Die Marine-Akademie in Braunau und in Folge die erste Bluejeans in Europa
BRAUNAU. In Braunau wurden früher Kadetten für die Marine ausgebildet. Das Segeltuch, das sie zurückgelassen haben, wurde später zu Kleidung verarbeitet.
Ab 1915 bildete die k.u.k. Marine ihren Nachwuchs in Braunau aus. Und das kam so: Mit der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie am 28. Juni 1914 und dem sich daraus entwickelnden Ersten Weltkrieg berief sich Italien auf die Satzung des Dreibund-Vertrages, wonach es nur einem Defensiv-Bündnis angehört, und blieb vorerst neutral. Als Dreibund wird das am 20. Mai 1882 geschlossene Defensiv-Bündnis zwischen der österreichisch-ungarischen Monarchie, dem Deutschen Reich und dem Königreich Italien bezeichnet. Anfang Mai 1915 kündigte Italien den Dreibund-Vertrag und am 23. Mai folgte die Kriegserklärung des ehemaligen Verbündeten an die Donau-Monarchie. Mit der Kriegserklärung befand sich die damals in Fiume (Rijeka) untergebrachte k.u.k. Marine-Akademie nunmehr in einem von Italien bedrohten Gebiet.
Der Inn war zu gefährlich
Aus Sicherheitsgründen wurden die k.u.k. Marine-Akademie zunächst nach Wien, dann nach Schlosshof bei Marchegg verlegt. Mit Beginn des Studienjahres 1915/16 übersiedelte die Marine-Akademie ein letztes Mal – nach Braunau in die Salzburger Torkaserne (Torkasernen-Passage). Der eigentliche Kasernenbereich war auf mehrere Gebäude verteilt, die Kaserne Salzburger Vorstadt 13 mit dem Haupttor und die sogenannte Notkaserne beherbergten die Marine-Akademie. In der sogenannten Sparkassen-Kaserne befanden sich die See-Aspiranten-Schule, die Mannschaftsräume, die Gemeinschaftsbäder und die Wäscherei.
Nach einigen vergeblichen Versuchen, doch noch geeignetere Räumlichkeiten zur Unterbringung der Marine-Akademie zu finden (zum Beispiel im April 1916 in der Staatsoberrealschule in Linz), wurde im Mai 1916 das katholische Gesellenheim in der Ringstraße 17 gemietet und die See-Aspiranten-Schule dort untergebracht.
Zu Übungszwecken wurden mehrere Marine-Boote und auch ein Original-Kanonenboot nach Braunau transportiert. Leider erwies sich der Inn mit seinen gefährlichen Strömungen und Untiefen als völlig ungeeignet für jegliche Art maritimer Übungen. Aus diesem Grund wurden die Marine-Kadetten während der Sommermonate in der Marine-Übungsstätte Ferienhort St. Wolfgang am Wolfgangsee im Schwimmen, Segeln, Rudern, Bergsteigen und dem Sanitätsrettungsdienst ausgebildet.
Die Marine-Akademie betrieb übrigens in der Ortschaft Haiden in unmittelbarer Nähe zur Stadt eine eigene Schweinezucht. Kurz vor Kriegsende, also genau in der Zeit, wo die Lebensmittel ohnehin schon knapp waren, brach plötzlich die Schweinepest aus. Alle Schweine mussten sofort geschlachtet werden. Der Schaden betrug nahezu 30.000 Kronen.
Gewand aus blauem Segeltuch
Mit Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Montur-Magazin der Marine-Akademie in Braunau geplündert. Im Besonderen hatte man es auf die Lagerbestände an Marine-Tuch abgesehen. Ganze Ballen des doch sehr wertvollen Gewebes waren davongeschleppt worden. Auch die Androhung empfindlicher Strafen konnte die Braunauer Bevölkerung nicht zur Rückgabe der entwendeten Stoffballen bewegen. Alte Erzählungen sprechen davon, dass in den 20er- Jahren halb Braunau in Marineblau gekleidet war.
Blaues Segeltuch? Levi Strauss hatte 1853 aus ein paar Ballen Segeltuch strapazierfähige Hosen für Goldsucher hergestellt. Goldschürfen war ein harter Beruf und so wurden die unverwüstlichen Beinkleider bald ein Verkaufsschlager. Die ersten Hosen waren noch nicht blau, sondern braun und mussten mit Hosenträgern gehalten werden. Der Vorrat an Segeltuch ging bald zur Neige und Strauss importierte neues Segeltuch aus Frankreich in indigoblau – die Levi’s Jeans war erfunden. Im Jahr 1941 wurde die Levi’s zum kriegswichtigen Produkt erklärt und nur noch an die Armee verkauft. Laut geschichtlicher Aufzeichnungen kam die Jeans durch amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf den europäischen Kontinent. Wirklich? So wie es aussieht, gab es die ersten europäischen Bluejeans sozusagen bereits in den 20er-Jahren in Braunau am Inn.