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Überfall auf Ordensbrüder: Die Polizei ermittelt "in alle Richtungen"

29. Dezember 2018, 00:05 Uhr
Überfall auf Ordensbrüder: Die Polizei ermittelt "in alle Richtungen"
Tatort: die Klosterkirche Maria Immatriculata in Strebersdorf, einem Stadtteil im Bezirk Wien-Floridsdorf. Bild: APA

WIEN. Nach brutaler Attacke auf sechs Geistliche in Wien schließt die Kriminalpolizei nicht aus, dass sich Täter und Opfer kannten – vermutlich gab es nur einen Angreifer, nicht zwei.

Waren es zwei oder doch nur ein Täter, der am Donnerstag in die Klosterkirche Maria Immatriculata in Strebersdorf im Wiener Bezirk Floridsdorf eindrang und dort fünf Ordensbrüder fesselte, bis zu zwei Stunden lang quälte und schlug und seine Opfer dabei teils schwer verletzte? Einen Tag nach dem Überfall auf die Geistlichen stand die Wiener Kriminalpolizei gestern vor mehreren Rätseln.

Denn die Opfer, die zum römisch-katholischen Orden der Schulbrüder im Stadtteil Strebersdorf gehören, machten unterschiedliche Angaben, wie vielen Angreifern sie ausgesetzt waren. Die Polizei sprach gestern daher von "einem oder zwei Flüchtigen", nach denen nun gefahndet werde.

"Einige der Opfer haben angeblich nur einen Täter gesehen", sagte Polizei-Sprecher Patrick Maierhofer. Ursprünglich war von einem Duo die Rede gewesen. Die Ermittler begannen gestern mit den Einvernahmen der sechs betroffenen Ordensbrüder. Fünf waren attackiert und verletzt worden, ein sechster wurde gefesselt, er blieb aber unverletzt.

Video: Ein Täter bei Kirchen-Überfall:

Drei Opfer aus Spital entlassen

Ob jener 68-Jährige, der Kopfverletzungen und vermutlich einen Armbruch erlitten hatte, schon bereit war für eine Einvernahme, stand gestern noch nicht fest. Dies sei die Entscheidung der Ärzte. Drei Opfer durften das Krankenhaus in der Nacht auf Freitag wieder verlassen.

Video: Nach Überfall in Kirche in Wien bleiben viele Fragen offen:

 

"Unsere Gedanken sind jetzt ganz bei den schwer verletzten Mitbrüdern und wir hoffen, dass sie bald wieder völlig gesund bei uns sein werden", sagte Walter Kröner, der Vorstandsvorsitzende des betroffenen Schulvereins "De La Salle", der in Strebersdorf mehrere Privatschulen und ein Internat betreibt.

Auch das Motiv für den brutalen Überfall war gestern weiterhin unklar. Handelte es sich um ein Raubdelikt? Es stehe noch nicht fest, ob bei der Tat Wertsachen erbeutet worden seien, sagte Maierhofer. Die Wiener Kripo ermittle "in alle Richtungen". Es sei nicht ausgeschlossen, dass es eine "Beziehung zwischen Täter und Opfern" gegeben habe.

Eine Racheaktion?

Ob es sich bei der Tat womöglich um eine Racheaktion eines ehemaligen Schülers gehandelt haben könnte, sei "eine Option, die überprüft werden muss". Der Hintergrund: Vor mehreren Jahren waren Missbrauchsvorwürfe gegen die Schulbrüder erhoben worden (siehe Bericht unten). Das Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft im Jahr 2012 allerdings eingestellt.

Am Freitag war in Strebersdorf die Sicherung von DNA-Spuren und Fingerabdrücken noch im Laufen, weshalb das Kirchengebäude vorerst geschlossen blieb.

Pistole im Kirchen-Safe

Als sicher gilt, dass sich in einem nach der Tat offenstehenden Safe im Pfarrgebäude eine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter befand, die nun verschwunden ist. Laut Polizei könnte es sich um jene Waffe handeln, mit der die Geistlichen gezwungen wurden, sich auf den Boden zu legen. Der Orden sei "in intensiver Zusammenarbeit mit der Polizei um Aufklärung bemüht", betonte Kroner.

Laut den ersten Angaben nahm das brutale Geschehen in der Kirche in der Anton-Böck-Gasse am Donnerstag um 13.30 Uhr seinen Lauf. Der oder die Täter – laut einem Opfer soll ein Täter ein 1,80 großer dunkelhaariger Ausländer gewesen sein – betraten die Kirche mit einer Schusswaffe. Der 68-jährige Ordensbruder wurde daraufhin wiederholt massiv getreten und mit Werkzeugen geschlagen. Einige Zeit später sei ein Mitbruder in die Kirche gekommen und entdeckte den verletzten 68-Jährigen.

Auch dieser Mann wurde gefesselt und verletzt, so wie drei weitere Geistliche. Ein sechster Mann wurde in einem Büroraum gefesselt, er kam ohne Blessuren davon. Zumindest zwei Stunden, bis 15.30 Uhr, sollen sich der oder die Täter am Tatort aufgehalten haben. Die Polizei wurde erst um 16.16 Uhr alarmiert: Die Opfer hätten sich erst von ihren Fesseln – Kleidungsstücke, Schnüre und Kabelbinder – befreien müssen. Daraufhin waren mehr als 120 Polizisten im Einsatz. Die Alarmfahndung verlief ohne Erfolg. (staro)

 

Die Schulbrüder gibt es seit dem Jahr 1857

Die Geschichte der Schulbrüder geht auf das Jahr 1857 zurück, als acht Geistlichen in Wien die Leitung eines Waisenhauses übertragen wurde. Von Wien aus breitete sich die Kongregation mit Schulen und Internaten auf die gesamte Donaumonarchie aus. Die Ordensleitung befindet sich seit heuer nicht mehr in Österreich, sondern in Rumänien. Aus den Schulen der Schulbrüder wurden in den 90er Jahren die „De la Salle“-Schulen. Diese Einrichtungen, vom Kindergarten bis zum Gymnasium, werden seither nicht mehr vom Orden, sondern vom „Schulverein De la Salle“ verwaltet.

In den 90er Jahren wurden erstmals Missbrauchsvorwürfe gegen einen geistlichen Betreuer von Strebersdorf laut, der im Jahr 2010 wiederholt wurde. Die Ordensbrüder gingen damals in die Offensive und stellten sexuelle Übergriffe auf Schüler vehement in Abrede. Ein ehemaliger Schulsprecher trat öffentlich auf und sagte, die Erziehungsmethoden seien in den 70er Jahren für die Kinder „nicht lustig“ gewesen, Missbrauchsfälle seien aber an ihn als Schulsprecher nie herangetragen worden. Ein Ermittlungsverfahren der Justiz wurde 2012 eingestellt, u. a. weil weder das mutmaßliche Opfer noch dessen Mutter eine Aussage machen wollten. Bis 2012 betrieben die Schulbrüder auch eine private Hauptschule, das Stephaneum, in Bad Goisern, ehe die Einrichtung – angeblich aus finanziellen Gründen – geschlossen wurde.

 

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12  Kommentare
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aeskulap162 (187 Kommentare)
am 29.12.2018 20:10

Dieser Überfall ist voller Rätsel: welcher Täter hält sich fast 3 Stunden am Tatort auf? Üblicherweise werden Raubüberfälle schnell erledigt, der/die Täter sucht/suchen die Beute, packen sie ein und verschwindet möglichst rasch, um nicht genau gesehen zu werden. Es hätten doch zwischendurch Besucher in diese Kirche kommen können, da wäre der Täter gesehen und gestört worden. Ich hoffe, es gibt DNA-Spuren und Fingerabdrücke, damit dieser mysteriöse Fall aufgeklärt werden kann. Ich wünsche der Wiener Polizei Alles Gute dafür.

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Wosisdolos (711 Kommentare)
am 29.12.2018 11:37

Rache... Du du unter der Kutte!

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hochhaus (1.821 Kommentare)
am 29.12.2018 10:20

“Es ist nicht auszuschließen, dass es eine Beziehung zwischen Opfern und Täter gibt.“

Sollte das stimmen, werden die Ordensbrüder ganz genau wissen, wer der Täter war.
Aber ob sie diesen aufdecken werden?

Da kämen dann Details zum Vorschein, die manch Geistlicher lieber sehr geheim halten will.

Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung!

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kakr (447 Kommentare)
am 29.12.2018 08:10

Ich bin schon gespannt, was da wirklich gewesen ist. Die G´schicht stinkt schon von Anfang an.

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 29.12.2018 07:03

Die Richtung sollte nach Osten sein .....

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xerxes (3.689 Kommentare)
am 29.12.2018 01:17

Sorry Tippfehler, heißt korrekt Schulbrüder.

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 29.12.2018 04:36

Wer braucht heutzutage einen Waffenpass?

Zitat:
Der Waffenpass ist eine Urkunde, die neben dem Erwerb und dem Besitz auch zum Führen (Bei-sich-Tragen) von Schusswaffen der Kategorie B (Faustfeuerwaffen, Repetierflinten und halbautomatische Schusswaffen) berechtigt.

Der Waffenpass ist von der Waffenbesitzkarte zu unterscheiden, dessen Inhaberin/dessen Inhaber Schusswaffen der Kategorie B ausschließlich erwerben und besitzen, nicht aber führen darf.

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teja (6.212 Kommentare)
am 29.12.2018 17:10

Ein Ordensangehöriger.

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xerxes (3.689 Kommentare)
am 29.12.2018 05:41

Tut mir leid ein Schreibfehler, heißt Schulbrüder!

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( Kommentare)
am 29.12.2018 05:55

Die Waffe war wahrscheinlich illegal, da eine Aufbewahrung in einem Tresor zu dem Personen ohne waffenrechtliches Dokument zugang haben nicht erlaubt ist. So darf eine Waffe z.B. nicht in einem Firmentresor aufbewahrt werden wenn da auch die Sekretärin den Schlüssel hat. Ebenso darf in der Privatwohnung der Partner keinen Zugang zur Waffe haben wenn er/sie keine Waffenbesitzkarte oder Waffenpass hat. Deshalb glaube ich, dass die Waffe ein Relikt aus einer Zeit vor unserem Waffenrecht war (ev aus dem Krieg) oder aus dunklen Quellen stammt. Auf der anderen Seite müsste die Polizei bei einer legalen Waffe nicht Rätseln weil da gibt es genau einen Besitzer dazu. Und falls die Waffe wieder auftaucht kann man sie ganz leicht zuordnen. Und der oder die Täter müssen vom Tresor gewusst haben, wer sonst kommt auf die Idee bei denen nach einem grösseren Bargeldbetrag zu suchen, so dass sich ein Raub auszahlt. Die Waffe lag vielleicht noch zufällig drin.

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Ramses55 (11.126 Kommentare)
am 29.12.2018 09:24

So hat jeder seine eigenen Phantasieen dazu zwinkern
Haben Sie sich schon mal als Krimi-Schriftsteller betätigt? grinsen

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