Die Fetzen puderten sich charmant durch Ebensee
EBENSEE. Am Südufer des Traunsees blieb am Montag kein Auge und nur wenige Kehlen trocken. Die Fetzen hielten in Ebensee das Brauchtum hoch und spielten dabei charmant mit Themen der Kulturhauptstadt.
Ein fragender Blick nach links, ein noch größerer nach rechts. Die Ratlosigkeit wird langsam sichtbar. Die Fragen, die sich eine deutsche Touristin Montagnachmittag in der Ebenseer Langbathstraße stellt, kann man ihr vom Gesicht ablesen. Dann will sie Antworten. "Können Sie mir was erklären?", schreit sie jenen in Hochdeutsch entgegen, die sich auf der Straße in buntem, zerschlissenem Gewand tummeln. Einer oder eine - so genau kann und soll man das nicht wissen- bleibt stehen, streckt ihr das Gesicht entgegen, ohne sich zu entlarven, und muss nicht lange auf die nächste Frage warten: "Was hat es mit dem Puder auf sich?"
Bildergalerie: Die besten Bilder vom Ebenseer Fetzenzug
Galerie ansehenOb sie denn die Eröffnung der Kulturhauptstadt nicht gesehen habe und nicht wisse, dass es im Salzkammergut einen neuen traditionellen Tanz gebe, tönt es ihr schrill entgegen. Dann ziehen die Fetzen weiter. Am Straßenrand bleiben viele mit weißen Haaren zurück. Allerdings nicht des Alters wegen.
- Artikel zum Thema: "Da Pudertonz, der scheidet nun die Geister gonz"
Gepudert und ausgetadelt
Der Pudertanz, entworfen von der Atterseer Choreografin Doris Uhlich, hat es am Montag in vielen verschiedenen Varianten nach Ebensee geschafft. Da gibt es jene Gruppe, die den "Mister" oder die "Miss" Kulturhauptstadt suchen, gleich mehrfach finden und die Kür mit einer ordentlichen Portion Puder abschließen. Und dann gibt es Fetzen, die neben Maniküre auch Gesichtspflege anbieten. Lippenstift, Nagellack und: Puder. Und weil auch die Frisur sitzen muss, wird mit einem Klobesen nachgeholfen. Zumindest ist der unbenutzt.
Und wer Hunger hat, kann gegen eine freiwillige Spende einen kleinen Gummiburger erstehen. "Kanzler-Menü" nennen das die Fetzen.
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Wirklich niveaulos wird es nirgends. Wer nicht mitspielen will, wird zwar kritisch beäugt, aber ein echter Ebenseer Fetzen respektiert die Grenzen. Und ausgetadelt werden ohnehin fast alle. So nennen es die Fetzen, wenn sie jemandem einmal so richtig die Meinung sagen. Unter den Holzmasken, Larven genannt, geht das leichter.
Immer wieder ertönt am Montag der Fetzenmarsch. Einmal mit, oft ohne Musikbegleitung. Die Ebenseer sind stolz auf ihr Brauchtum, in dem nicht nur Blödelei sondern auch viele Stunden Arbeit stecken. Die Masken sind handgeschnitzt, jede ist ein Unikat.
Faschingtag, Faschingtag,
kimm na bald wieda,
wann ma ka Geld nit ham,
scheren ma di nieda.
Hutz’n, Fetz’n, Lump’n
auf und nieda, hin und he
Alles fährt nach Ebensee
Stimmung beim Bäckerwirt, Reitinger in der Kurven-Bar
Mit dem Fetzenmarsch ist der Montag in Ebensee noch lange nicht Geschichte. Der Bäckerwirt, ein seit mehr als 40 Jahren geschlossenes Wirtshaus, öffnet für den Fasching und wird zur "Fetznstub'n". Dichtes Gedränge, ausgelassene Stimmung.
Und im Rathaus wird "20 Jahre Kurvenbar" gefeiert. Auf der Bühne: Salzkammergut-Liedermacher Andreas Reitinger und sein musikalischer Partner Fritz Stingl. Und die singen den Besuchern gleich zu Beginn aus der Seele: "Hoamat is für mi am Montag aufd Nocht in Ebensee im Rothaus steh."
Bis in die frühen Morgenstunden wird gefeiert, getanzt, getrunken und gelacht. Und die letzten Fetzen huschen noch am Vormittag über die Straßen. Bis Mittwoch haben sie noch Zeit: Dann wird an der Traun der Fasching verbrannt.
In Gmunden war am Sonntag doch wieder einmal Faschingsumzug der Hatschataler! Da waren offenbar Akteure 100-fach mehr als Zuschauer, wenn man Bilder davon am Krapf-BM-Facebookaccount sieht. Gut, wer will Krapf, Schlair & Co schon in diesem lächerlichen Hatschstaler-Outfit sehen?
Ich hatte mal einen lieben Freund in „da Emsee“ (er lebt leider nicht mehr), aber im Fasching habe ich um Ebensee einen weiten Bogen gemacht.
Der Begriff des Pudertanzes ist Hochstapelei und Selbstüberschätzung.
Mit Tanz hat es weniger zu tun als mit Bühneneffekten und bescheidener Choreo.
Sie wissen aber schon, dass Sie beim Artikel über den Fetzenumzug sind, oder?
Zitat aus dem zu diesem Forum gehörenden Artikel:
. . . . "der Pudertanz, entworfen von der Atterseer Choreografin Doris Uhlich, hat es am Montag in vielen verschiedenen Varianten nach Ebensee geschafft" . . . .
. . . . in dieser Region schaffen es meist leider nur die stupidesten Dinge von einer Stadt in die andere . . . . und alle sind begeistert darüber, wenn wieder was ganz Stupides aufkommt . . . und sich keiner einen eigenen Gedanken darüber machen muss, wie man was mit Geist und Sinn auf den Weg bringen könnte . . .
Artikel vollständig gelesen?
"Pudern" ist ja eine andere Bezeichnung für Geschlechtsverkehr. Nur ein Hinweis. Somit ein lasziver Begriff.
Daran sieht man wieder einmal, wie schlimm doch dieser Fasching ist. Er führt die Menschen geradewegs ins Verderben.
*Vorsicht Sarkasmus*
Danke, danke, dass Sie uns aufklären! Das war absolut wichtig jetzt!
Emseeee!!!
Dieser Pudertanz in Ebensee war sicher besser als jener in Bad Ischl. Nackt allein ist eben nur etwas für einschlägige Zeitschriften und Filme. Kreative Gestalten können einfach mehr. Er wird uns noch lange begleiten dieser "Pudertanz"! Aber der Ebenseeer Fasching ist so bekannt, der braucht solche Aktionen nicht und für Bad Ischl tut es mir leid, das hat diese Stadt und ihre Bewohner nicht verdient. Besser wäre wohl gewesen, das herzuzeigen, wofür das Salzkammergut steht. Nicht alles was von "Künstlern" kommt ist auch gut - alles was zur Tradition wird ist - weil lange bewährt - meist sehr gut.
Ob der Ebenseer Fetzen-Pudertanz eine Hommage an den Bad-Ischler Pudertanz, oder doch eher Kritik war? Es bleiben Fragen offen 😉
Fragen sie die Ebenseer. Sie werden‘ s nachher wieder nicht wissen.
Die Mein7ng dazu ist gespalten.