Redlham sucht weiter nach entführtem "Polizisten"
REDLHAM. Er hatte eine Belohnung ausgesetzt. Er hatte Aufrufe in den sozialen Medien gestartet. Eine eigene "Vermisstenanzeige" wurde veröffentlicht. Und auch zum vergangenen Weihnachtsfest hatte sich der Redlhamer Bürgermeister Wolfgang Kaiß (ÖVP) gewünscht, ihn wiederzubekommen. Vergebens. Da konnte nicht einmal das Christkind etwas ausrichten. Vinzenz bleibt verschollen. Und das seit August 2022.
Genau aus diesem Grund waren die Blechpolizisten in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem Straßenbild verschwunden, sagt der Bürgermeister der Gemeinde im Bezirk Vöcklabruck – selbst Polizist übrigens, aber ein echter.
Viel zu oft waren seine Kollegen aus Blech entführt worden, sagt Kaiß. Was für die betroffenen Gemeinden nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Kostenfaktor war. Mit um die 400 Euro ist der blecherne Gesetzeshüter ja auch nicht ganz billig.
Frech vom Dienstort entführt
Der Redlhamer Vinzenz ist freilich nicht der Erste, der frech vom Dienstort entführt wurde. Auch viele seiner Kollegen in anderen Gemeinden in ganz Österreich hat dieses Schicksal bereits ereilt. Teils kamen sie in Partykellern zum Einsatz, teils wurden sie auf Dachböden versteckt oder zum Baden in einen Swimmingpool gestellt.
Dem einen oder anderen erging es aber weniger gut – einer wurde, mit einem Hitlerbart versehen, zum beliebten Fotomotiv, ein anderer gar mit einem Strick an einer Brücke gehenkt. Der Bezirk Braunau im Innviertel war 2008 einer der Hotspots der Vinzenz-Entführungen. Was mit dem Redlhamer Vinzenz passiert ist, ist nach wie vor unklar. Fakt ist: In einer Sommernacht verschwand er. Spurlos. "Es müssen mindestens zwei Leute am Werk gewesen sein", sagt der echte Polizist und Bürgermeister Wolfgang Kaiß. Woher er das weiß? "Wir hatten ihn mit einer schweren Platte gesichert." Den so schon beschwerten Vinzenz hätte einer alleine nicht heben können, sagt Kaiß.
Es wäre ja noch kein Problem gewesen, wenn sich jemand den Blechpolizisten einfach nur ausgeborgt und ihn nach einiger Zeit zumindest wieder an seinen Dienstort gebracht hätte, sagt der Bürgermeister. Dann hätte er ein Auge zudrücken können. "Aber ihn nicht zurückzubringen – das ist Diebstahl." Und da hört auch bei Polizist Kaiß der Spaß auf.
Im Einsatz für die Sicherheit
"Wir hatten ihn ja für die Verkehrssicherheit im Einsatz", sagt er. Und als Gesetzeshüter weiß er selbst: "Wenn da ein Kieberer steht, bremst man runter."
Doch jetzt friste der blecherne Kollege vermutlich irgendwo in einem Keller sein Dasein, vermutet der Bürgermeister. Was freilich nicht seine Berufung sei. Redlham hat mittlerweile übrigens einen neuen Vinzenz gekauft. Der versieht jetzt standhaft seinen Dienst auf den Straßen der Gemeinde. In den vergangenen Wochen sogar mit Weihnachtsmütze.
Und wer weiß: Vielleicht taucht sein Zwillingsbruder ja doch noch auf – dann könnten die beiden im Doppelpack mehr Sicherheit auf den Straßen der Gemeinde garantieren. Die Hoffnung darauf will man jedenfalls nicht aufgeben.
Der echte Vinzenz heißt übrigens Siegfried Wallner. Im Jahr 2006, damals war er für die Öffentlichkeitsarbeit in Niederösterreich zuständig, wurde er beauftragt, ein Model für den Job zu finden – der Auftrag blieb an ihm selbst hängen.
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