Verkehr in zehn Jahren: "Umdenken ist schon spürbar"
PREGARTEN. "Mit Technologie alleine werden wir das Ziel eines klimaneutralen Verkehrs nicht erreichen können. Wir müssen auch unser Verhalten hinterfragen und wir müssen vor allem öffentliche Räume so gestalten, dass sie gut zu Fuß und mit dem Fahrrad nutzbar sind." Zu diesem Schluss kam der Verkehrsplaner Helmut Koch, Geschäftsführer der Firma "Komobile", am Freitagabend bei einem von den OÖNachrichten präsentierten Informationsabend im Pfarrzentrum Pregarten. Veranstaltet hatte den Abend der Regionalverein "Umsatteln" anlässlich seines zehnjährigen Bestehens. Neben Helmut Koch gaben auch der langjährige Bürgermeister von Lustenau, Kurt Fischer, sowie Energie-Experte Josef Sacher aus Wartberg Einblicke in zukunftsfähige Verkehrs- und Energiekonzepte.
Zersiedelung bringt mehr Autos
Für Koch ist die über Jahrzehnte gewachsene Siedlungsstruktur eines der Hauptprobleme für einen Umstieg vom Auto zu anderen Verkehrsmitteln. "Zersiedelte Räume schaffen eine Abhängigkeit vom Auto." In dichter besiedelten Regionen sei jedoch bereits eine zarte Trendwende erkennbar: "In Linz ist der Anteil des Autos am Gesamtverkehr bereits um sieben Prozent geschrumpft. Dafür nimmt der Anteil des Radverkehrs zu. Ein Umdenken ist also schon spürbar." Dass eine innovative Verkehrsplanung auch in kleineren Städten möglich ist, legte Koch anhand von Beispielen wie Bischofshofen, Gmunden oder Wartberg ob der Aist dar.
Mit dem Fahrrad zum Fußball
Noch einen Schritt weiter ist man in Sachen klimaneutraler Verkehrswege im Rheintal. Dort ist der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer eine der treibenden Kräfte im "Velotal Rheintal". Die Verkehrsplanung müsse den Mut haben, Utopien zu wagen und konkret zu verankern. Der Neubau des Lustenauer Reichshofstadions wird etwa von einem Mobilitätskonzept begleitet, das den Radverkehr in den Mittelpunkt stellt. Eines der aktuell größten Bauprojekte der Gemeinde ist eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über den Rhein in die benachbarte Schweizer Gemeinde Au. Fischer: "Verkehrswege sollten so geplant werden, dass sich Acht- und Achtzigjährige sicher und selbstbewusst auf ihnen bewegen können." Das gelte speziell rund um Schulen, wo das "Elterntaxi" mittlerweile zum unerwünschten Verkehrsmittel degradiert worden sei.
Die Dekarbonisierung des Verkehrs wird vor allem mit einem Umstieg auf Elektroantrieb einhergehen, gab sich Josef Sacher vom Energiebezirk Freistadt überzeugt. Größtes Problem dabei ist die Überlastung der Stromnetze. Aber daran werde gearbeitet: "Die Netzbetreiber sind willig und engagiert. Oft hapert es noch an den Genehmigungsverfahren für Leitungen und Umspannwerke." Für die Akzeptanz von Windkraft und Solarparks sei es wesentlich, die Bevölkerung daran zu beteiligen. Dafür gebe es schon eine Reihe an Modellen: "Ein ermutigendes Signal dazu kommt aktuell aus der Wirtschaft. Viele Firmen aus der Region sind bereit, in erneuerbaren Energiegemeinschaften einzusteigen."
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