Altenbetreuerin bei Kundgebung in Braunau attackiert
BRAUNAU. Zuerst Schmährufe, dann Kaffee ins Gesicht: 47-jährige Innviertlerin schockiert über Vorfall.
Der Schrecken sitzt bei Rosina M. *) noch tief. Am Sonntag kurz nach 18 Uhr war die Volkshilfe-Mitarbeiterin in ihrer Dienstkleidung im Braunauer Stadtzentrum von Teilnehmern einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen attackiert worden.
Gegen 17 Uhr hatten sich rund 300 Menschen auf dem Stadtplatz zu einer unangemeldeten Versammlung getroffen, ehe sie die Innbrücke blockierten. Rund eine Stunde später verließ die Altenfachbetreuerin gerade das Haus eines Klienten, um zu einem weiteren Termin zu gehen.
In einer Seitenstraße des Stadtplatzes kam es dann zu dem Zwischenfall: Vier bis fünf Demonstranten, 20 bis 30 Jahre alt, seien es gewesen, die sie zunächst mit Schmährufen bedachten. "Bill Gates und solche wie du sind schuld, dass wir jetzt die Impfpflicht in Österreich kriegen", riefen die Demonstranten ihr zu. Anschließend schüttete einer von ihnen der Sozialbetreuerin einen Becher Kaffee ins Gesicht.
Sie sei derart schockiert darüber gewesen, dass ihr die Worte fehlten. "Ich ging einfach weiter." Der Enkel ihres Klienten, den sie gerade besucht hatte, begleitete die 47-Jährige schließlich zu ihrem Auto. "Alleine hätt’ ich mich das nicht mehr getraut", sagt sie.
"Das ist nun die Spitze der Eskalation, so etwas ist bisher noch nie passiert", sagt Bernhard Gruber, Geschäftsführer der Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH. "Dass Menschen aufgrund ihrer Berufsausübung anagitiert werden, macht mich persönlich betroffen." Gruber sieht ein "trauriges Indiz der derzeitigen Situation in der Gesellschaft". Er wolle kein Öl ins Feuer gießen, sagt er. "Die Leute sollten aber innehalten und nachdenken, was da abläuft, und darüber reflektieren, ob das gescheit ist."
Stelzer: "Übergriffe untragbar"
„Das Corona-Virus und die damit verbundenen Einschränkungen und Belastungen zehren an den Kräften aller Menschen im Land. Manche zeigen aktuell ihren Unmut indem sie das Demonstrationsrecht nutzen. Die Übergriffe in den letzten Tagen im Umfeld von Demonstrationen, sind jedoch untragbar und eine klare Grenzüberschreitung. Wir werden nicht zulassen, dass Menschen bedrängt und attackiert werden. Die berichteten Übergriffe auf das Gesundheits- und Pflegepersonal und Journalistinnen und Journalisten werden wir nicht tolerieren und sind auf das schärfste zu verurteilen. Ich fordere die Organisatoren von Demos dazu auf, alles zu unternehmen, um solche Übergriffe zu unterbinden“, betont Landeshauptmann Stelzer.
*) Name von der Red. geändert