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Ein Lied, so still, dass es die ganze Welt hören kann

Von Manfred Wolf, 24. Dezember 2018, 00:05 Uhr
Bild: colourbox.com

Zu Weihnachten vor 200 Jahren wurde zum ersten Mal "Stille Nacht! Heilige Nacht!" gesungen. Heute Abend werden es weltweit hunderte Millionen Menschen singen.

Oberndorf, 24. Dezember 1818. Wieder geht ein Jahr voller Entbehrungen und bitterer Armut zu Ende. Noch immer sind die Menschen von den Napoleonischen Kriegen gebeutelt. Unwetter, Ernteausfälle, Hunger und Kindersterblichkeit prägten die Vergangenheit.

In der alten Kirche St. Nikolaus (die später wegen Hochwasserschäden abgerissen werden musste) treffen sich die Menschen zur Mette. Danach singen sie ein Lied, das ihnen Pfarrer Joseph Mohr geschenkt hat: "Stille Nacht! Heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht …" Zum ersten Mal wird das Lied also gesungen – ein Hoffnungsschimmer, den Franz Xaver Gruber in eine Melodie kleidete. "Die Menschen zeigten sich gerührt und haben es mit Beifall bedacht", schrieb Gruber Jahre später in Erinnerung an diese Nacht. Von hier aus verschafft es sich in den folgenden Jahren Gehör in der ganzen Welt.

Joseph Mohr Bild: Archiv

Oberndorf, 24. Dezember 2018.

Auch heute wird das Lied in der neuen Kirche St. Nikolaus (übrigens baugleich mit jener von Linz-Kleinmünchen – nur der Turm ist auf der anderen Seite) wieder gesungen. Auch heute geht das Lied wieder weit über die Grenzen hinaus: Die Messe wird im Radio übertragen. Pfarrer Nikolaus Erber beantwortet daher seit Tagen Anfragen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Das unterstreicht die Bedeutung dieses Jubiläums. "Ja, es bewegt einen, und es wird einem warm ums Herz, wenn alle gemeinsam einstimmen", sagt er. Für ihn zeigt sich in dem Lied die Präsenz Gottes in jedem Menschen – und zwar ausnahmslos. Immerhin, so steht es in der vierten Strophe: "... als Bruder huldvoll umschloss Jesus, die Völker der Welt."

So sieht es auch Elisabeth Seidlmann. Sie ist Pfarrassistentin in Hochburg-Ach, jener Gemeinde, aus der Franz Xaver Gruber stammte. Sie führt heute durch die Mette. Auch sie wird auf die bewegende Entstehungsgeschichte des Liedes eingehen. Und auf die Sehnsucht nach Hoffnung, die einst die Menschen in Oberndorf vor 200 Jahren einte. Denn diese sei, sagt sie, auch heute noch präsent. Auch wenn sie oftmals nichts mit Monetärem zu tun hat. Die Sehnsucht, sagt sie, zeige sich heute vielmehr als Isolation, Krankheit, Suche nach Geborgenheit – in der Familie ebenso wie in einem fremden Land.

Franz Xaver Gruber
Franz Xaver Gruber Bild: OON

"Stille Nacht!" Heilige Nacht!" solle Bescheidenheit ans Tageslicht bringen. "Mit Wohlstand kann ich ein Stück weit glücklich sein", sagt Seidelmann. "Das große Glück finde ich aber woanders, wenn man bei Menschen ist und für sie da ist."

Für Elisabeth Seidelmann wird es wieder ein Gänsehautmoment werden, wenn alle gemeinsam in der Mette "Stille Nacht! Heilige Nacht!" singen. So wie vor 200 Jahren, am 24. Dezember 1818 in Oberndorf.

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1816 schrieb der Salzburger Hilfspfarrer Joseph Mohr die sechs Strophen in Mariapfarr. Am 24. Dezember 1818, Mohr war mittlerweile in Oberndorf, bat er seinen Freund Franz Xaver Gruber – der Oberösterreicher war Lehrer in einer Nachbargemeinde –, es zu vertonen.

Alles über die Zeit und Umstände, als das Lied entstand, lesen Sie hier: Sechs Strophen des Friedens

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Das Lied zum Mitsingen und Mitspielen

Download zum Artikel

 

2. Strophe

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Gottes Sohn! O wie lacht
Lieb’ aus Deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund;
Jesus! in Deiner Geburth!
Jesus! in Deiner Geburth!

3. Strophe (im Original die 6.)

Stille Nacht! Heil’ge Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch den Engel Halleluja!
Tönt es laut bey ferne und nah:
Jesus der Retter ist da!
Jesus der Retter ist da!

Das Evangelium nach Lukas (Kapitel 2)

In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er sollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.

Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.

Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe/und auf Erden ist Friede/bei den Menschen seiner Gnade.

 

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1  Kommentar
1  Kommentar
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mitdabei (1.702 Kommentare)
am 24.12.2018 09:59

Es ist bereits überladen, die "Geschichteaufbereitung" des Liedes. Ich denke eher zurück, wie vor 200 Jahren europäische Staaten in anderen Kontinenten geplündert, geraubt, gestohlen haben. Dadurch wurde den Menschen in diesen unterjochten Ländern die Vergangenheit, ihre Identität genommen. Heute stehen diese Objekte in europäischen Museen. Irgendwann - und das kann man mit offenen Augen erkennen - wird es Kriege geben, weil sich diese nachkommenden Generationen ihre Geschichte zurückholen werden. Weil das Zurückgeben nicht freiwillig im Voraus geschieht, ist Europa für diese Kriege verantwortlich!

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