Miravita will mit Crowdfunding-Projekt die regionale Nahversorgung retten
WALDZELL. Investment der Bevölkerung soll in fünf bis zehn Jahren zurückbezahlt werden.
Seit 2019 betreibt die Miravita Innviertel, ein Verein der oberösterreichischen Behindertenhilfe, den Nah&Frisch-Markt in Waldzell. Grund dafür war, dass sich kein anderer Marktbetreiber gefunden hatte. Mehr als 200.000 Euro wurden in die Modernisierung des Marktes damals investiert.
Die Mitarbeit von Menschen mit Beeinträchtigung, die von Miravita betreut werden, ist seither eine Selbstverständlichkeit. "Die wirtschaftliche Situation im Einzelhandel ist, wie man weiß, alles andere als einfach. Das betrifft auch uns, daher haben wir uns überlegen müssen, ob und wie wir weitermachen", sagt Markus Friedl, Geschäftsführer von Miravita Innviertel mit Sitz in Waldzell.
Jetzt will man ein gemeinwohlorientiertes Crowdfunding-Projekt auf die Beine stellen. Damit will man Inklusion und regionale Versorgung kombinieren und sogar noch ausbauen. Gesamtinvestitionen von bis zu 200.000 Euro will Miravita tätigen, um den Lebensmittelmarkt in Waldzell zukunftsfit zu machen, zudem entstehen zwei weitere kleine Nahversorgungsprojekte in den Gemeinden Pattigham und Schildorn.
Geld soll zurückbezahlt werden
Diese Investitionssumme soll über Crowdfunding in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und Unternehmen generiert werden. "Ziel dabei ist, dass das Geld zurückbezahlt wird, im besten Fall sogar mit Zinsen. Aber es ist ein Risiko-Investment für die Anleger", sagt Friedl. Einsteigen kann man mit einem Betrag ab 200 Euro. Man wolle innerhalb der kommenden fünf bis zehn Jahre die Gelder an die Investoren verzinst zurückzahlen, so der Miravita-Geschäftsführer.
In Waldzell soll das Geschäft, wo auch eine Poststelle untergebracht ist, voraussichtlich ab Sommer 2024 auf neue Beine gestellt werden. Der Markt wird auf einen sogenannten Hybridmarkt umgebaut. Die Zeiten mit umfassender Betreuung bleiben unverändert, die Gesamtöffnungszeiten sollen jedoch auf 76 Stunden pro Woche ausgebaut werden. Während der Öffnungszeiten ohne Personal wird der Nah&Frisch-Markt auf Selbstbedienung mit Zutrittssystem mittels Bankomatkarte umgestellt. Auch am Sonntagvormittag sind dann Einkäufe von Artikeln des täglichen Lebens in Selbstbedienung möglich. "Unser Hauptanliegen ist die integrative Beschäftigung der Miravita-Kunden", sagt Friedl.
Zwischen drei und zehn Kunden der Einrichtung für die Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen arbeiten täglich im Lebensmittelgeschäft mit. "Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen zur integrativen Beschäftigung. Der Kontakt zu Menschen mit Beeinträchtigung im Alltag ist selbstverständlich geworden", sagt Friedl. "Ich hoffe, dass der Erhalt des Nah&Frisch-Marktes und der Post nicht nur mir, sondern vielen Waldzellern ein Anliegen ist", sagt Waldzells Bürgermeister Johannes Aigner. In Pattigham soll im ehemaligen Raika-Gebäude ein Selbstbedienungsladen mit einer Geschäftsfläche von rund 60 Quadratmetern eingerichtet werden. Dieser soll von Personen mit Beeinträchtigung von Miravita regelmäßig bestückt werden. Auch eine Bäckerei zieht in das Gebäude ein.
"Bei uns hat Anfang der 90er-Jahre der Kramerladen zugesperrt. Ein größerer Supermarkt geht sich in Pattigham leider nicht aus. Wir begrüßen diesen Selbstbedienungsladen voll und ganz. Das wird ein großer Mehrwert für unseren Ortskern und die Einwohner", sagt Bürgermeister Johann Urwanisch.
Zudem werden vom Waldzeller Nah&Frisch zwei Lebensmittelautomaten in Schildorn aufgestellt und bestückt. "Alle stehen hinter dem Projekt. Zum einen können wir eine kleine Nahversorgungsstelle anbieten, zum anderen unterstützen wir Menschen mit Beeinträchtigung", sagt Schildorns Ortschef Wolfgang Moser.