Porno-Dreh in Hörsching - "Es hätte jede Kirche treffen können"
HÖRSCHING. Hörschinger Pfarradministrator Bernhard Pauer im OÖN-Gespräch - Der heimliche Sex-Dreh in dem Gotteshaus dürfte sich im Sommer 2013 ereignet haben.
"Ich weiß nicht, was Menschen, die so etwas tun, im Kopf umgeht", sagt Bernhard Pauer (57). Seit fünf Jahren ist der gebürtige Burgenländer Pfarradministrator in Hörsching. Jetzt hat er seinen Urlaub unterbrochen, um "Krisenmanagement" zu betreiben. Denn die Pfarrmitglieder seien "zutiefst irritiert" von der Entwürdigung der Pfarrkirche durch ein heimlich gedrehtes Erotik-Video (die OÖN haben berichtet).
OÖN: Wann haben Sie davon erfahren?
Bernhard Pauer: Am 10. Juni nach der Sitzung des Pfarrgemeinderates. Da sind die Vorfälle erstmals angesprochen worden. Als man mich darüber informiert hat, konnte ich es nicht glauben. Dann bin ich der Sache nachgegangen und habe die Polizei eingeschaltet.
Haben Sie das Video gesehen?
Ich habe es mir nur schildern lassen. Und ich frage mich schon: Wieso ist das nicht früher bekannt geworden? Unter Hörschinger Schülern soll es schon seit mehreren Monaten kursiert haben. Aber nicht einmal der Direktor hat etwas gemerkt.
Wann ist es gedreht worden?
Das dürfte im Sommer 2013 gewesen sein. Dafür gibt es zwei Indizien: Erstens ist auf dem Video das alte "Gotteslob" zu sehen, das erst im November 2013 neu herausgegeben wurde. Zweitens spricht der Lichteinfall für den Sommer, draußen war es sehr hell.
Warum hat es ausgerechnet Ihre Kirche "getroffen"?
Ich denke, im Prinzip hätte es jede Kirche treffen können. Die Polizei ermittelt gegen eine unbekannte junge Frau. Möglicherweise stammt sie aus Hörsching oder ist hier zugezogen. Sie wird bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.
Wie konnten die "Dreharbeiten" unentdeckt bleiben?
Die Kirche steht von der Früh bis gegen 21 Uhr für alle offen. Außerdem dürften diese Leute wenig Aufhebens gemacht haben. Das war keine Film-Crew mit großem Equipment, das kann man mit jedem Smartphone aufnehmen. Dazu genügt eine ganz kleine Gruppe. Wahrscheinlich haben sie den günstigsten Moment abgewartet, als niemand in der Kirche und auf dem Friedhof war.
Werden Sie die Pfarrkirche nach diesen Vorfällen stärker sichern?
Nein, sie soll weiter offen bleiben. Kirchen- und Friedhofsbesucher bitte ich aber, auffällige Beobachtungen künftig sofort zu melden.
Was ist jetzt Ihre größte Sorge?
Dass diese Szene durch die öffentliche Aufmerksamkeit forciert wird, dass Nachahmungstäter auftreten. Offenbar gibt es Menschen, die so einen "Kick" genießen.
Stellt sich nach solchen Vorfällen nicht die grundsätzliche Frage, was uns der Glaube heute noch wert ist?
Es geht darum, ob das Gottesbewusstsein in der Gesellschaft noch lebendig ist, ob wir Christen nicht in einem falschen Sinn zu duldsam geworden sind. In einer Moschee wäre so etwas undenkbar.