Die "alte" Schulschrift hat bald endgültig ausgedient
WIEN. Ab 2023/24 soll die sogenannte "Schulschrift 1969" laut einem Erlass an den Schulen auslaufen - sie kann zwar noch weiterverwendet werden, wird aber nicht mehr neu vermittelt.
Stattdessen setzt man ausschließlich auf die "Schulschrift 1995", bisher konnten sich die Lehrerinnen und Lehrer eine der beiden Varianten aussuchen. Zuletzt war dies ohnehin praktisch durchgehend die 95er-Schrift.
Mit der "Schulschrift 1969" haben Generationen von Österreicherinnen und Österreichern das Schreiben und Rechnen gelernt. In ihren Grundzügen stammt sie noch aus einer Zeit, in der man mit Feder und Tinte schrieb. Nur zweimal, 1946 und eben 1969, hat es geringfügige Änderungen gegeben. Charakteristisch an ihr sind etwa die Schlaufen am Zweier und Dreier oder die zusätzlichen Schlingen im "g" und "q".
Regelungen entwirrt
Vor knapp 30 Jahren wurde dann auf die "Schulschrift 1995" umgestellt - diese kommt mit weniger Schnörkeln aus und ging den Schülern flüssiger von der Hand.
Erhalten blieb aber vorerst die Wahlmöglichkeit der Lehrkräfte, welche Variante sie vermitteln wollen. Das ist nun nicht mehr der Fall: Im Sinne einer Vereinfachung der Verwaltungsstrukturen im Schulbereich prüfe man laufend Erlässe auf ihre Aktualität und Praktikabilität, meinte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer der APA übermittelten Stellungnahme. "Im Zuge dessen werden nicht mehr notwendige Erlässe aufgehoben, die Regelungen entwirrt und an die Gegebenheiten angepasst."
Dies sei auch bei der Österreichischen Schulschrift 1969 der Fall gewesen. "Wenn wir ein Klassenzimmer von 1969 mit einem Klassenzimmer von heute vergleichen, hat das nur mehr wenig miteinander zu tun. Während damals die Schülerinnen und Schüler meist mit Schulbuch, Heft und Tintenfass im Unterricht gesessen sind, tun sie das heute mit Tablets und Laptops." Wenn die Schule sich ändere, müssten auch die Regelungen geändert werden. "Es ist mir wichtig, dass hier die Verwaltungsstrukturen laufend durchleuchtet und obsolete Regelungen ausgemistet werden. Die Österreichische Schulschrift 1969 ist mir so wie vielen anderen Österreicherinnen und Österreichern noch gut in Erinnerung. Es ist jedoch eindeutig an der Zeit, sie an einem anderen Ort zu verewigen: nämlich in den Geschichtsbüchern."
War keine verbindliche Vorgabe
Eine verbindliche Vorgabe für die Schülerinnen und Schüler war die Schulschrift ohnehin nicht. Sie diente aber als "Richtalphabet" für den Anfangsunterricht in der ersten und zweiten Klasse Volksschule. Buchstaben, Ziffern und Zeichen sollen laut Lehrplan von den Kindern am Ende der zweiten Schulstufe "in einer der jeweiligen Vorlage angenäherten Form" geschrieben werden können. Als "wesentlich" gilt, dass die Buchstaben- und Ziffernformen eindeutig und klar sowie leicht zu schreiben sind. Bei Einhaltung dieser Kriterien sind auch individuelle, von den Kindern ausgehende Ausformungen der Schrift zulässig, heißt es im Erlass.
Neben der Schulschrift können im Erstschreibunterricht in der Volksschule übrigens auch Blockbuchstaben oder sogenannte "Gemischtantiqua" mit den lateinischen Druckbuchstaben verwendet werden. Generelles Ziel ist, dass sich "in den folgenden Schuljahren Schülerinnen und Schüler ihre persönliche, gut lesbare und flüssige Handschrift aneignen".
Ich bleibe bei der "alten" Schrift, ich finde es schreibt sich viel flüssiger damit. Bei der neuen muss man zum Beispiel bei den Buchstuben a, d, d, absetzen und kann nicht in einem Schwung durchschreiben. Aber ist auch kein Drama, Hauptsache das Geschriebene ist leserlich.
Ich bekomme öfter alte Dokumente von jungen Leuten um sie vorzulesen
weil nur noch wenige die alte Schrift lesen können
Ich schreibe, wie ich will. Über die Lesbarkeit hat sich noch niemand beschwert. Und was das Schreiben am Computer betrifft und Ausdrucke davon, das gibt es sowieso eine riesige Auswahl - allerdings noch nicht die Schulschrift, die jetzt mal die aktuelle Version ist, So ein Pech aber auch ... Ansonsten - der Inhalt ist wichtiger als die Form.
Ich hatte eine Kursteilnehmerin, die nur in Blockschrift schreiben konnte, denn eine Schulschrift - welche auch immer - konnte sie nicht. Aber alles statt zu schreiben zu fotografieren, das konnte sie wohl. Wie sie das dann in eine Lernunterlage verwenden konnte, kann ich mir nur schwer vorstellen. Die Schulschrift halte ich für wichtig, denn sie ist ein Teil unserer Kultur und ermöglicht uns, etwas schnell aufzuschreiben. Ob man schnell schreiben kann, ist eine Frage der Übung und fördert auch das sinnerfüllte Lesen. Jede Kultur hat eine Form von Schrift entwickelt und wenn man in einen anderen Kulturkreis will, dann muss man wohl deren Schrift erlernen. Wenn man im arabischen Raum unterwegs sein will, muss man eben deren Schriftzeichen lernen. Kinder lernen meist spielend, wenn man sie lernen lässt und Erwachsene tun sich da eben schwerer.
Ist das denn so selten ?
Ich schreibe handschriftlich seit 30 Jahren ausschließlich in Blockbuchstaben und nicht in der Schulschreibschrift.
Angefangen hat dies nach der Schulzeit, um meine Sauklaue auch später noch lesen zu können, was bei der Schreibschrift nicht immer gegeben war.
Von der Geschwindigkeit bin ich damit sicher auch nicht langsamer und allgemein finde ich es überbewertet, wie jemand schreibt.
Wenn ich aber sehe, wie manche Menschen ihre Notizen fast schon malen (incl. ihrer Signatur ) und nicht zackzack niederschreiben können, bin ich mit meiner Art sehr zufrieden, auch wenn es für Aussenstehende alles andere als schön anzusehen ist.
Aber Kalligraphie ist ja ein eigenes Gebiet .
I hau mi oh. Seit 1995 gibts eine "neue" Schrift, also seit fast 30 Jahren, und nun wird per Erlass die "alte" auslaufen.
Also 30 Jahre nachdem sie entwickelt wurde ist nun die Schrift aus 1995 der Standard.
Ein Zeichen wie schnell sich unser Schulsystem anpasst! Man braucht sich nicht wundern, dass im Bildungssystem eigentlich nur bergab geht.
Was Schwarz/Blau seit Jahrzehnten an unserer Gesellschaft verbrechen ist einfach ein Graus. Aber für die genannten gehts auf. Sie wurden zu 2/3 wieder gewählt.
bei den Klauen die heute hingekritzelt werden,
ist man froh es überhaupt noch lesen zu können🤣
Alles halb so wild. Hatte als Linkshänder mit der rechten Hand schreiben müssen, also habe ich die Klaue bis ans Ende der Schulzeit und den Rest meines Lebens beibehalten. Allerdings kann ich meine eigene Schrift tadellos lesen, im Gegensatz zu einer beobachteten Situation, wo der Verfasser der Zeilen, Jugendlicher zwischen 16 und 20, an seinem eigenen Gekritzel gescheitert ist.
Sogar in der 4. oder noch höheren Schulstufen schreiben Schülerinnen,
aber mehrheitlich Schüler so, dass man den Text kaum lesen kann.
Dabei tun sich die Kinder und Jugendlichen selber keinen Gefallen!
Die Lehrpersonen müssen sich mühsam und frustriert durch die Buchstaben
quälen und dementsprechend fällt die Note meist auch schlechter aus.
Schade!
Die Beweglichkeit der Hand und der Finger soll bereits im Kindergarten
mehr trainiert werden, der soll ja "angeblich" für die Schule Vorarbeit
leisten.
ich hatte noch Schiefertafel und Griffel weils Papier knapp war,
Kriegsende gabs dann Federstiehl und Tintenfass mit schwarzer Tinte,
ganz wichtig war das Löschblatt😉
Erste Klasse Tafelkritzler, zweite Klasse Tintenspritzer...
Alleine die richtige Ausführung des Binnen-I erfordert 2-3 Reformen!
Das Binnen-I ist ohnehin nur der Faulheit
der Schreiberinnen und Schreiber geschuldet!
Die Schnelllebigkeit ist also bereits auch in
der Schreibweise angekommen.
Ein Zeichen der heutigen Zeit!
Wie auch das denglisch!
Das "Denglisch"
Die Amerikaner greifen derweilen wieder häufiger auf Latein zurück.
Das Binnen- I erfordert aber keine Schönschreibschrift, sondern wird uns aufs Auge gedrückt.
Aktuell setzt man mehr auf den Doppelpunkt, zB. Lehrer:innen.
Das ersetzt den Trend der letzten Jahre mit dem Sternderl: Lehrer*innen.
Das Binnen-I ist sowas von Retro!
Was geschieht mit der Lehrerausbildung ? Denke das ist wichtiger als die Schrift. Wie geht man mit dem Lehrermangel um? DIESES Thema wäre wichtiger für die Bildung der jungen Menschen.
Demnach hätte man die "neue " Schrift gar nicht verwenden müssen. Interessant.
Wir durften in der Schule lange Zeit nicht mit Kugel- oder Faserschreiber arbeiten, obwohl schneller und effizienter.
Vurschrift is Vurschrift.
Kein Wunder, wenn viele Schüler die Schule als spießig ablehnten und ihr eigenes Ding machten.
Schade, ich mag eine schöne Schreibschrift sehr gern (und schreibe auch gerne mit Füllfeder) - aber auch nachvollziehbar. Bei vielen Leuten kann man das Geschriebene ohnehin nur in Druckschrift lesen ...
Müssen die Lehrer jetzt zur Nachschulung in ein Schigebiet oder an einen Kärntner See?
Kein Schüler in Österreich hat 1969 mehr ein Tintenfass benützt. Da werden Jahrzehnte verwechselt. Leider sprechen manche über vergangene Zeiten, ohne sich vorher zu erkundigen.
Steht auch so nicht im Artikel.
Mit der "Schulschrift 1969" haben Generationen von Österreicherinnen und Österreichern das Schreiben und Rechnen gelernt. In ihren Grundzügen stammt sie noch aus einer Zeit, in der man mit Feder und Tinte schrieb. Nur zweimal, 1946 und eben 1969, hat es geringfügige Änderungen gegeben. Charakteristisch an ihr sind etwa die Schlaufen am Zweier und Dreier oder die zusätzlichen Schlingen im "g" und "q".
doch: Zitat von Hrn Polaschek:
"Wenn wir ein Klassenzimmer von 1969 mit einem Klassenzimmer von heute vergleichen, hat das nur mehr wenig miteinander zu tun. Während damals die Schülerinnen und Schüler meist mit Schulbuch, Heft und Tintenfass ...."
Wir hatten 1969 in der Linzer Volksschule noch den Unterrichtsgegenstand "Schönschreiben" mit Schreibfeder und Tintenfass. Und für den allgemeinen Gebrauch eine Füllfeder wahlweise von Jolly (rot) oder Pelikan (blau).
Also ich hab (Einrückdatum 1971) kein Tintenfass mehr kennen gelernt ; )
Kann mich nur anschließen. Auch ich bekam bereits vor 1969 eine Füllfeder.
Zu dieser Zeit gab es aber auch schon längst die praktischen Tintenpatronen.
Auch 1967 bei meinem Schuleintritt wurde in Linzer Volksschulen nur mehr mit Füllfeder und Tintenpatrone geschrieben.
1969 war das Jahr der letzten Änderung. In den Grundzügen - wie geschrieben - ist sie älter.