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Ein Abend vor dem Vorhang: 16 Ehrenamtliche als Hauptdarsteller

Von Gabriel Egger, 06. Oktober 2022, 19:26 Uhr
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Bildergalerie Ein Abend vor dem Vorhang: Das war die Ehrenamtswahl 2022
Bild: Antonio Bayer

LINZ. Ehrenamtswahl: Die herzlichen Geschichten hinter den Bezirks- und Landessiegern

Eine Legende sei er, sagen seine Kollegen. Pionier und Ratgeber nennen ihn jene, die von ihm trainiert wurden. "Na ja, eigentlich bin ich nur noch der Notnagel. Es sind ja schon einige Jahrzehnte über mich drübergefahren", sagt Rainer Desch selbst. Und dafür hat der 78-Jährige Mittwochabend auch gleich ein passendes Beispiel: "Wie wir ja wissen, ist die Scheidungsrate im Sport recht hoch. Da spring ich oft für die Familienväter ein. Nur in der Betreuung natürlich", sagt er.

Der Saal im Linzer Olympiazentrum auf der Gugl, der an diesem Abend vor allem den Ehrenamtlichen gehört, lacht. Deschs mildes Lächeln verrät, dass er sich nicht nur über den gelungenen Witz, sondern auch über die Anerkennung freut. Seit Mittwoch darf er sich Bezirkssieger nennen. Weil er seit vielen Jahren ehrenamtlich und unermüdlich als Leichtathletik-Trainer für die Sportunion "Igla Long Life" in Schärding arbeitet.

Mit Instagram zum Landessieg

Seit Ende Juli hat sich das Sportland Oberösterreich in Kooperation mit den OÖNachrichten, den Tips, Life Radio und TV1 auf die Suche nach den Sporthelden des Jahres begeben. Und zwar nach jenen, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Für jeden Bezirk wurde ein Sieger gewählt, der mit einem Scheck über 1000 Euro belohnt wurde. Aus diesen 16 wurden drei Sieger auf Landesebene gekürt.

Jener mit den meisten Stimmen heißt Stefan Schmidt. Zwar nicht bekannt aus Film und Fernsehen, dafür aber aus den sozialen Medien. Über die Plattform Instagram lässt Schmidt seine mehr als 2000 "Follower" am Training des LAZ Sichtungsregion Wels-Hausruck teilhaben. Weil viele Kinder und Jugendliche ohnehin "ständig das Handy in der Hand haben", wolle er sie auf diese Weise inspirieren und vor allem motivieren, selbst sportlich aktiv zu werden. Die Freude, die der gebürtige Fürther teilt, ist ansteckend: Viele Jugendliche folgen ihm nicht nur auf Instagram, sondern auch ins Training. Um zu motivieren, braucht es aber auch genügend Zeit. Das weiß auch der Zweitplatzierte Christoph Ortner. Als Volleyball-Trainer in Gallspach verbringt er die Abende von Mittwoch bis Freitag mit dem Nachwuchs im Training, an den Wochenenden wird bei Spielen aufgeschlagen. "Aber es zahlt sich aus. Heute zum Beispiel ist ein Mädchen aus meiner ersten Nachwuchsgruppe mit bei der Verleihung. Man bekommt viel zurück und wird zu einem Team", sagt er.

Sehr viel zurückbekommen hat auch Christian Punzenberger, Jugendtrainer der Sportunion Neumarkt im Mühlkreis. "Wenn ich Spiele unserer Kampfmannschaft besuche, freue ich mich jedes Mal. Weil immer jemand dabei ist, den ich einmal trainiert und bis hierher gebracht habe", sagt der Drittplatzierte. Und wer motiviert ihn, wenn es einmal nicht läuft? "Es läuft eigentlich immer. Das ist das Schöne, wenn man in einem Verein arbeitet. Irgendwer findet sich immer, der es richtet", sagt er. Aus Punzenbergers Mund klingt das selbstverständlich. Das ist es aber nicht.

"Bitte weiterarbeiten!"

Geschichten von der Arbeit im Verein haben die Ehrenamtlichen viele auf Lager. Franz Teufel, Bezirkssieger aus Steyr, ist bereits so lange im Ruderverein, dass es häufig zu Verwechslungen kam. "Zu einem Kind hab ich gesagt, dass ich den Papa vom Fußballspielen kenne. Ich wurde korrigiert. Es war der Opa", sagt er. Der Kirchdorfer Bezirkssieger Paul Köchl hat für den Bogensportverein Pyhrn-Priel eine Vereinshütte aufgebaut. In Eigenregie und mit den eigenen finanziellen Mitteln. "Ein paar Tagerl hab ich schon gebraucht. Aber ich mach’s ja gern", sagt er.

Diese Leidenschaft strich auch Sportlandesrat Markus Achleitner (VP) hervor: "Ich kann nur sagen: Bitte mit diesem Einsatz weiterarbeiten. Damit auch andere animiert werden, sich so einzubringen. Ohne die Ehrenamtlichen würde es unsere Gesellschaft nicht in dieser Form geben", sagt er. Gino Cuturi, Vertreter des Medienhauses Wimmer Holding, freut sich, dass mit diesem "Herzenspreis" auf "positive Dinge im Land" hingewiesen wird. "Dass jemand freiwillig seine Zeit anderen Menschen widmet, ist heute nicht mehr selbstverständlich" sagt er. Susanne Dickstein, Chefredakteurin der OÖN, formulierte es eindrücklich: "Wenn es die Ehrenamtlichen nicht gibt, steht dieses Land still."

16 Ehrenamtliche wurden am Mittwoch vor den Vorhang geholt. Der Dank gebührt aber mehr als 200.000. So viele sind es, die den Sportbereich am Laufen halten.

Die Bezirkssieger bei der Ehrenamtswahl

  • Braunau: Nicole Jankowski, ATSV Braunau
  • Eferding: Stefan Schmidt, LAZ Wels-Hausruck
  • Freistadt: Christian Punzenberger, SU Neumarkt i. M.
  • Gmunden: Katharina Stadler, ASKÖ TSV St. Konrad
  • Grieskirchen: Christoph Ortner, Beach Volleys Gallspach
  • Kirchdorf: Paul Köch, BSV Pyhrn-Priel
  • Linz: Philumena Bauer, Ruderverein Ister
  • Linz-Land: Karin Steinhauser, ASKÖ Wilhering
  • Perg: Stefan Schützenhofer, Union Katsdorf
  • Ried: Stefan Wöllinger, Sportunion Hohenzell
  • Rohrbach: Eberhard Schürz, SU St. Martin/Mühlkreis
  • Schärding: Rainer Desch, SU IGLA long life
  • Steyr: Franz Teufel, RV Steyr 1888
  • Urfahr-Umgebung: Michael Brückler, SU Schweinbach
  • Vöcklabruck: Harald Bayer, Faustball Tigers
  • Wels: Klaus Hatheier, SV Flic-Flac
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Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger

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