ÖBB-Schaffner, ein aussterbender Beruf
LINZ/WIEN. Die ÖBB stellen ab Dezember den gesamten Regionalverkehr in Österreich auf Selbstbedienungsstrecken um. Zugbegleiter werden damit zur aussterbenden Spezies.
Schon vor Monaten geisterten Meldungen durch die Medien, die ÖBB schaff-ten die Schaffner ab. 300 Posten sollen in den nächsten Jahren in diesem Bereich gestrichen werden.
Dies wird damals wie heute von den ÖBB dementiert. Nur natürliche Abgänge würden nicht nachbesetzt – das seien 30 bis 50 Personen pro Jahr.
Doch über das Hintertürl der Umstellung der Selbstbedienungsstrecken wird die Zahl der 1500 Zugbegleiter dennoch reduziert bzw. das Berufsbild Richtung Kontrolleure verändert. Zwei Drittel der 1500 heimischen Zugbegleiter arbeiten bisher auf Regional- oder Nahverkehrszügen, der Rest im Fernverkehr, wo es schon jetzt Bedarf an zusätzlichen Kräften gibt.
Keine Schaffner-Tickets
Doch was bedeutet das Umstellen auf Selbstbedienungsstrecken für den Kunden? Laut ÖBB werden schon jetzt 60 Prozent des Nah- und Regionalverkehrs österreichweit als Selbstbedienungsstrecken geführt. Mit Fahrplanwechsel am 12. Dezember wird mit einem Schlag der Rest umgestellt. Das bedeutet, der Fahrgast muss mit einer gültigen Fahrkarte zusteigen – so es an seiner Zustiegshaltestelle einen Fahrkartenautomaten gibt.
Der Ausbau der Fahrkartenautomaten wird derzeit vorangetrieben: Laut ÖBB-Personenverkehrspressesprecher Thomas Berger wird es im Dezember an 90 Prozent der Stationen einen Automaten geben.
Die Zugbegleiter sind dann angehalten, zu kontrollieren und gegebenenfalls kompromisslos zu strafen. Die ÖBB nennen das „einnahmenssichernde Akzente setzen“. Ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag entgeht dem Personenverkehr jährlich durch Schwarzfahrer.
Zugbegleiter sagen, die Umstellung mache sie zwar nicht über Nacht arbeitslos, sie würden aber weiter reduziert und zu reinen Straforganen gemacht. Wer bisher ohne gültige Karte angetroffen wurde, konnte mit drei Euro Aufschlag die Karte beim Schaffner nachkaufen. Künftig müssen Schaffner kompromisslos den Strafpreis von 65 Euro verlangen. Wird nicht sofort bezahlt, kommen 30 Euro Aufschlag dazu.
Vida-Gewerkschafter Reinhold Entholzer sieht ebenfalls keine Serviceverbesserung. „Geschickter wäre es, die Zugbegleiter selbst entscheiden zu lassen, ob sie strafen oder die Karte verkaufen.“ Die ÖBB sehen hingegen ein verbessertes Service. „Auskünfte an den Kunden werden nicht durch das betrieblich notwendige Aussteigen an der nächsten Station unterbrochen“, erklärt Berger.
Zudem werde es Kurse geben, damit die Zugbegleiter nicht nur Tarif- und Anschlussauskünfte, sondern auch einfache touristische Infos geben können. Er sieht auch die Schaffner nicht aussterben.
95€ reichen der ÖBB nicht. Dabei ist mir eigentlich nur ein Missgeschick passiert. Ich habe meine Monatskarte vor Fahrantritt in die falsche Tasche gesteckt, und bin so in Wien in der S-Bahn in eine Fahrkartenkontrolle geraten. Da habe ich wirklich noch geglaubt, mit einer gewissen Nachsicht durch die ÖBB zu rechnen zu können. Obwohl ich zu Hause den Fahrschein eingescannt (mit Kontoauszug über die Online Bezahlung) und an die zuständige „Fahrgeldnachforderung“ gemailt habe, gab es nur die erneute Aufforderung 95€ zu zahlen. Auf meine Bitte hin, die ÖBB Richtlinien zu überprüfen (ob es für vergessene und nachgewiesene Fahrscheine nicht eine geringere Gebühr gibt, da hier lediglich der Hinweis steht „Teilt ein Reisender nicht mit, dass er keinen gültigen Fahrschein hat“) kam jetzt das Mahnschreiben des Inkassobüro mit der Forderung von 154,18€ (Einzelfahrpreis in Wien 1,80€).
Deshalb weg mit dem Monopol der ÖBB. Mehr Wettbewerb und mehr Kundenfreundlichkeit bei der Bahn.
...noch eine Fahrkarte kaufen wenn im schlimmsten Fall 3 Euro Zuschlag drohen und die Wahrscheinlichkeit ohne Ticket erwischt zu werden bei 1:100 liegt? Bei der Linz AG "kostet" es auch 50 Euro - da gibt es auch nur Automaten. Da scheint auch niemand ein Problem mit der Technik zu haben - wie beim Handy übrigens auch nicht.
Anstatt sich zu freuen daß bei den ÖBB das Personal weniger wird.....
Eines ist halt auch klar: Ehrenamtlich wird die Arbeit keiner machen. Schon gar nicht angesichts der wachsenden Zahl von tätlichen Übergriffen auf Schaffner, Busfahrer, etc.
Die ZugbegleiterIn sind oft wegen Unkündbarkeit und Pragmatisierung weiterhin zu beschäftigen.
Künftig werden sie zu Amtskappeln äh Kontrollorganen herabgestuft anstatt an einem positiven und serviceorientiertem Kundengefühl mitzuwirken.
Selbstfahrstrecken benötigten bislang auch eine technische Ausstattung an Zügen: barrierefreiheit (keine Einstiegsstufen) und Videoüberwachung. Ohne der ging bislang gar nichts und so wurden - wie berichtet - bislang Zuginsaßen rauskomplimentiert, wenn ein Zugbegleiter ausfiel. Wieviel kostet dieser - dennoch gefährliche, da nicht vollwertige - technische Ersatz im Vergleich zum bisherigen menschlichen Service? Wer haftet, wenn der Kunde buchstäblich unter die Räder kommt?
Obwohl durchaus EDV- und technikaffin, schaffte ich nicht, die Funktionsweise der Automaten zu durchschauen.
Auch ein ÖBB-Mitarbeiter konnte die gewünschte Kombination an Ermäßigungskarten nicht erfassen und schickte mich erst recht zum Schalter. Ergebnis: Zug ist abgefahren.
Bis jetzt konnte man im Zug den Schaffner fragen, wie es mit etwaigen Anschlüßen beim Umsteigen ausschaut (z.B. nächste Busverbindung usw.). Die meisten Schaffner haben gerne Auskunft gegeben und man hat sich langes Herumfragen und Suchen erspart. Gerade wenn man eine Strecke nicht so oft gefahren ist und der Bahnhof nicht besetzt war.
Jetzt gibt es bald niemanden mehr, den man fragen kann, wenn man ortsunkundige ist. Ist das wirklich im Sinne der ÖBB ?
Gerade ältere Leute oder auch Personen mit Behinderung können nicht immer herumlaufen und suchen, wie sie weiterkommen und wo sie genau umsteigen müssen. Auch hat nicht jeder einen Internetanschluß, wo er sich vorab informieren könnte. Und sogar dann muss man damit rechnen, dass nicht alle Baustellen oder sonstige Behinderungen aufgeführt sind. Dann steht man erst wieder da und bräuchte eine Auskunft.
Aber woher bekommen, wenn keine Ansprechperson mehr da ist.
sind nicht im Sinne der ÖBB: Die stören nur und werden daher zum Aussteigen aufgefordert.
Bingo
1. Es gibt Automaten, die stehen (standen?) in der prallen Sonne - wegen der Blendwirkung keine Chance, eine Karte zu lösen. Glaubt mir das der Zugbegleiter?
2. Es gibt Bahnhöfe, z.B. Schlüßlberg, da steht nur an einem Bahnsteig ein Automat, der Bahnsteig für die Gegenrichtung hat keinen Automaten! Also rüber (400 Meter?)und wieder zurück - keine Chance, wenn man nur 5 Min. Zeit hat!
3. Die Automaten sind umständlich zu bedienen, z.B. muss man, um eine Rad-Tageskarte zu lösen, wieder ins Startmenü zurückkehren, obwohl man vorher schon einen Fahrschein gelöst hat. Die Automaten sind langsam, es dauert bis Karte, bzw. Zahlungsbestätigung ausgedruckt werden.
4. Vorverkaufskarten, z.B. 5er Block Rad-Tageskarte gibt es nicht!
5. Was tun, wenn der Zug schon da ist, und man schafft es nicht, eine Karte zu kaufen? 1 oder 2 Std. warten bis zum nächsten Zug? Oder "kriminell"= Schwarzfahrer werden?
Es geht auch besser: Salzburger Lokalbahn, z.B. Salzburg - Lambrechtshausen/Trimmelkam
das ist nur eine abzocke der öbb.
die schaffner (zugbegleiter) werden trotzdem in jedem zug auffindbar sein.
hier geht's der öbb nur um die 65 bzw. 95 euro.
die jüngeren und älteren in bauerndörfern werden sich kaum auskennen beim automaten und werden am anfang die karte im zug lösen, aber da ist dann gleich der freundliche schaffner mit einer 65 euro strafe oder einem 95 euro zahlschein.
eigentlich ist der schaffner wieder der arme, der kann sich ab dezember was anhören in den zügen mit seinen kompromisslosen strafen.