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"Babyface": Jugendbande verkaufte in Linz Drogen um 1,7 Millionen Euro

24. August 2024, 00:04 Uhr
"Babyface": Jugendbande verkaufte in Linz Drogen um 1,7 Millionen Euro
Der erste Täter wurde im Herbst 2023 am Hauptbahnhof erwischt. (vowe/LPD) Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Die "kriminelle Energie", die von einer Gruppe junger Linzer ausging, erstaunte sogar erfahrene Drogenfahnder. Die Burschen brachten illegale Drogen im Wert von mehr als 1,7 Millionen Euro unter die Leute. Die Bande habe nachweislich 184 Kilogramm Cannabiskraut und zwei Kilogramm Kokain im Stadtgebiet verkauft, berichtete gestern die stellvertretende Leiterin des Linzer Kriminalreferats, Barbara Krenn.

Den Namen "Babyface" erhielt der Fall wegen des jugendlichen Alters der Protagonisten. Die 20 Festgenommenen sind zwischen 15 und 24 Jahre alt und fast ausschließlich Österreicher mit Migrationshintergrund. Einer von ihnen ist der Drahtzieher der hierarchisch organisierten Drogengeschäfte: Es handelt sich um einen 20-Jährigen mit afrikanischen Wurzeln, der bereits hinter Gittern sitzt. Er wurde rechtskräftig zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Vier Komplizen – 18, 20 und 23 Jahre alt – wurden zu drei bis dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, sagte Walter Eichinger, Vizepräsident des Landesgerichts.

Hinweise aus der Bevölkerung

Dieter Csefan, der die Einsatzgruppe Jugendkriminalität im Bundeskriminalamt leitet, lobte die "großartige Arbeit" der Linzer Kriminalisten. Ins Rollen gekommen war die Causa im November 2023. Hinweise aus der Bevölkerung häuften sich, wonach junge Drogendealer im Kaplanhof- und Rathausviertel am Werk seien.

Vor Gewalt schreckten sie nicht zurück: Krenn berichtete von einem Raubüberfall, der sich kurz vor Neujahr im Stadtpark ereignet hatte. Nachdem vier Täter zwischen 16 und 25 Jahren im Stadtpark gefasst worden waren, stellte sich heraus, dass das 15-jährige vermeintliche Opfer zur Bande gehörte. Weil der Teenager ständig mit hohen Bargeldbeträgen prahlte, wollte ihm das Quartett offenbar einen "Denkzettel" verpassen.

Einer der Angreifer, der 16-Jährige, hatte bei dem Überfall zwei Messer und einen Schlagring dabei. "Das untermauert die Gefährlichkeit dieser Gruppe", sagte Krenn. Neben Überfällen und Drogendelikten gehen auch Einbruchsdiebstähle, Erpressungen oder Vergehen nach dem Waffengesetz auf ihr Konto. Die mafiöse Struktur kam nach und nach zum Vorschein.

Boss mit luxuriösem Lebensstil

Acht weitere Burschen wurden ausgeforscht. Manche von ihnen organisierten den Straßenverkauf, andere fungierten als sogenannte "Bunkerhalter". Ihre Einvernahmen führten letztlich zum 20-jährigen Kopf der Bande sowie zu zwei Wohnungen in der Innenstadt, in denen die Drogen gelagert wurden.

Der Drahtzieher stellte seinen exklusiven Lebensstil durch teure Markenkleidung zur Schau. Mehrmals flog er nach Deutschland, wo er die Einfuhr der Drogenpakete nach Österreich organisierte. Diese wurden großteils per Zug in Hartschalenkoffern importiert und danach in einem BMW zu den Lagerplätzen gebracht. Ein 23-Jähriger gab zu, seine Wohnung als Lager für 112 Kilogramm Cannabis und ein Kilogramm Kokain zur Verfügung gestellt zu haben. Eine weitere Wohnung, die einem Portugiesen gehörte und als Airbnb-Unterkunft getarnt war, diente zum Portionieren der Drogen.

Mit der Festnahme von zwei 17-Jährigen und einem 23-Jährigen sehen die Ermittler die "Führungsebene" der "Babyface"-Bande komplettiert.

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