Heuer bereits mehr als 95 Millionen Euro Schaden durch Anlagebetrug
WIEN. Mit vorgegaukelten hohen Gewinnversprechen durch Investitionen bei vermeintlichen Brokern haben Kriminelle den Österreichern allein heuer bereits rund 95,5 Millionen Euro abgeluchst.
Während speziell der Anlagebetrug im Steigen begriffen sei, werde bei Maschen aus dem Bereich "falsche Polizisten" ein Rückgang verzeichnet, wie Andreas Holzer, Leiter des Bundeskriminalamts am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Innenministerium erklärte.
Weniger "falsche Polizisten" im Einsatz
"Die verursachte Schadenssumme durch falsche Polizisten konnte im Jahr 2024 auf sieben Millionen Euro (Anm.: vorläufiger Stand) reduziert werden", sagte Holzer. Gerade im Vergleich zum Vorjahr mit 20 Millionen Euro sei das eine erhebliche Abnahme bei dieser Form des Betrugs. Holzer verwies in diesem Zusammenhang auch auf einen sinkenden Trend bei den Anzeigen im Vergleich zum Vorjahr von mehr als minus 60 Prozent sowie auf rund 150 Festnahmen durch die "Ermittlungsgruppe Falsche Polizisten (EG FaPo)" seit September 2022.
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Stefan Pfandler, Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich sowie Chef der österreichweiten EG FaPo, strich bei dem Medientermin auch den Fall zweier US-polnischer Doppelstaatsbürger hervor. Die beiden Männer seien nachweislich 2023 nur für drei Monate zusammen mit einer weiteren Verdächtigen "ganz kurzfristig in das österreichische Bundesgebiet eingereist", verwendeten dabei "immer andere Fahrzeuge", tarnten sich mit Perücken und wechselten die Kleidung. In diesem Zeitraum prellte das Trio mit einem Kautionstrick ihre Opfer um insgesamt rund eine Million Euro.
Nach langwierigen Ermittlungen klickten für die beiden Männer schließlich im heurigen August die Handschellen, inzwischen wurden sie bereits verurteilt. Die Komplizin sei noch flüchtig und werde international gesucht, sagte Pfandler. Zudem sei erst Ende November ein Verdächtiger festgenommen worden, der seine Opfer als falscher Polizist um mehrere 100.000 Euro betrogen haben soll.
Kriminelle Welle im Internet
Dem Phänomen des Cyber-Trading-Fraud (Anlagebetrug) müssen die Kriminalisten hingegen immer mehr Aufmerksamkeit schenken. Laut Bundeskriminalamt stieg die Schadenssumme von 60,5 Millionen Euro im Jahr 2022 kontinuierlich auf mindestens 95,5 Millionen im heurigen Jahr. "Um dieser kriminellen Welle entgegenzuwirken, wurde im Bundeskriminalamt eine spezialisierte Ermittlungsgruppe gegründet", so Holzer. Er versprach am Mittwoch: "Wir bleiben hier dran."
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) verwies vor diesem Hintergrund erneut auf die derzeit laufende Kriminaldienstreform. Mittlerweile seien von 38 Kriminalassistenzdienststellen (KADs) österreichweit bereits 30 umgesetzt. Auch sei im Rahmen der Reform die Schaffung eines Referats zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität in jedem Landeskriminalamt geplant - "mit Ziel bis Mitte 2025", wie Karner erklärte. Darüber hinaus werde laufend die Prävention vorangetrieben, so Karner. Nachsatz: "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste."
Eindringliche Warnung
Er warnte eindringlich vor Fake-Anrufen und -Schreiben, wie einem derzeit kursierenden vermeintlich von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) verschicktem E-Mail, "bei dem eine Gutschrift angekündigt wird, die man bekommen würde". Dabei handle es sich jedoch um eine eindeutige Fake-Nachricht ohne Bezug zur ÖGK. "Vertrauen Sie niemandem, den Sie nicht kennen und der personenbezogene Daten von Ihnen haben möchte", appellierten Karner, Holzer und Pfandler darum einhellig an die Bevölkerung.