Fahrrad-Kindersitze im Test: Sicherheit ist keine Preisfrage
WIEN. Der ÖAMTC hat 8 aktuelle Modelle getestet. Das Fazit ist durchaus positiv, ein Modell fiel durch.
Sportliche Betätigung und Spaß kombiniert: Vor allem Familien greifen bei Ausflügen oft und gern zum Rad. Ist die Strecke zu anspruchsvoll oder sind die Kinder zu jung, um selbst in die Pedale zu treten, sind Fahrrad-Kindersitze eine Möglichkeit, sie mitzunehmen. Grund genug für den ÖAMTC und seine Partnerorganisationen, acht aktuelle Modelle eingehend zu untersuchen. Wichtig: In Österreich sind nach aktueller Rechtslage nur Sitze erlaubt, die fest mit dem Rahmen verbunden sind, daher haben sich die Testerinnen und Tester vorwiegend auf solche Produkte konzentriert.
"Auch wenn es in Detailbereichen durchaus Verbesserungsbedarf gibt, sind die Ergebnisse insgesamt positiv", fasst ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl zusammen. "Vier der acht getesteten Sitze schafften ein 'gut', drei haben wir mit 'befriedigend' bewertet und nur ein Modell ist durchgefallen." Getestet wurde in den Kategorien Montage, Handhabung und Fahren, Komfort, Sicherheit und Verarbeitung, außerdem erfolgte eine Überprüfung auf Schadstoffe. Wie üblich gilt: Alle getesteten Sitze erfüllen die gesetzlichen Mindeststandards für eine Zulassung. Die Untersuchungen sind jedoch deutlich strenger und sollen Konsumentinnen und Konsumenten bei der Kaufentscheidung unterstützen.
"Sicherheit ist keine Preisfrage"
Besonders erfreulich für Kerbl: "Sicherheit ist – zumindest in diesem Fall – keine Preisfrage: Die besten Modelle im Test kommen von Ok Baby und Bellilli und kosten zum Teil deutlich unter 100 Euro – die Sitze auf den hinteren Rängen sind wesentlich teurer. Wer einen Fahrrad-Kindersitz braucht, sollte also nicht vorwiegend nach dem Preis gehen."
Neben den genannten Produkten von Ok Baby (10+) und Bellilli (Mr Fox Relax) schnitten auch die Sitze von bobike (Go Maxi Frame) und Urban iki (Mosu Green + Bincho Black) mit "gut" ab. "Mit keinem dieser Modelle macht man etwas falsch. Hat man mehrere davon in der engeren Auswahl, sollte man – wie auch bei Kfz-Kindersitzen – in den Fachhandel gehen und sich beraten lassen. Bestenfalls macht man direkt eine kurze Probefahrt mit dem Kind."
Das einzige "nicht genügend" wurde an den Qibbel Air vergeben. Kerbl: "Bei der Schadstoffuntersuchung wurden im Gurtpolster verschiedene PAKs, das sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, gefunden." Zusätzlich ist zeigte der Sitz Schwächen beim Unfallschutz: Die Fußstütze brach im Test bei einer Belastung von 22 Kilogramm nach wenigen Sekunden durch. "Ohne diese zwei Mängel hätte es vermutlich für ein 'gut' gereicht."
Sitz muss fest mit dem Rahmen verbunden sein
Für Fahrradkindersitze gelten in Österreich Vorschriften, die sich zum Teil von anderen Ländern unterscheiden, darunter die Regelung, dass der Sitz fest mit dem Rahmen verbunden sein muss. Laut Auskunft des BMK zählt der Gepäcksträger nicht zum Rahmen. Der Kindersitz-Test wurde auf internationaler Ebene durchgeführt – daher wurden auch acht Sitze der gleichen Hersteller untersucht, die für die Montage am Gepäckträger geeignet sind.
In Österreich sind diese Sitze zwar nicht erlaubt, die Testergebnisse zeigen jedoch, dass durchaus Vorteile in der Handhabung gegeben sind, während sich die Sicherheit auf ähnlichem Niveau bewegt. "Wir würden hier eine Neuregelung durch den Gesetzgeber begrüßen. Einerseits, weil unser Test tatsächlich kein Sicherheitsmanko bei den Sitzen selbst gezeigt hat. Andererseits hat sich auch in Hinblick auf Fahrräder und Gepäckträger in den vergangenen Jahren sehr viel getan, sodass eine sichere Montage, bei entsprechender Traglast des Gepäcksträgers, heute kein Problem mehr darstellt", sagt ÖAMTC-Juristin Eva Unger.
Tipps für Familien
- Ab und an sollte man auch während einer Fahrt einen Blick auf die Gurte werfen und sie nachziehen, wenn sie sich – z. B. auf unebener Strecke – gelockert haben sollten.
- Fachhandel aufsuchen: Die Montage ist zwar in den meisten Fällen gut beschrieben, wer sich unsicher ist, sollte sich jedenfalls im Handel zeigen lassen, wie es funktioniert. Außerdem können dort Fahrende und Kinder probesitzen und oft auch eine Probefahrt unternehmen. Das ist auch wichtig, um das Abstellen und Absteigen zumindest einmal gemeinsam geübt zu haben.
- Fahrradhelm tragen: Bereits beim Probesitzen empfiehlt es sich, dass sowohl Kind als auch Elternteil einen Helm tragen – damit hier gar nicht erst der Wunsch nach einer Fahrt ohne Kopfschutz aufkommt. Für Kinder herrscht ohnehin Helmpflicht, egal ob sie selbst fahren oder im Kindersitz transportiert werden.
- Erste Fahrversuche sollten immer in sicherem Gelände unternommen werden, weil das Fahrverhalten mit Kindersitz sehr ungewohnt sein kann. Vor allem sorgt die Verschiebung des Schwerpunktes für geringe Bodenhaftung des Vorderrades.