Aktionäre rebellieren gegen Ferien-Anbieter Hapimag
BAAR/WIEN. 10.000 Österreicher haben sich an der Schweizer Firma beteiligt.
Kritische Aktionäre des Schweizer Ferien-Anbieters Hapimag steigen nach "fragwürdigen Vorgängen" auf die Barrikaden und haben für die Generalversammlung am 25. April einen Antrag auf Sonderprüfung eingebracht. Unter den rund 110.000 Aktionären befinden sich auch 10.000 aus Österreich.
War das "Timesharing"-Modell mit Ferienwohnungen in den 2000er-Jahren noch lukrativ, so seien die Jahresgebühren und Nebenkosten in den vergangenen Jahren "dramatisch explodiert", sagte gestern, Montag, der Obmann der Vereinigung Hapimag Ferienclub für Aktionäre (HFA), Frank Dorner. HFA vertritt rund 6000 Hapimag-Aktionäre in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Ein Großteil der Aktionäre sind Pensionisten.
Ausstieg kaum möglich
Zahlreiche Gesellschafter seien unzufrieden und wollten aussteigen beziehungsweise ihre Aktien loswerden, was aber fast unmöglich sei, sagt Dorner. Hapimag sei nur verpflichtet, Aktien im Ausmaß von zehn Prozent der Neuverkäufe zurückzunehmen. Neue Aktien würden aber kaum verkauft. "Wegen des teuren Hapimag-Urlaubs wollen auch die Nachkommen die Aktien nicht einmal mehr geschenkt, aber die inzwischen in die Jahre gekommenen Alt-Aktionäre können dennoch nicht aussteigen", kritisiert der Aktionärsvertreter.
Wer bei Hapimag eine Aktie hält, kann in einem der 53 Apartment-Resorts in 16 Ländern urlauben. In Österreich verfügt der Wohnrechts-Anbieter über sieben Ferienanlagen. "Der Anreiz früher war, dass man mit relativ wenig finanziellem Aufwand in Ferienanlagen in guten Lagen Urlaub machen konnte", sagt Dorner. Doch inzwischen habe sich der Jahresbeitrag auf 300 Euro verdreifacht, und auch die Nebenkosten vor Ort seien stark gestiegen.
Trotz deutlich höherer Kosten für die Aktionäre reiche das Geld nicht, und Anlagen seien verschleudert worden, sagt Dorner. So habe der Schweizer Ferien-Anbieter zwei Anlagen in Kärnten "gravierend unter Wert verkauft" – und das, obwohl das Unternehmen hohe Verluste schreibe und das Eigenkapital schrumpfe.
Sonderprüfung nach Verlusten
Der konsolidierte Umsatz von Hapimag sank 2016 von umgerechnet 193,4 auf 188,4 Millionen Euro. Das Jahresergebnis lag mit 800.000 Euro zwar in den schwarzen Zahlen, der Mutterkonzern Hapimag AG schrieb aber einen Verlust von 15 Millionen Euro.
Die Firma erklärt das mit Wechselkurseffekten. "Hapimag steht gut da", so Verwaltungsratspräsident Giatgen Peder Fontana in der Schweizer "Tagesanzeiger-Sonntagszeitung". Er hält die Sonderprüfung für "unnötige Vergangenheitsbewältigung, die nichts von Belang zutage fördern wird". Man habe alle Fragen der Aktionäre mehrfach schriftlich beantwortet und wolle die Korrespondenz der Generalversammlung offenlegen.
Cordia-Pleite
Die aktuellen Probleme bei Hapimag erinnern ein wenig an die Turbulenzen beim österreichischen Ferienclub-Anbieter Cordial mit Sitz in Linz, wobei es diesen und dessen Anleger im Vorjahr viel heftiger erwischt hat.
Ende Oktober ist die Ferienhotel-Gruppe pleite gegangen, 6300 Clubmitglieder sind betroffen. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung läuft. Die Sanierungsplan-Tagsatzungen finden am 22. und 23. März am Landesgericht Linz statt.
Der Jahresbeitrag ist doch viel weniger das Problem als die deutlich angestiegenen Nebengebühren bei jeder Buchung. Um diese Kosten kann man meistens schon ähnliche Apartments am freien Markt buchen.