Tremel: "Wenn jemand glaubt, dass wir zerstritten sind, dann liegt er falsch"
RIED. Robert Tremel hört als SVR-Vorstandsmitglied auf. Auch wenn von "Abschied im Guten" die Rede ist, dürfte es unterschiedliche Auffassungen über Führung des Vereins gegeben haben.
Ich habe diese Woche meine Funktionen bei der SV Guntamatic Ried zurückgelegt. Ich wünsche dem Verein als Fan und Sponsor auch in Zukunft alles Gute." Diese zwei Sätze veröffentlichte Robert Tremel, seit 2019 Vorstandsmitglied bei der SV Ried, am 21. Dezember um 17.31 Uhr auf Facebook. Damit reagierte der gebürtige Linzer, der mit seiner Frau in Eitzing lebt und in Ried mit Karl Weinhäupl und Jürgen Edtbauer die Anwaltskanzlei "Lex3" betreibt, auf einen am selben Tag erschienenen Artikel in einer Tageszeitung. In diesem wurde von seinem Rückzug berichtet. Zwei Tage zuvor hatte Vizepräsident Tremel dem Vorstand seinen Rücktritt formell erklärt. Darüber, dass die (interne) Information dann offenbar einem Medium zugetragen wurde, dürfte sich die Freude von Tremel verständlicherweise in engen Grenzen gehalten haben.
Erst am Montag, 23. Dezember, gab es vom Verein selbst eine kurze Pressemitteilung. "Robert Tremel legt mit sofortiger Wirkung seine Funktion als Vorstandsmitglied der SV Ried aus persönlichen und beruflichen Gründen zurück", hieß es in der Aussendung. "Robert Tremel hat unseren Verein in rechtlichen Fragen stets mit hoher Professionalität unterstützt. Wir danken ihm für seinen Einsatz", wurde SVR-Präsident Thomas Gahleitner zitiert. Es sei eine rein persönliche und berufliche Entscheidung, die er im besten Interesse für seine Zukunft getroffen habe, so Tremel in dieser Aussendung.
Dass der 49-Jährige beruflich voll eingeteilt ist, steht außer Frage, nicht zuletzt, weil Tremel zum Sanierungsverwalter der KTM Components GmbH bestellt wurde. Die beruflichen Gründe dürften für den Rückzug aus dem Vorstand aber maximal eine kleine Nebenrolle gespielt haben. Es könnte im Vorstand unterschiedliche Auffassungen über die Führung des Vereins gegeben haben. Darauf angesprochen, sagte Tremel gestern im Gespräch mit den OÖNachrichten: "Es gibt auf persönlicher Ebene mit überhaupt niemandem ein Problem. Wenn jemand glaubt, dass wir zerstritten sind, dann liegt er falsch."
Ein klares Dementi klingt anders. Er werde öffentlich nichts über interne Angelegenheiten des Vereinspräsidums sagen, "die allermeisten Beschlüsse waren einstimmig", so Tremel. Nachbesetzt muss seine Stelle nicht zwingend werden, mit Harald Jagereder gibt es noch einen zweiten Vizepräsidenten von Gahleitner. Der Vorstand der SV Ried wird alle zwei Jahre gewählt, im Sommer/Herbst 2025 folgt die nächste Mitgliederversammlung.
Großer Einsatz im Corona-Jahr machte wurde belohnt
Als Jurist hat der 49-Jährige ehrenamtlich für den Verein in der "Corona-Aufstiegssaison" 2020 gemeinsam mit dem damaligen Präsidenten Roland Daxl vehement für die Fortsetzung der Zweiten Liga gekämpft. Mehrfach stand die zweithöchste Spielklasse vor einem Abbruch. Tremel gab nicht auf. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass es im Mai 2020 nach vielen Wochen der Unsicherheit plötzlich doch noch grünes Licht für die Fortsetzung der Saison gab.
"Am Anfang war es so, dass so gut wie alle Vereine, ausgenommen Liefering und Ried, nicht mehr weiterspielen wollten", erinnert sich Tremel. Man habe versucht, Überzeugungsarbeit für eine Fortführung zu leisten. Mit Erfolg: Die alles entscheidende Abstimmung der stimmberechtigten Vereine hatte letztendlich doch noch die Ligafortsetzung zur Folge. Ried verspielte dann zwar rasch einen Sieben-Punkte-Vorsprung, stieg nach einem unfassbar spannenden Saisonfinish unter Ausschluss der Zuschauer aber doch noch in die Bundesliga auf. "Im Nachhinein waren fast alle Vereine dann der Meinung, dass die Fortsetzung richtig war", sagt Tremel, der sich gerne an den Aufstieg im Sommer 2020, den viele Fans auch mit seiner Person in Verbindung bringen, zurückerinnert: "Der Aufstieg damals wird für mich immer etwas ganz Besonderes bleiben. Damals konnten Roland Daxl und meine Wenigkeit sicher einen nicht unwesentlichen Teil dazu beitragen. Durch den Aufstieg der Mannschaft wurden unsere Bemühungen auf Funktionärsebene letztendlich belohnt", sagt Tremel.
"Werde kein LASK-Fan"
Dem Verein werde er auch nach seinem Rückzug aus dem Vorstand erhalten bleiben, kündigt Tremel an. "Unsere Anwaltskanzlei bleibt nach wie vor Sponsor der SV Ried und wir werden hoffentlich auch weiterhin juristische Dienstleistungen für den Verein erbringen. Niemand muss Angst haben, dass ich jetzt ein LASK-Anhänger werde", sagt Tremel mit einem Schmunzeln.