"Nicht der Ort und nicht der Tag für solche Proteste"
MAUTHAUSEN. Nach der Befreiungsfeier im Memorial Mauthausen ist ein "Free Palästina"-Schriftzug im Gästebuch aufgetaucht
Bei der Befreiungsfeier am vergangenen Sonntag in Mauthausen wurde wie jedes Jahr der mehr als 90.000 Ermordeten gedacht. Ebenso derer, die unermessliches Leid im Lagerkomplex, der unter "Volkskanzler" Adolf Hitler errichtet worden war, erdulden mussten. 9000 Menschen waren zu diesem Gedenken gekommen.
18-Jähriger mit Palästina-Fahne
Heuer gibt es allerdings einen bitteren Nachgeschmack der friedlichen Gedenkfeier, die vom Mauthausen-Komitee Österreich (MKÖ) organisiert wird, das an diesem Tag auch die Verantwortung beim Memorial übernimmt. Denn zum einen hatte ein 18-jähriger Mann des KZ-Verbandes Oberösterreich – und nicht wie in anderen Medien berichtet jemand von der Gruppe "Partei der Arbeit" –, der eine Palästina-Fahne trug, Aufsehen erregt. Und zum anderen gab es "Free Palestine"-Schriftzüge im Gästebuch sowie auf einer Holzwand, wie "Der Standard" berichtet.
"Gedenken an arabische Opfer"
Angesprochen auf diese Vorfälle meinte Willi Mernyi, Vorsitzender des MKÖ: "Der junge Mann wollte den arabischen Opfern gedenken. Und das ist legitim, genauso, wie man den Chinesen, Zyprioten, Zeugen Jehovas oder anderen Gruppen hier gedenkt." Mernyi habe den Mann zwar gebeten, die Fahne einzurollen, doch zwingen habe er ihn nicht können, die Fahne sei nicht verboten. Also durfte der Mann – nach Rücksprache mit der Polizei – am Marsch vom Denkmalpark zum Appellplatz auch teilnehmen. Vor dem Israel-Denkmal habe der 18-Jährige, sagt Mernyi, die Fahne eingerollt, um nicht zu provozieren. Vor dem Sarkophag am Appellplatz habe der Mann sich dann verneigt und sei weitergegangen, ohne irgendeine Parole zu skandieren.
Vorfälle sollen aufgeklärt werden
Anders sei es mit den "Free Palestine"-Schmierereien im Gästebuch beziehungsweise auf einer Holzwand des ehemaligen KZ. Dafür zeigt Mernyi kein Verständnis. Schon gar nicht bei der Befreiungsfeier. Jeder habe an 364 Tagen im Jahr Zeit, an Tausenden Orten für eine Sache zu demonstrieren. Die Befreiungsfeier sei "nicht der Ort und nicht der Tag für solche Proteste", sagt Mernyi, der von den OÖN darüber informiert worden war, ebenso wie die Verantwortlichen des Mauthausen-Memorials. "Wir sind aber dran, die Vorfälle aufzuklären", lässt Barbara Glück, Direktorin des Memorials, auf OÖN-Anfrage ausrichten.
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