"Es ist kein Stein auf dem anderen geblieben"
Reinhard Kannonier: "Es ist immer die Kultur, auf die Politiker zuerst draufhauen." Bild: Volker Weihbold

Im September geht die Ära des Linzer Kunstuni-Rektors Reinhard Kannonier zu Ende, mit den OÖN zog er Bilanz.

Nach 19 Jahren an der Spitze der Linzer Kunstuniversität geht im September die Ära von Reinhard Kannonier als Rektor zu Ende. Mit den OÖN sprach der 71-Jährige, der einst Vorstand des Zeitgeschichte-Instituts der Kepler-Uni und Musikdirektor des Brucknerhauses war, über Entwicklung und Potenzial der Kunstuni – außerdem über die Kündigung des Theatervertrags und Linz09.

 

OÖNachrichten: Was waren die maßgeblichen Akzente in Ihrer Amtszeit als Rektor?

Reinhard Kannonier: In diesen Jahren ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Zuerst das Implementieren des Universitätsgesetzes von 2002, das die Unis komplett umorganisiert hat. Das ist gut gelungen, weil wir eine der ersten Unis waren, die diesen Prozess mit klarer Profilbildung entwickelt haben. Unsere drei Säulen mit Intermedialität, Raumstrategien und künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung sind entstanden.

Was war die Zielsetzung für dieses neue Profil?

Wir mussten uns gegenüber den Schwester-Unis in Wien so positionieren, dass wir interessant sind. Wir konnten unsere Attraktivität nur mit spezifischen Angeboten erreichen: mit solchen, die es woanders nicht gibt, oder so differenziert von den anderen, dass wir als speziell wahrgenommen werden.

Womit haben Sie solche Alleinstellungsmerkmale erreicht?

Zwei Beispiele: Einmal mit der Architektur. Es hieß, sechs Bildungsstandorte für Architektur in Österreich seien zu viel. Das war bald kein Thema mehr, weil wir uns unter anderem im Bezug der Nachhaltigkeit – Stichwort Materialforschung, Lehmbau und so weiter – eine international beachtete Kompetenz erarbeitet haben. Das andere ist "Fashion and Technology", womit wir einst in Hetzendorf das Bakkalaureat organisiert haben. Als Wien die Finanzierung eingestellt hat, dachten wir, die Sache sei vorbei. Nach einer Analyse, was Mode bedeutet – nämlich auch Faser, Mechatronik et cetera, wobei wir mit Lenzing, der JKU, dem AEC und anderen Institutionen großartig aufgestellt sind –, haben wir es in Linz riskiert. Ein vergleichbares Studium gibt es nur in New York – und unser Angebot funktioniert so gut, dass wir jetzt mit dem Master-Studium beginnen.

> Video: Kunst-Uni Rektor Reinhard Kannonier beendet Amtsperiode

 

Wie hat sich Anzahl der Studierenden entwickelt?

Als ich angefangen habe, waren es 680, jetzt sind es 1400. Damals waren digitale Medienangebote kein Thema, es gab sogar Aversionen gegen das AEC und Medienkunst an sich. Mit Stiftungsprofessuren von Land und Stadt ist es uns gelungen, diese Schiene aufzubauen. Heute kommen Leute aus Wien nach Linz, um bei uns Kunst zu studieren. Vor Jahren wäre das eine absurde Vorstellung gewesen.

Sie haben nie lockergelassen, die Kunstuni räumlich im Linzer Zentrum zu konzentrieren…

…die räumliche Konzentration war unerlässlich, weil Kommunikation der Humus ist, aus dem Neues entsteht. Natürlich hätte das nicht unbedingt in den Brückenkopfgebäuden am Hauptplatz passieren müssen, sondern es war auch lange als Neubau an der Peripherie gedacht, was um nichts teurer gekommen wäre. Es war uns aber ein Anliegen, die belasteten Gebäude, die in der NS-Zeit errichtet wurden, mit dem Gegenteil zu besetzen, wofür sie gedacht waren – mit Freiheit und Kunstwissenschaft.

Wie kann die Kunstuni noch sichtbarer werden?

Es stimmt, sie muss sichtbarer werden. Ich werde meiner Nachfolge keine Ratschläge geben, aber sie kann auf eine gute Infrastruktur und gute Inhalte aufsetzen.

Heuer wird das zehnjährige Kulturhauptstadt-Jubiläum gefeiert. Warum war die Kunstuni bei Linz09 kaum involviert?

Weil das Großprojekt, das wir eingereicht haben, abgelehnt wurde. Von da an gab es Probleme unserer Professoren mit der Linz09-Intendanz. An manchen Projekten waren unsere Künstler beteiligt, aber nicht die Kunstuni – sehr schade.

Die Kündigung des Theatervertrags durch die Stadt Linz löste einen kulturpolitischen Sturm aus. Wie denken Sie darüber?

Für mich war das keine Überraschung, mir ist die Schieflage in der Finanzierung zwischen Stadt und Land plausibel. Ich halte es für gescheit, dieses Geflecht nach so vielen Jahren zu lösen, neu zu sortieren und wieder zusammenzusetzen. Es geht bei dieser Schieflage ja nicht nur um die Kultur, aber es ist immer die Kultur, auf die Politiker zuerst draufhauen. Dort kann man sich am leisesten bewegen, weil es vergleichsweise um Peanuts geht. Das stört mich zutiefst.

 

Wer folgt nach? Hammerschmid, Fritz oder Hütter

 

Am 11. Februar entscheidet der Universitätsrat aus dem Dreier-Vorschlag des Senats

 

Wie die OÖN erfahren haben, stimmte der Senat einstimmig dem Dreier-Vorschlag für die Nachfolge von Reinhard Kannonier zu. Es sind dies Sonja Hammerschmid, Martin Fritz und Brigitte Hütter, über die der Universitätsrat am 11. Februar abstimmen wird. Aus rund 20 Bewerbungen waren vier Frauen und vier Männer zu Hearings eingeladen worden. Dem Universitätsrat gehören an: Gustav Pomberger (em. JKU-Professor), Romana Staufer-Hutter (Geschäftsführerin Theater Phönix), Marie Luise Angerer (Kulturwissenschafterin), Johann Hallwirth (Kulturhaus Horn), Michaela Keplinger-Mitterlehner (Vorstandsdirektorin Raiffeisenlandesbank), Johanna Rachinger (Generaldirektorin Nationalbibliothek) und Werner Steinecker (Generaldirektor Energie AG).

 

Sonja Hammerschmid

Die studierte Genetikerin wurde 1968 in Steyr geboren und wuchs im Mühlviertel auf. 2010 wurde sie Rektorin der Veterinärmedizinischen Uni Wien, 2016 wechselte sie als SPÖ-Bildungsministerin in die Politik, seit November 2017 ist sie Abgeordnete zum Nationalrat. Hammerschmid hatte sich auch für das Rektorat der Uni Salzburg beworben, schaffte es dort aber nicht in den Dreier-Vorschlag.

Sonja Hammerschmid Bild: APA

 

 

 

Martin Fritz

Der 1963 geborene Kärntner ist Jurist. In seiner Zeit als „Festival der Regionen“-Leiter (2004–2009) beschäftigte er sich eindringlich mit den kulturellen/künstlerischen Bedürfnissen in Linz und Oberösterreich. Er war unter anderem Generalkoordinator der Kunstbiennale „Manifesta 4“ in Frankfurt, 2016 wurde er Rektor der renommierten Merz-Akademie in Stuttgart.

Martin Fritz Bild: KK

 

 

 

Brigitte Hütter

Seit 2017 ist sie stellvertretende Rektorin der Johannes Kepler Universität. Davor leitete die 1972 in Ried im Innviertel geborene Juristin, die auch Wissenschafts- und Universitätsmanagement studiert hat, interimistisch die Salzburger Universität Mozarteum. Bei der aktuellen Suche nach einem neuen Rektorat für die Uni Salzburg hat es Hütter ebenfalls in den finalen Dreier-Vorschlag geschafft.

Brigitte Hütter Bild: JKU

 

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