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"Babyface": Jugendbande verkaufte in Linz Drogen um 1,7 Millionen Euro

Von Verena Gabriel, 23. August 2024, 13:46 Uhr
Die Dealer agierten vor allem im Linzer Kaplanhof- und Rathausviertel, wo ein Großteil von ihnen wohnt. Die Gruberstraße (am Bild) trennt die beiden Stadtviertel. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Die Ermittler sprechen von "mafiösen Strukturen", eine AirBnB-Wohnung in der Linzer Innenstadt diente als Drogenbunker, der 20-jährige Bandenchef prahlte mit seinem luxuriösen Lebensstil.

Die "kriminelle Energie", die von einer Gruppe junger Linzer ausging, erstaunte sogar erfahrene Drogenfahnder. Die Burschen, die teils noch minderjährig waren, brachten illegale Drogen im Wert von mehr als 1,7 Millionen Euro unter die Leute. Die Bande habe nachweislich 184 Kilogramm Cannabiskraut und zwei Kilogramm Kokain im Stadtgebiet verkauft, berichtete die stv. Leiterin des Linzer Kriminalreferats, Barbara Krenn, am Freitag. Die 20 Festgenommenen sind zwischen 15 und 24 Jahre alt und fast ausschließlich Österreicher mit Migrationshintergrund. Einer von ihnen ist der Drahtzieher der hochprofessionellen, hierarchisch organisierten Drogengeschäfte: Es handelt sich um einen 20-Jährigen mit afrikanischen Wurzeln. 

Fünf junge Männer sitzen bereits hinter Gittern. Der Haupttäter wurde rechtskräftig zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt, sagte der Vizepräsident des Landesgerichts Linz, Walter Eichinger. Vier weitere Täter (18, 20 und 23 Jahre), die als Portionierer und als "Bunkerhalter" fungiert haben, erhielten drei bzw. dreieinhalbjährige Freiheitsstrafen. 

Hinweise aus der Bevölkerung

Dieter Csefan, der die Einsatzgruppe Jugendkriminalität im Bundeskriminalamt leitet, lobte die "großartige Arbeit" der Linzer Kriminalisten. Ins Rollen gekommen war die Causa im November 2023. Hinweise aus der Bevölkerung, wonach junge Drogendealer im Kaplanhofviertel und Rathausviertel am Werk seien, häuften sich. Schnell zeigten die Ermittlungen in der Causa "Babyface", dass die Burschen auch in anderen Gegenden agierten. Eine 17-Jährige wurde etwa am Hauptbahnhof bei einer Routinekontrolle mit "Gras" erwischt, und führte die Polizisten schließlich zum Dealer. 

Ein Raubopfer, das sich als Täter entpuppte

Auch vor Gewalt schreckten die jugendlichen Täter nicht zurück: Krenn berichtete von einem Raubüberfall, der sich kurz vor Neujahr ereignet hatte. Eine Mutter meldete der Polizei, dass ihr 15-jähriger Sohn ausgeraubt worden sei. Nachdem vier Täter zwischen 16 und 25 Jahren im Stadtpark gefasst worden waren, stellte sich heraus, dass das vermeintliche Opfer (15) ein Teil der Bande war. Er habe seine Käufer auch mit Erpressungen dazu verleitet, selbst straffällig zu werden. Weil der 15-Jährige ständig mit hohen Bargeldbeträgen prahlte, wollte ihm das Quartett offenbar einen "Denkzettel" verpassen. 

"Sehr gefährlich"

Der 16-Jährige hatte bei dem Raub ein sogenanntes Kampfmesser sowie ein Taschenmesser und einen Schlagring dabei. "Das untermauert die Gefährlichkeit, die von der Gruppe ausging", sagte Krenn. Neben Überfällen, Drogendelikten und Erpressungen gehen auch Einbruchsdiebstähle oder Vergehen nach dem Waffengesetz auf das Konto der "Babyface"-Tätergruppe. 

Wie der "Boss" ausgeforscht wurde

Die mafiöse Struktur, wie die Chefermittler sagten, kam erst nach und nach zum Vorschein. Zunächst wurden acht weitere Teenager und junge Erwachsene ausgeforscht. Manche organisierten den Straßenverkauf, andere fungierten als sogenannte "Bunkerhalter". Die Einvernahmen führten schließlich zum Kopf der Bande, den 20-jährigen Österreicher mit afrikanischen Wurzeln, sowie zu zwei Wohnungen in der Innenstadt, in denen die Drogen gelagert wurden. Er habe sich durch den Drogenhandel einen exklusiven Lebensstil ermöglicht, der sich unter anderem in seiner luxuriösen Markenkleidung gezeigt habe, berichtete Barbara Krenn. 

Der Drahtzieher sei mehrmals nach Deutschland geflogen, um den Schmuggel nach Österreich zu organisieren. Die Pakete wurden per Zug in Hartschalenkoffern transportiert. Danach wurden diese mit einem BMW 525, der ebenfalls sichergestellt wurde, zu den Bunkerwohnungen gebracht. 

Ein 23-Jähriger gab zu, seine Wohnung als Lager für 112 Kilogramm Cannabis und einem Kilogramm Kokain zur Verfügung gestellt zu haben. Eine weitere Wohnung, die als AirBnB-Unterkunft getarnt war, diente auch zum Portionieren der aus Deutschland eingeführten Drogenpakete. Sie gehörte einem 23-jährigen Portugiesen. Mit den Festnahmen von zwei 17-Jährigen und einem 23-Jährigen sehen die Ermittler die "Führungsebene" komplettiert. Außerdem hat die Polizei hunderte Abnehmer ausgeforscht, die Jüngsten von ihnen waren erst 14. 

"Brutalität hat zugenommen"

Das Problem der Jugendkriminalität sei vor allem in den Ballungsräumen sehr präsent: "Je größer die Stadt, desto mehr Anzeigen bei Minderjährigen gibt es". Bei den 10 bis 14-Jährigen habe sich die Zahl der Anzeigen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt, so Csefan vom BKA. "Vor allem die Intensität und Brutalität der Delikte hat zugenommen." Ziel sei es in diesen Fällen, Drahtzieher ausfindig zu machen und schnell und konsequent Maßnahmen zu setzen. Ob eine Herabsetzung des Alters bei Strafmündigkeit sinnvoll wäre, wollte er nicht beantworten. "Es wäre nur eine von mehreren Maßnahmen, die möglich sind. Ob es eingeführt wird, muss aber die Politik entscheiden."

Dass auch die strafrechtlichen Maßnahmen wichtig sind, betonte der Vizepräsident des Landesgerichtes. Sie sollen einerseits der Abschreckung in der Öffentlichkeit dienen, andererseits auch die Täter von weiteren Vergehen abhalten. Auch bei den unter 14-Jährigen seien Straftaten kein Freibrief, erklärte Eichinger. Diese würden von der Polizei ebenso verfolgt, dann lande der Fall aber nicht bei der Staatsanwaltschaft sondern bei einem Pflegerichter. Gemeinsam mit der Kinder- und Jugendhilfe und weiteren Stellen würden dann geeignete Maßnahmen bis hin zur Fremdunterbringung getroffen.

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Autorin
Verena Gabriel
Verena Gabriel

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