EXW-Prozess: 85-Jährige verlor mehr als eine Million Euro
KLAGENFURT. Der EXW-Prozess um millionenschweren Anlagebetrug ist am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt mit weiteren Zeugeneinvernahmen fortgesetzt worden.
Dabei sagte auch eine 85-jährige Schweizerin aus, die laut eigenen Aussagen mehr als eine Million Euro in EXW investiert, aber nie zurückbekommen hatte. Die betagte Frau wurde am Dienstag via Zoom einvernommen. Die Frau erklärte im Beisein ihres Anwaltes, sie sei über eine Homöopathin, eine ehemalige Geschäftspartnerin, auf EXW gestoßen. "Sie war Vermittlerin auf Provisionsbasis und hat gesagt, das ist etwas, das sehr lukrativ sei. Sie habe auch einen Mitarbeiter in Österreich."
Ein "Händler" in Österreich habe schließlich ein Kryptokonto für die Zeugin eröffnet, auf das regelmäßig höhere Geldbeträge eingezahlt worden seien, insgesamt fast 1,2 Millionen Euro. Das war laut Aussage der Frau verbunden mit der Zusicherung, dass sie 2,6 Millionen Euro ausbezahlt bekommen soll. Als das ausgeblieben war, habe sie nach dem aktuellen Stand gefragt, und von dem "Händler" erfahren, dass das Geld "eingefroren" worden sei. Sie habe keine Auszahlung oder Rückzahlung erhalten, weshalb sie Anzeige erstattet hatte.
"Das war nicht in meinem Sinne"
Wie genau das System EXW funktioniert haben soll, habe sie nicht gewusst, meinte die 85-Jährige: "Sie haben gehandelt mit dem Geld, das war das einzige, was ich wusste." Für den Hauptangeklagten war diese Aussage Grund für eine Entschuldigung: "Es tut mir leid, dass mein System so ausgenutzt wurde, Sie zu betrügen." Und weiter: "Es ist katastrophal, weil sie augenscheinlich nicht gewusst hat, was sie getan hat. Dass das so genutzt wird, war nicht in meinem Sinne."
Wenn jemand mit dem Bewusstsein in EXW eingezahlt habe, dass das Geld auch weg sein könne, "dann kann man darüber reden: Er wusste was er tut. Aber wenn man in dem Alter wirklich Vermögen investiert - sie wusste ja offensichtlich wirklich nicht, was sie macht." Deshalb habe er auch so viel Wert darauf gelegt, dass die Anleger über Risiken aufgeklärt werden, verteidigte sich der Hauptangeklagte. Die Vermittler des Geschäfts sollen an einem weiteren Verhandlungstag einvernommen werden.
Urteil soll Ende Juli fallen
Seit Ende September 2023 läuft am Landesgericht Klagenfurt der groß angelegte Prozess um die Kryptowährungsfirma EXW. Den elf Angeklagten werden gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen rund 40.000 Opfer laut Anklage um mindestens 17,6 Millionen Euro betrogen haben, kolportiert wurde ein Gesamtschaden von 100 Millionen Euro. Wie Richterin Claudia Bandion-Ortner, die Vorsitzende des Schöffensenates, am Dienstag sagte, soll es Ende Juli ein Urteil geben.