Großeinsatz in Wien-Ottakring: Cobra machte von Schusswaffen Gebrauch
WIEN. Bei einer Explosion im Zuge eines Polizeieinsatzes in Wien-Ottakring ist am Dienstagabend bzw. in der Nacht auf Mittwoch der Mann, dem der Einsatz gegolten hatte, ums Leben gekommen.
Das Einsatzkommando (Eko) Cobra hat im Zuge des Großeinsatzes am Dienstagabend bzw. in der Nacht auf Mittwoch in Wien-Ottakring von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Das bestätigte der Leiter des Ermittlungsdienstes im Wiener Landeskriminalamt, Gerhard Winkler, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Der ums Leben gekommene Mann war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Mieter der Wohnung in der Klausgasse, ein 47-jähriger serbischer Staatsbürger.
Winkler betonte allerdings, dass bisher keine hundertprozentige Identifizierung möglich war. Der Einsatz war am Dienstag gegen 20.00 Uhr ausgelöst worden, weil der Mann Sachen aus dem Fenster seiner Wohnung auf die Straße geworfen hatte. Die Polizei nahm beim Eintreffen in der Klausgasse mehrere Schüsse wahr, das Grätzel wurde daraufhin großräumig abgesperrt. Die Exekutive rief außerdem ein Großaufgebot, darunter Beamte des Eko Cobra und der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA), zum Tatort. Auch die Berufsrettung und die Berufsfeuerwehr waren im Einsatz. Eine Verhandlungsgruppe versuchte, Kontakt zu dem Mann aufzunehmen.
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Kontaktaufnahme gestaltete sich schwierig
"Sie wollten durch die Wohnungstür mit ihm reden", schilderte Winkler die Ereignisse. Doch die Versuche scheiterten, der Mann habe keinerlei Interesse gezeigt, mit den Beamten zu sprechen. "Im Gegenteil, er hat noch den Fernseher lauter gestellt, um nicht mit den Kollegen reden zu müssen", sagte der LKA-Ermittlungsdienstleiter. Weil man aus der Wohnung auch andere Stimmen zu hören vermeinte - womöglich der Fernseher - und nicht ausschließen konnte, dass sich keine weiteren Personen in der Gewalt des Mannes befanden, wurde die Freigabe zum Zugriff erteilt.
Die Wohnung wurde geöffnet. Laut Winkler ereignete sich danach eine starke Explosion, deren Ursache am Mittwoch noch unklar war. Sprengmittel wurden in der Wohnung nicht gefunden, so wurde eine Gasverpuffung - möglicherweise durch Manipulationen herbeigeführt - in Betracht gezogen. Trotz der Explosion kam der Mann mit einem Gegenstand in der Hand aus der Wohnung und ging auf die Cobra-Beamten los. "Es ist bisher nicht geklärt, ob er bewaffnet war", sagte Winkler. In der Wohnung wurden später Messer und eine Schreckschusspistole gefunden. Die Polizisten machten von der Schusswaffe Gebrauch. Ungeklärt ist dem LKA-Beamten zufolge, ob der Mann dadurch zu Tode kam oder letztlich die Explosion tödlich war. Dazu könnte die Obduktion nähere Aufschlüsse bringen, die noch am Mittwoch stattfinden sollte.
Sieben Leichtverletzte
Winkler bestätigte auch, dass sich unter den laut Berufsrettung sieben Leichtverletzten - mutmaßlich durch die Explosion - auch mehrere Beamte befanden. Schwerverletzte oder weitere Todesopfer gab es glücklicherweise nicht, der Kriminalist sprach in dem Zusammenhang von "fast einem Wunder", weil die Explosion doch sehr stark gewesen sei. Das zeigt sich auch daran, dass zumindest der eigentliche Tatort am Mittwoch wegen Einsturzgefahr bisher nicht begehbar war. Laut Jürgen Figerl, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr, bestand für das betroffene Haus in der Klausgasse insgesamt keine Einsturzgefahr. Jedoch musste die Feuerwehr, die in der Nacht einen nach der Explosion entstandenen Brand über eine Drehleiter gelöscht hatte, am Vormittag Teilbereiche des Gebäudes durch Abpölzen sichern.
Die statische Überprüfung des Hauses wurde noch in der Nacht durchgeführt, sagte ein Sprecher des Büros für Sofortmaßnahmen der Stadt Wien der APA. Auch er bestätigte, dass für das Gebäude keine Einsturzgefahr besteht. In ihre Wohnungen konnten die Anrainer zunächst dennoch nicht zurückkehren. "Derzeit ermittelt die Tatortermittlungsgruppe am Ort." Danach müsse die Wasser- und Stromversorgung wieder hergestellt werden, ein Installateur und ein Elektriker standen am Mittwoch schon bereit. Danach könnten die Bewohner wieder in ihre Appartements zurückkehren. Fünf Wohneinheiten wurden durch die Explosion allerdings schwer beschädigt und sind derzeit nicht bewohnbar. Die schwersten Schäden trugen die Tatortwohnung und deren benachbarte Einheit davon. Ein Großteil der Bewohner kam bei Freunden und Verwandten unter. Manche mussten vorübergehend in Notquartieren der Stadt untergebracht werden.
Dieser Artikel wurde zuletzt am 07.08.2024 um 14.07 Uhr aktualisiert.
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