Bio-Pionier und Bier-Vorkämpfer Peter Krammer im Landhaus "versilbert"
23. Jänner 2025, 13:24 Uhr
Hofstetten in St. Martin gilt als ältestes Brauhaus Österreichs
SANKT MARTIN. Hofstetten-Chef Peter Krammer darf die älteste Brauerei Österreichs sein Eigen nennen. Für sein Engagement rund um die Braukultur wurde er mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Als junger Braumeister hat Krammer 1996 das Familienunternehmen mit 27 Jahren übernommen. Da die Geschäftslage zu diesem Zeitpunkt eher prekär war, gehörte nicht nur viel Mut und Unterstützung der Familie dazu, sondern vor allem eines – Leidenschaft fürs Bier.
So wurde die Brauerei zur Jahrtausendwende umstrukturiert. Peter Krammer war der Craft-Bier-Welle um Jahre voraus und kreierte damals bereits Spezialbiere mit Honig, Kürbis oder auch das berühmte Granitbier. So entstanden über die Jahre zig Biere, die die klare Handschrift der Brauerei trugen. Bis 2015 wurde alles in dem historischen Sudhaus aus dem Jahr 1929 gebraut, das weiland übrigens schon gebraucht gekauft wurde. So zählte die Errichtung des neuen Sudhauses 2016 zu einem Meilenstein Hofstettens, der vom Bierbrauer in fünfter Generation vorangetrieben wurde.
Braugerste aus dem Mühlviertel
Krammer bewies nicht nur als Geschäftsführer, Braumeister, Rezeptentwickler und Verkaufsstratege Geschick, sondern startete 2008 auch eine Karriere als Bio-Landwirt. Um die Hofstettner Wasserquelle zu schützen, wird seit beinahe 20 Jahren Bio-Getreide rund ums Landbrauhaus angebaut. Dies löste ein besonderes Problem, denn so begann man in Hofstetten erstmals wieder Braugerste im Mühlviertel zu kultivieren. Da fragt sich einer, warum diese überhaupt verschwunden war – die Antwort darauf ist leider wie so oft: das Geld. Denn die Brauer und Mälzer wollten Ende des letzten Jahrhunderts viel zu wenig an die Landwirte bezahlen, sodass diese auf den Anbau anderer und ertragreicher Sorten umsteigen mussten, um ihr Überleben zu sichern.
Bio-Pioniere im Boot
Darum holte der umtriebige Brauer weitere Bio-Pioniere aus dem Mühlviertel an Bord und vereinbarte, wie es im Mühlviertel halt so üblich ist, per Handschlag, wieder Braugerste mit ihnen anzubauen. Bezahlt wurde weit über dem Marktpreis. Die fertige Kiste Bier wurde nur um zwei Euro teurer. Der Mehrertrag ging an die Bauern.
Kaum war die Idee geboren, konnte man immer mehr Landwirte dafür begeistern. Mittlerweile baut die Brauerei Hofstetten mit rund 20 Bauern Wintergerste an, die für das Bio Mühlviertler Bier verwendet wird. Das Konzept war mehr als erfolgreich – 2012 zum ersten Mal verkauft, hat es die Sorte Mühlviertler nun zur meistgetrunkenen Hofstettner Sorte geschafft.
"Wir sind stolz, diese Wertschöpfung wieder auf unsere Felder zu holen und somit endlich wieder Braugerste, die zu 100 Prozent aus dem Mühlviertel kommt, zu verbrauen", sagt der Geehrte.
2029 steht übrigens das nächste Jahrhundertereignis an: 800 Jahre wird es dann das Landbrauhaus Hofstetten schon geben.
Gratuliere.