Der Mann, der in seiner Pension 1000 Berge bestieg

EBENSEE. An dem Tag, an dem der technische Angestellte Albert Detamble vor vier Jahren in Pension ging, schloss er mit sich selbst eine Wette ab: Er setzte sich das Ziel, 1000 verschiedene Gipfel mit mehr als 1000 Metern Höhe und zumindest 30 Metern Schartenhöhe zu besteigen. "Ich wollte dem Pensionsschock erst gar keine Chance geben und etwas für meine Fitness tun", sagt er. "Außerdem ist es immer gut, ein Ziel vor Augen zu haben."

250 Gipfel pro Jahr

250 Gipfel pro Jahr sollten es sein. Das sind fünf Touren pro Woche, zu allen Jahreszeiten – auch mit dem Mountainbike, mit Schneeschuhen oder mit Tourenskiern. Vor zwei Jahren konnte der begeisterte Bergsteiger, Fotograf und Botaniker eine positive Zwischenbilanz ziehen.

Der 66-Jährige führt genau Buch über den Verlauf seiner Gipfelwette. Von jedem Gipfel gibt es ein Foto. Auf seiner Homepage ( www.albertstouren.com) ist alles dokumentiert – inklusive genauer Tourenbeschreibungen. Das Online-Tagebuch ist auch eine Fundgrube für Menschen, die neue Touren suchen. Sie erhalten auch Tipps über Schwierigkeitsgrade. "Das ist mir wichtig", sagt der Ebenseer, der bei Solvay und Hatschek in leitenden Positionen beschäftigt war. "Ich möchte einen Beitrag zu mehr Sicherheit am Berg leisten."

Je länger das Vorhaben dauerte, desto schwieriger wurde es für Detamble, noch Ziele zu finden. Die Anfahrtswege wurden länger, die Touren anspruchsvoller. Auf diese Weise hielten auch die Osterhorngruppe, der Hochkönig, das Tennengebirge, der Ötscher und die Niederen Tauern Einzug in seine persönliche Gipfelsammlung.

In den Gipfeleintragungen stieß Detamble hin und wieder auf prominente Namen wie Gerlinde Kaltenbrunner oder Hannes Trinkl. Und auch zu kuriosen Begegnungen kam es – sei es ein balzender Auerhahn, der dem Ebenseer 20 Minuten den Weg versperrte, oder ein Paragleiterpilot, der eine Zwischenlandung auf einem Gipfel einlegte, um einem dringenden menschlichen Bedürfnis nachzugehen.

Dieser Tage erreichte der durchtrainierte Rentner sein Ziel. Für den Abschluss seiner Tausenderwette hatte er sich den Dachstein aufgehoben. Gemeinsam mit drei Freunden stieg Detamble zuerst vom Gosausee zur Adamekhütte auf, tags darauf erreichte die Viererseilschaft nach Querung des Gletschers über den Klettersteig am Westgrat um 10.30 Uhr den Gipfel des höchsten Berges Oberösterreichs. Es sei ein stiller Moment der Freude gewesen, erzählt er. Er habe auf dem Gipfel an seinen Vater gedacht, der ihm die Bergleidenschaft vermittelt hatte. Und an seine Lebensgefährtin Marianne, der er zu Dank verpflichtet sei. Und natürlich ist Albert Detamble sehr glücklich, sein hoch gestecktes Ziel erreicht zu haben. "Viele Mosaiksteine waren dafür nötig", sagt er. "Logistik, Planung, Orientierungssinn, Ausrüstung, gutes Wetter, mentale und physische Stärke und nicht zuletzt auch eine gehörige Portion Glück."

"Jetzt kann die Kür kommen"

Der Pensionist der 1000 Gipfel gibt zu, dass mit dem Einlösen seiner Wette Druck von ihm abgefallen sei. "Die Pflicht ist erledigt", sagt er. "Jetzt kann die Kür kommen." Pläne dazu hat Detamble natürlich längst. Seine Homepage wird noch um viele Touren erweitert werden. (Hörmandinger)