Ein Mann, ein Clown, ein Leben
LINZ. Ton, der Clown, ist einer der 115 Künstler beim Pflasterspektakel. Für ihn ist Linz ein besonderes Festival – genau deswegen wird er hier zum allerletzten Mal auftreten.
Ton Kurstjens ist ein stiller Künstler. Wenn Ton zum Clown wird, spricht er nicht. Ihm reicht ein Blick, eine Geste, um mit seinem Gegenüber in Kontakt zu treten und mit sanftem Humor aus dem Konzept zu bringen. Das grelle Rampenlicht ist nicht seins, sagt der Niederländer, der seit mittlerweile 37 Jahren als Clown auftritt und nun beim Linzer Pflasterspektakel seine Karriere beenden wird. Im OÖN-Gespräch erzählt der 60-Jährige, wie man als stiller Künstler im Trubel des Linzer Pflasterspektakels nicht untergeht und wie die Clownsnase ihn verändert: "Der Clown ist mein erstes Ich."
Herr Kurstjens, ist ein Clown immer lustig?
Kurstjens: Das ist so ein Klischee. Bei mir gibt es auch Späße, aber ich bin keine Rampensau. Ich mache den stillen Humor.
Wie schaffen Sie es, dass ein stiller Clown im Trubel des Pflasterspektakels nicht untergeht?
Ich setze mich zum Beispiel auf meinen Koffer und schaue einfach. Dann reagiere ich auf das, was passiert. Ich versuche, auszustrahlen, nehme Kontakt mit den Menschen auf. Da genügt ein Blick, eine Geste. Ich lade die Menschen ein, mitzuspielen, und bringe sie dadurch zum Lachen. Das hat eine subtile Qualität. Ich störe die Leute, sodass sie ihr Kindsein, ihre spielerische Seite ausleben können.
Warum ist das wichtig?
Es ist wichtig, dass man sich nicht so ernst nimmt. Kultur ist eine Möglichkeit, mit sich selbst in Kontakt zu sein, sich berühren zu lassen, Emotionen zu wecken, auf die Intuition zu hören. Manche glauben, nur der Kopf reicht. Aber dann wäre das Leben arm.
Ist der Clown Ton Ihr zweites Ich?
Er ist mein erstes Ich! Ich würde mir wünschen, dass ich mehr vom Clown hätte. Als Clown bin ich offener, liebevoll, verletzlich. Ich gehe auf die Menschen zu, wo ich es im Alltag nicht tun würde. Im Alltag mag ich es nicht immer, wenn mir die Leute zuschauen. Als Clown macht mir das nichts.
Ein Kostüm, das alles verändert?
Ja, vor allem die rote Nase. Ein Clown darf mehr als eine normale Person. Als Clown bin ich mehr ich selbst. Der Clown gibt mir Kraft.
Was macht einen guten Clown aus?
Die Liebe zu Menschen, Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Und ein gutes Gefühl für Humor.
Was bedeutet Lachen für Sie?
Lachen kann man nur mit jemanden, den man sympathisch findet. Es braucht die Ebene des Vertrauens. Wenn man gemeinsam Spaß macht, fühlt man sich verbunden.
Sie sind zum 20. Mal auf dem Pflasterspektakel. Was gefällt Ihnen hier in Linz?
Die Atmosphäre, die Leute, die Kultur. Ich spüre hier die Kultur. Für mich war klar: Wenn ich meine Karriere beende, dann hier.
Wird Ihnen der Clown gar nicht abgehen?
Alles geht einmal vorbei. Da muss man nüchtern sein. Ich werde mich jetzt mehr auf das Unterrichten konzentrieren und mein Wissen in Workshops weitergeben.
Video: OÖN-TV hat sich beim Pflasterspektakel umgesehen
Das Pflasterspektakel
Mit einer schillernden Parade wurde gestern das Pflasterspektakel eröffnet. Bis Samstag ist Linz Zentrum der Straßenkunst. Das Pflasterspektakel gilt als eines der größten Festivals seiner Art in Europa.
200.000 Besucher werden heuer beim Linzer Pflasterspektakel erwartet. 115 Künstler und Künstlergruppen zeigen an 40 Plätzen in der ganzen Innenstadt ihr Können.
Die Kaleidoskopnächte am Pfarrplatz, präsentiert von den OÖN, zeigen ein Best-of der Darbietungen. Wem der Straßentrubel zu viel ist, kann sich beim Infopoint am Hauptplatz ein Gratisticket für die Vorstellungen heute und morgen um 20 Uhr oder um 21.30 sichern.
Das Hutgeld ist die Gage der Künstler. Wer zu wenig Münzen hat, kann sich am Infopoint auf dem Hauptplatz Scheine in Münzen wechseln lassen.
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