Kein Schnee in Sicht: Der Winter in der Stadt
LINZ. Zwischen blühenden Schneeglöckchen und Fahrradtouren kommen bei vielen Linzern erste Frühlingsgefühle auf.
"Welcher Winter denn?", fragen viele Linzer Passanten mit einem Augenzwinkern, wenn sie auf die aktuellen Temperaturen angesprochen werden. Denn zwischen den blühenden Schneeglöckchen und ersten Eisverkostungen kommen weniger Winter- als vielmehr Frühlingsgefühle auf. Mitunter ein Grund, warum viele eher auf das Fahrrad als auf den Schlitten oder den Bob steigen. Auch die tierischen Bewohner der Stadt bleiben von dem frühlingshaften Wetter nicht unberührt, so mancher Igel war dieser Tage bereits unterwegs, obwohl eigentlich noch Winterschlaf angesagt wäre.
Nur ein Tag mit Schneedecke
"Dass dieser Winter zu mild war, ist offensichtlich", sagt auch Claudia Riedl, Meteorologin bei der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Verursacht wurden die untypischen Temperaturen allen voran durch die milden Luftströmungen aus dem Westen.
So wurden bisher zwei Eistage in Linz registriert, so Riedl. Was bedeutet, dass die Temperaturen den ganzen Tag unter der Null-Grad-Marke geblieben sind: "Durchschnittlich könnten wir fast 20 davon haben." Auch mit dem Schnee sah es bisher nur wenig rosig aus: Ende Jänner wurde der erste und bis jetzt auch der einzige Tag mit Schneedecke (an dem der Schnee länger liegen geblieben ist) gezählt. Und damit deutlich weniger als etwa in der Saison 2005/06, die 99 solcher Tage verbuchen konnte.
Dass Wetterprognosen rund um die null Grad eine Herausforderung sein können, weiß der Linzer Winterdienst nur zu gut: "Das kann alles bedeuten, von Glatteis und Chaos bis hin zu ganz normalen Verhältnissen."
15 Prozent mehr Eisläufer unterwegs
Auch ohne Schnee und Winterlandschaft erfreut sich das Eislaufen in der Landeshauptstadt ungebrochen großer Beliebtheit, wie ein Blick auf die Eisflächen der Linz-AG-Bäder verrät. „Eislaufen ist ein günstiger Wintersport, den man auch in einem schneearmen Winter, mitten in der Stadt, ausüben kann“, sagt Thomas Lettner, Leiter der Linz-AG-Bäder. In der heurigen Wintersaison (von Oktober bis Jänner) waren bereits über 80.000 große und kleine Eisläufer auf den Anlagen, sowohl im Freien als auch in der Halle, unterwegs. Und damit um 15 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr. „Die milden Temperaturen verringern also keinesfalls die Lust am Eislaufen“, sagt Lettner. Die Besucher lockt aber auch der Sprung ins kühle Nass an. So wurden diesen Winter in den Hallenbädern bereits mehr als 170.500 Badegäste registriert.
Bobs und Schlitten sind wenig begehrt
Der Blick nach draußen verrät es: Typisches Winterwetter sieht anders aus. „Das trifft den Sporthandel massiv“, sagt Bernhard Hauer, Geschäftsleiter-Stellvertreter bei Intersport Winninger Linz. Bobs, Schlitten, aber auch Langlaufski hüten den Laden: „Bei allem was direkt vor der Haustüre passiert schaut es schlecht aus.“ Ebenso seien dicke Jacken wegen der warmen Temperaturen wenig gefragt.
Winterpause für Radfahrer entfällt häufig
Radfahren im Winter wird immer beliebter: So radelten im vergangenen Dezember 40.905 Sportler über die Nibelungenbrücke und damit um 12.191 mehr als 2018. „Bei einem Winter wie heuer spricht nichts dagegen, das ganze Jahr über zu fahren“, sagt Lukas Beurle von der Radlobby OÖ. Die Kälte schrecke weniger ab als Eis und Schnee: „Da zieht man sich einfach ein bisschen wärmer an, das ist oft eine Kopfsache.“
Früher Start in die diesjährige Eissaison
Die frühlingshaft anmutenden Temperaturen wecken nicht nur den Gusto auf einen Stadtspaziergang, sondern auch auf süße Eiskreationen. So hat etwa der Eis-Greissler auf der Spittelwiese, wie kürzlich auf Facebook bekannt gegeben, sein Geschäft bereits wieder aus dem Winterschlaf erweckt. Passend zum Motto „Frühlingsgefühle“ startet die Eissaison dieses Jahr somit nicht erst im März, sondern schon früher.
Die ersten Vorboten des Frühlings
Die warmen Temperaturen machen sich auch in der Tier- und Pflanzenwelt bemerkbar. So blühen bereits Schneeglöckchen, Krokusse, sogar der erste Bärlauch kann schon geerntet werden. „Manche Pflanzen haben den ganzen Winter nicht aufgehört zu blühen“, sagt Friedrich Schwarz, Leiter des Botanischen Gartens. Wie etwa Gänseblümchen, die sich gerade in den Innenstadthöfen wohl fühlen. Problematisch sei die Situation für manche Tierarten, wie Igel oder Fledermäuse, so Schwarz weiter: „Weil sie nicht zur Ruhe kommen, viel Energie verbrauchen und Gefahr laufen zu sterben, wenn sie keine Nahrung finden.“ Manche Vogelarten verzichten zudem darauf, in wärmere Gefilde aufzubrechen, und bleiben in der Stadt: „Es tut sich einiges im Naturhaushalt.“
Trotzdem immer einsatzbereit
„So wenig Salz wie diesen Winter haben wir in keinem der letzten 15 Jahre verbraucht“, sagt Wolfgang Weilguni, Produktmanager für Winterdienst und Verkehrsleiteinrichtungen beim Magistrat Linz. 700 Tonnen wurden bisher eingesetzt, was „rund einem Viertel von einem normalen Winter entspricht“. Trotzdem habe der Winter vereinzelt ein Lebenszeichen von sich gegeben: „Dafür müssen wir gerüstet sein.“ Etwa mit Einsatzteams und Rufbereitschaften außerhalb der Dienstzeiten. Bei milden Wintern seien die Auto- und Radfahrer zudem sensibler, weil Schneetage „etwas Außergewöhnliches sind“.
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