Der grüne Daumen der Raiffeisenbank
LINZ. Die RLB pflanzt an ihrem neuen Standort 47 Bäume und zahlt 100.000 Euro für die Linzer Baumpflanzoffensive - Kritik gibt es trotzdem.
"Dieser Baum wird durch einen jüngeren ersetzt" verrät ein weißes Bändchen, das um einen mächtigen Stamm gewickelt ist. Wie ihm geht es rund um das Möbelhaus Lutz an der Goethestraße noch weiteren Bäumen an den Kragen. Der Grund ist der Neubau der Firmenzentrale der Raiffeisenlandesbank OÖ, die bekanntlich den Lutz-Standort übernimmt während das neue Möbelhaus gerade an der Donaulände neben dem Stadion des FC Blau-Weiß Linz entsteht. Die Rahmenbedingungen für das Großprojekt wurden im März im Gemeinderat beschlossen. „Wir haben mit Vertretern der RLB intensiv daran gearbeitet, in diesem Rahmen das Beste für den Grünraum und vor allem die Bäume zu erreichen. Das Ergebnis ist ein umfangreiches Bündel an Maßnahmen“, sagt die zuständige Klimastadträtin Eva Schobesberger, die aber im OÖN-Gespräch betont, dass das Projekt an sich schon fixiert war, als sie die Agenden übernommen hat. "Ich habe versucht, das beste draus zu machen", sagt Schobesberger.
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47 neue Bäume nach dem Schwammstadtprinzip
Von den insgesamt 73 Bäumen auf dem Areal werden 16 gefällt und 20 versetzt. Der Rest konnte erhalten werden. Die RLB hat einen Baumsachverständigen beauftragt, der die gesamte Bauphase überwacht. Als Ausgleich für die zu fällenden Bäume pflanzt die RLB 47 neue und zwar nach dem aufwändigen Schwammstadtprinzip, das ihnen genug Lebensraum verschaffen soll. Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen an der Baumpflanzoffensive im Neustadtviertel, in dem es sechs Baumpatenschaften im Wert von 100.000 Euro übernimmt. "Sie nehmen das ganze schon ernst", sagt Schobesberger, die von einem Paradigmenwechsel im Sinne des Baumschutzes spricht. "Insgesamt werden auch etwa 5.000 Quadratmeter entsiegelt und teils begrünt und zusätzliche neue Grünflächen in der Größenordnung von rund 500 Quadratmeter am unmittelbaren Areal hinzukommen", heißt es dazu von der RLB.
Kritik an "Baummassaker"
Ganz anders sieht das Linzplus-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik. Er hat die markierten Bäume bereits in der letzte Woche entdeckt und Alarm geschlagen. Er spricht von einem "regelrechten Baummassaker". Da er den versetzten Bäumen wenig Überlebenschance gibt, spricht er von dem Verlust von 30 großen, alten und bereits stadtklimatisch wirksamen Bäumen. „Einer der Bäume hat einen Umfang von über drei Metern und ist wohl über 100 Jahre alt. Entlang der Goethestrasse muss die gesamte, ausgewachsene Allee weichen, weil dort eine riesige Tiefgarage, die in den öffentlichen Bereich hineinragt, genehmigt wurde", sagt Potocnik. Die Ersatzpflanzungen könnten die Verluste nicht wettmachen.
Das ist Bändchen-Missbrauch.
Eigentlich dürften nur unrettbar kranke Bäume gefällt werden.
Für die damalige Umlegung der Goethestraße zur Blumauerstraße hin - damit die Raika ihren Vorplatz bekam - wurden schon einmal dort heftig gerodet, ua. eine stattliche Linde!