Im Regen kreuz und quer durch Linz
Bei jedem Wetter sind sie unterwegs und bringen Menschen ihr Essen: Die Radboten auf ihren E-Bikes sind immer in Eile. Die OÖNachrichten haben Julia Hammer, 23, von Lieferando für eine Schicht begleitet.
Wir treffen uns um 11 Uhr an einem verregneten Donnerstag, aber Julia ist gut eingepackt in ihre Firmen-Montur: "Unsere Winterjacken und Regen-Überhosen sind wirklich gut, da geht nix durch – ich muss sie nur immer ein wenig aufrollen", sagt Julia und lacht: Die Studentin ist nicht so groß, auch am klobigen, knallorangen Pedelec muss sie sich erst mal den Sattel richtig einstellen. Julia hatte als Studentin in der Nachmittagsbetreuung gearbeitet, bis diese wegen Corona plötzlich eingestellt wurde. Jetzt finanziert sie sich ihr Leben als Fahrradbotin und ist damit eigentlich recht zufrieden: "Knapp über zehn Euro die Stunde sind nicht die Welt, aber es reicht, wenn man nicht unbedingt Urlaub auf den Seychellen machen will", sagt sie.
Nach ein paar Ehrenrunden für den Fotografen geht es mit dem Dienst auch schon los: Ab in die Wartezone beim Neuen Dom. "Es gibt noch drei andere, am Jahrmarktgelände, am Hauptplatz und weiter draußen am Bindermichl", erklärt Julia.
Per App gesteuert
Die Fahrer werden über eine ausgeklügelte App dirigiert: Das GPS-System erkennt, wer gerade in der Nähe ist, um einen Auftrag zu übernehmen, und weist ihn automatisch zu. Nimmt ein Bote an, bestätigt er oder sie später noch die Übernahme der Lieferung im Restaurant und bekommt dann automatisch am Navi die Route zum Kunden angezeigt. Dort wird – in Corona-Zeiten auch kontaktlos – das Essen abgeliefert, fertig. "Mit der Bezahlung haben wir eigentlich nichts zu tun, aber je schlechter das Wetter ist, desto öfter bekommen wir auch ein paar Euro Trinkgeld", sagt Julia.
11:27 Uhr Pling – der erste Auftrag ist schon da: Ab in die Bethlehemstraße zu einem Schnellimbiss. Julia trifft dort zwei Kollegen, man kennt sich untereinander. "Wir haben eine Whatsapp-Gruppe für aktuelle Infos, zum Beispiel neue Corona-Vorschriften – da sind 145 Leute dabei", berichtet die Radbotin. Routiniert lässt sie das Paket im riesigen Thermo-Rucksack verschwinden, ein Klick am Handy, der Kunde sitzt in der Südtirolerstraße. Julia radelt los, fädelt sich in den dichten Autoverkehr ein, steht am Bike immer wieder auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. "Die Autofahrer sind selten aggressiv, aber oft schauen sie halt einfach nicht oder sind so konzentriert auf das Parkplatzsuchen oder Abbiegen, dass sie uns trotz der Signalfarbe einfach übersehen", meint Julia. 11:33 Uhr … wir sind schon in der Langgasse, die nächste Lieferung geht in die Poschacherstraße weit im Linzer Süden.
"Eigentlich liefern wir im gesamten Stadtgebiet, vom Pöstlingberg bis nach Pichling", erklärt die 23-Jährige. Die Pedelecs haben einen kräftigen Nabenmotor am Vorderrad, frische Akkus gibt es jederzeit im Stützpunkt an der Coulinstraße. Bergauf fahren ist also kein Problem, aber wir haben Glück: Während dieser Schicht bewegen wir uns im flachen Teil des Stadtgebiets. 11:48 Uhr Gleich weiter in die Wiener Straße zum Poschacher Stüberl, hier hat jemand Essen bestellt, das wir in die Rudigierstraße bringen sollen. "Mit der Zeit kennt man unglaublich viele Adressen, besonders natürlich die von Stammkunden, wo ganze Büro-Teams oft gemeinsam bestellen", sagt Julia. Wenn Essen für fünf, sechs Personen eingepackt wird, kann der Rucksack schon mal schwer werden. Bei Privatadressen fragen die Boten oft nach dem Stockwerk: "Sonst sucht man viel zu lange herum, ich frag immer an der Türsprechanlage gleich nach", so Hammer. Schwierig seien große Firmen mit einer einzigen Hausnummer, aber vielen Gebäuden und Zugängen. Da könne die Suche nach dem hungrigen Abnehmer schon ein wenig dauern. 12:09 Uhr Essen von einem Thai-Restaurant soll schnell in die Gruberstraße, es regnet noch immer und inzwischen kriecht die Nässe längst durch Überhose und Jacke, die Neopren-Handschuhe halten immerhin die Finger warm, aber in den angeblich wasserdichten Schuhen schwappt die eiskalte Brühe.
"Gute Schuhe sind ganz wichtig, das lernt jeder Fahrer gleich am Anfang", amüsiert sich meine Begleiterin. Julia Hammer radelt auch im Winter und bei Schnee kreuz und quer durch Linz. "Am Wochenende oder am Abend ist das fast wie Skifahren: Es ist ruhig, kaum jemand auf der Straße, das ist eine ganz eigene, schöne Stimmung", schwärmt sie. "Radlfahren muss man schon mögen, sonst ist man gleich wieder weg". 12:19 Uhr Die nächste Lieferung geht von der "Rauchkuchl" zur Industriezeile – dachten wir jedenfalls. Im Restaurant angekommen erfahren wir, dass der Kunde die Bestellung inzwischen storniert hat. "Das kommt selten vor, aber macht auch nichts. Wir werden nach Zeit bezahlt, nicht nach Kilometern oder Lieferungen", so Julia. Das soll verhindern, dass die Boten zu ungestüm fahren, das wäre schlecht fürs Image. 12:35 Uhr Eine Rauchpause später holen wir wieder Essen vom Hauptplatz, diesmal für die Tabakfabrik. Zufällig fahren wir die Route danach gleich noch einmal, erst mit Pizza vom "Ristorante Riva" und dann mit Burgern vom McDonald‘s am Taubenmarkt. 13:13 Uhr Noch einmal die "Rauchkuchl" in der Holzstraße, diesmal ist das Essen noch nicht ganz fertig und es geht sich eine Rauch- und WC-Pause aus. "Bei dem Job wird man fast automatisch zum Raucher, was sollte man sonst in den Wartezeiten schon tun", sagt Julia. Früher, während der Corona-Zeit, habe es in den Restaurants oft noch schnell einen Happen zu essen oder an kalten Tagen einen Tee gegeben.
"Inzwischen hat das leider nachgelassen, die Gastro-Leute haben keine Zeit mehr für uns", bedauert Julia. Trotzdem kenne man viele Köche und Kellner und sie werde auch oft gefragt, ob sie nicht die Seiten wechseln möchte. "Aber das kommt für mich nicht in Frage, das Radfahren würde mir fehlen", sagt die Studentin. 13:40 Uhr Ein Highlight für die Lieferando-Boten: Die L’Osteria an der Promenade ist dran, diesmal muss der Rucksack auf Maximum ausgefahren werden für die Pizzaschachteln. Wir liefern in die Starhembergstraße, danach schickt uns das System um 13:53 Uhr in die Johann-Konrad-Vogel-Straße zu einem Asia-Restaurant, der Kunde ist in der Harrachstraße. Julia findet schnell und sicher die Hausnummern, nur bei der Lieferung um 14:05 Uhr von der Bethlehemstraße in die Unionstraße hinaus sind wir beide dankbar, dass jemand vor dem Haus auf uns wartet: Das Blechtor hätten wir nie gefunden, hinter dem sich die Lieferadresse hier verbirgt.
Zwei Lieferungen später folgt noch eine längere Fahrt nach Urfahr um 15:01 Uhr nach Harbach; auf dem Rückweg in die Wartezone am Jahrmarktgelände werden wir schon wieder umgeleitet zum nächsten Kunden. Jetzt wird es langsam Zeit für einen Akku-Tausch: Mehr als 30 Kilometer stehen inzwischen auf dem Garmin-Track zu Buche. "Anfangs waren wir noch weniger Fahrer, da bin ich oft pro Monat auf mehr als 1000 Kilometer gekommen", berichtet Julia. Inzwischen habe man das Team verstärkt und die Aufteilung zu den Spitzenzeiten mittags und abends funktioniere sehr gut. Die "Teilzeitler" – viele Studenten – würden meist drei Stunden pro Tag fahren, einige Profis bis zu acht Stunden pro Tag auch mit einer vorgeschriebenen Pause nach spätestens sechs Stunden.
Die meisten halten sich auch brav an die Helmpflicht, ihr Umgang mit Fußgängern ist eher entspannt: "Schlimm sind nur die Handy-Schauer, die kriegen rundherum überhaupt nichts mit und rennen einem direkt vors Rad", seufzt Julia. Dann sind die Scheibenbremsen gefordert, die mit dem schweren Rad einige Mühe haben – man muss schon kräftig ziehen, um eine Wirkung zu erzielen.
Befriedigender Job
Trotzdem – Julia liebt ihren Job: "Wir reden ja wenig mit den Kunden, übergeben nur die Bestellung und sagen ‚Mahlzeit‘, aber die meisten freuen sich und meckern nicht, auch wenn es manchmal ein wenig länger dauert. Ältere Leute sind oft dankbar, wenn man sich noch eine Minute Zeit nimmt und ein bisserl plaudert". So sei das ein sehr befriedigender Job: Rad fahren und Menschen Freude machen, weil man Essen bringt – was will man mehr …
Pedelec – das Rad
Gewicht: 30 kg
Hersteller: GreenMO, Niederlande
Akku: Lithium-Ionen, 36V
Flotte in Österreich: gesamt ca. 550 Stück,
in Linz: 80 Stück
CE geprüft, zertifiziert,
Höchstgeschwindigkeit mit Motorunterstützung: 25 km/h
Nach bewaffnetem Banküberfall in Linz: Wer kennt diesen Mann?
Totalschaden nach Pkw-Kollision in Grieskirchen
Mädchen (13) aus Linz im Urlaubsflieger missbraucht: 60-Jähriger verurteilt
Ölaustritt nach Lkw-Kollision im Weißenbachtal
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
An den Autor dieses Artikels: Es gibt in Österreich nur für Kinder eine Helmpflicht beim Radfahren.
Bewundernswert,bei Hitze,Regen,Kälte!Dazu der Verkehr,immer aufpassen,dass nichts geschieht!Haben diese "Boten""Botinnen,auch eine "Unfallversicherung"?Bitte "vor den Vorhang"!
je nach Stundenumfang Unfallversicherung oder ab Geringfügigkeitsgrenze Vollversicherung.
Bei Arbeitsunfall 100%
Vom vielen Verpackungsmüll spricht man bei Werbeartikel nicht .
Diese Lieferando Fahrer werden immer mehr werden, weil die Frauen die nicht Kochen können immer mehr werden und mit der Arbeit haben die meisten auch keine Freude
Eh klar, Frauen müssen hinter den Herd.
So wie Radfahrer nicht gegen die Einbahn fahren dürfen.
Bitte diesen Artikel als Werbung kennzeichen!
Na- hoffentlich haben die OÖN die Fahrerin für diese „Reportage“ angemessen bezahlt?!
NIKI LAUDA hätte sich fürs Interview zum Essen einladen lassen!
Wann kapieren es endlich die Leute ,daß man sich Essen Daheim selber zubereiten und kochen kann und für seine Bequemlichkeit, junge Menschen zu einen Hungerlohn und seine Gesundheit schadent durch die Gegend hetzt !
Dann sollten deiner Meinung nach alle Wirtshäuser und Restaurants zusperren…!?
Man kann sich aber gelegentlich auch was liefern lassen, wo liegt das Problem?
Es ist ja nicht so, dass sich die Kunden ausschließlich davon ernähren.
Bin für 50% Frauenquote für diesen Job.
Was ist aktuell der Anteil, 10% oder so?
Gleichberechtigung nur dort wo es ausdrücklich erwünscht wird ..... oder hast schon einen StraßenkehererIn oder Müllfrau gesehen?
Bezahlte Anzeige? Für 90% dieser Fahrer ist die STVO ein Fremdwort. Das sind Rowdies .
Gut, dass du keine Vorurteile hast.
keine vorurteile whre begegnungen
90%?
Wo ich lebe gibt es weit und breit niemanden der einem ein Essen liefern würde. Eigentlich ganz gut so, damit die Leute das kochen nicht verlernen.
Allerspätestens bei den technischen Daten am Ende des Artikels begreift man, dass der Verfasser des (sehr netten) Artikels nicht wirklich viel Ahnung von der Materie hat.
@alleswisser: Manchmal greifst du mit deinen Kommentaren in den Topf. Wie diesmal. Fazit: Urteile nicht über Leute, die du nicht kennst! 😉
Ich beziehe mich nicht auf die Person, von auf die von dieser hervorgehobenen (belanglosen) "Daten".
Wer den verpflichtenden EU-Standard „CE geprüft“ überhaupt erwähnt, ist absolut weltfremd!
CE=CedricEroll?
was mich wundert🥺
was die Leut alles essen😱
kein Wunder daß soviel im Müll landet👎
Hut ab! Schön, dass es euch gibt❤
Mich wundert immer, dass die Lieferdienste in Linz so viel zu tun haben, denn das hiesige Fastfood ist so mies wie in keiner anderen Stadt die ich kenne. Uninspiriert, billigste Metro Zutaten und sehr teuer…
Und fahren wie die Wilden und gefährden Fußgänger auf Gehsteigen!
Hast du den Artikel nicht gelesen über das Bezahlsystem?
Hast du jemals die auffälligen Lieferandofahrer gesehen in Linz? Die sitzen stoocksteifaufrecht auf ihren Hollandrädern und fahren gemütlich dahin - mehr geht auch kaum.
Dann schau mal was sich mit den Liferando Typen im Landhauspark Richtung Osteria abspielt.Die fahren wie die Irren durch den Park, ohne Rücksicht auf Verluste.