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Krebserkrankung als Armutsrisiko: "Soziale Probleme werden unterschätzt"

Von Barbara Rohrhofer, 14. Jänner 2025, 15:57 Uhr
Das war los
Bild: OÖN-Grafik

LINZ / WIEN. Krebsreport 2024: Mediziner fordern effektiven Kündigungsschutz für Betroffene

40 Prozent der Menschen in Österreich, die an Krebs erkranken, sind zwischen 15 und 65 Jahre alt, stehen also mitten im Berufsleben. Da die Heilungschancen bei Krebs mittlerweile erfreulicherweise bei 50 bis 60 Prozent liegen, geht es bei vielen Betroffenen früher oder später um den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben. "75 Prozent fühlen sich aber nicht in der Lage, zeitnah wieder in den Beruf einzusteigen", sagt Kathrin Strasser-Weippl vom Zentrum für Onkologie im Wilhelminenspital Wien und wissenschaftliche Leiterin des Krebsreports, der gestern in Wien präsentiert wurde. Laut neuesten Zahlen schaffen es 77 Prozent der Betroffenen nach zwei Jahren wieder, ihrem Beruf nachzugehen, 23 Prozent gelingt dies allerdings nicht. Die damit verbundenen sozialen Probleme würden unterschätzt.

Erschöpfung als Nebenwirkung

"Es ist klar, dass längerdauernde Therapieformen, insbesondere intensive Chemotherapien, einen enormen sozialen Druck auslösen", sagte Ansgar Weltermann, Ordensklinikum Linz und Leiter des Tumorzentrums OÖ, bei einer Pressekonferenz. Krebsbehandlungen würden nicht selten ein anhaltendes Erschöpfungssyndrom, die sogenannte "Fatigue", auslösen. Andere Patienten würden über Konzentrationsstörungen klagen, die auch als "Chemo-Brain" bezeichnete Nebenwirkung einer Chemotherapie.

"All das hat Auswirkungen auf das soziale Leben und Erleben. Wir wissen aus Erfahrung, wie belastend die langfristigen sozialen Folgen der Krebserkrankung sind und dass diese manchmal schwerer wiegen als die Krebserkrankung selbst. Der chronische Stress, der dadurch ausgelöst wird, kann den Erfolg der Behandlung negativ beeinflussen."

Sicheres Netz für Betroffene

Damit die Menschen aufgrund einer Krebserkrankung nicht den Arbeitsplatz verlieren, forderten die Experten der Krebshilfe und der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie einen effektiven Kündigungsschutz im Krankenstand. Zudem sollten Dienstgeber eine Wiedereingliederungsteilzeit gewähren müssen. Diese Möglichkeiten seien aber nicht allen Betroffenen bekannt und die Dienstgeber seien derzeit nicht verpflichtet, dieser Möglichkeit zuzustimmen. Um Krebspatienten zu helfen, "die durch die Krankheit unverschuldet in finanzielle Schieflage geraten sind", habe man vor zehn Jahren einen Soforthilfe-Fonds eingerichtet, berichtete Krebshilfepräsident Paul Sevelda. Daraus zahlte die Österreichische Krebshilfe bisher 3900 Patienten 3,4 Millionen Euro aus.

Palliativbetreuung ausbauen

Für Betroffene, bei denen eine Heilung nicht mehr möglich sei, müsse man die Hospiz- und Palliativversorgung dringend ausbauen, sagte Eva Katharina Masel von der Österreichischen Palliativgesellschaft.

Dafür wurden vom Nationalrat und Bundesrat ein Fonds eingerichtet und bis dato 108 Millionen Euro an die Bundesländer ausgezahlt, erklärte sie. Im Burgenland, in Kärnten, Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg würden damit die stationäre und mobile Palliativ- und Hospizbetreuung erweitert oder zumindest der Bedarf dafür erhoben. Was mit dem Geld passierte, sei aber nicht überall nachvollziehbar, hieß es. Aus den anderen drei Bundesländern habe man nämlich auf Anfrage keine Information erhalten, wofür das vom Bund überwiesene Geld genutzt werde.

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Autorin
Barbara Rohrhofer
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Barbara Rohrhofer

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7  Kommentare
7  Kommentare
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Orlando2312 (22.992 Kommentare)
vor 4 Stunden

Nicht Betroffene können sich gar nicht vorstellen, was so eine Diagnose mit einem Patienten macht. Krebs? Was geschieht jetzt mit mir? Gibt es noch wirklich eine Zukunft?

Einige Mitpatienten wurden schon nach kurzer Zeit vom AG gekündigt, einer schon nach drei Wochen. Er heulte wie ein kleines Kinde beim Gedanken an Frau und Kind. Und in dieser Situation, wo du sowieso nur verzweifelt bist, zieht dich die Gewissheit, dass deine Familie plötzlich auch ohne entsprechendes Einkommen dasteht nur noch weiter runter.

Dabei endet die EFZ durch den AG eh schon nach wenigen Wochen.

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Penetrant (253 Kommentare)
vor 6 Stunden

Als es bei mir los ging hat mich der Staat komplett fallen lassen. Keine Unterstützung von der PVA oder AMS oder GKK
Es ging immer nur darum das man so wenig Geld wie möglich bekommt. Familie hat mich unterstützt ansonsten wäre ich heute auf der Straße.

Sozialstaat gibt's nur auf den Papieren

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Melinac (3.442 Kommentare)
vor 9 Stunden

Nach neuesten Meldungen steigen die Krebserkrankungen! Eine Onkologie Ärztin sagte einmal, da ich im Sozialbereich auch arbeite, der Krebs ist die Geißel der Menschheit!

Viele kämpfen und einigen gelingt es ihn zu
vernichten! Ich hoffe sehr, dass das neue Medikament, die Krebsspritze bald auch bei uns einsetzbar wird!!🙏🙏

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helmutspeil (418 Kommentare)
vor 10 Stunden

Geld gibt man lieber für Fernreisende aus

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amha (13.242 Kommentare)
vor 10 Stunden

Alles soweit richtig und nachvollziehbar! Dass man jedoch die Schicksale der Krebspatienten den Klein- und Kleinstunternehmen* umhängen will, ist schlicht vertrottelt!

*) Im Jahr 2022 zählten rund 601.300 Unternehmen in der marktorientierten Wirtschaft zu den KMU , das sind 99,8 Prozent aller heimischen Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft. Bei rund 92 Prozent der KMU handelte es sich um Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten. Quelle Sozialministerium

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (31.035 Kommentare)
vor 9 Stunden

Klein- und Kleinstbetrie bis 50 Mitarbeiter erhalten von der AUVA ab dem 11. Krankenstandstag einen Zuschuss zur Entgeltfortzahlung. Je nach Betriebszugehörigkeit geht dann bald die EFZ auf 50 und dann 0% zurück und die Krankenkasse übernimmt für ein Jahr das Krankengeld...

Kündigungen im Krankenstand führen nicht zur Vermeidung der EFZ.

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amha (13.242 Kommentare)
vor 9 Stunden

"Zudem sollten Dienstgeber eine Wiedereingliederungsteilzeit gewähren müssen" - theoretisch ganz einfach; praktisch im Klein-/Kleinstbetrieb unmöglich.

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