Von der Scheibe ins Labor: Postbusse "sammeln" für Insekten-Vielfalt
INNSBRUCK/LINZ/WIEN. Wissen durch die Busscheibe: Das Institut für Zoologie der Universität Innsbruck wartet mit einem innovativen Projekt auf. Mithilfe von Postbussen in Tirol, Kärnten, Nieder- und Oberösterreich wird die Vielfalt an Insekten bzw. Kleinstlebewesen untersucht.
Die Insektenrückstände auf den Scheiben der Postbussen dienen dabei als Ausgangsmaterial. Daraus werden dann DNA-Proben entnommen und entschlüsselt, teilte die Universität am Dienstag in einer Aussendung mit. Man bedient sich bei dem Projekt "Insekten-Busmonitoring" der Tatsache, dass die Busse währen der Fahrten in großer Zahl Insekten "sammeln", die auf die Frontbereiche und Windschutzscheiben prallen und dort ihre DNA-Spuren hinterlassen. "Damit generieren diese Fahrzeuge wertvolle Informationen zum Vorkommen von Insekten in den regelmäßig von ihnen befahrenen Gebieten, ohne dass weitere Insekten zu Monitoringzwecken zu Schaden kommen müssen", betonte Projektleiter Michael Traugott vom Institut für Zoologie.
Die neue Methode (DNA-Spurenanalytik) spare Ressourcen und Zeit, sie decke auch erstmals größere Gebiete ab, hieß es. Fliegen, Mücken, Bienen und viele andere Arten, aber auch eingeschleppte (invasive) Arten, könnten im Zuge des Projekts in den ausgewählten unterschiedlichen Gegenden (Acker- und Grünland, Wald, Siedlungsgebiet) ausfindig gemacht werden. "Wir sehen, in welchem Zustand sich unsere Insektenwelt in Österreich befindet und wie sich die Artenvielfalt und Insektengemeinschaften verändern", erläuterte Traugott.
So funktioniert das Projekt
Das Projekt läuft seit April und dauert noch bis September an. Die Probenentnahme erfolgt drei Mal pro Monat entlang von vier Buslinien je beteiligtem Bundesland. In Tirol werden laut den Verantwortlichen intensiver Proben gezogen. Dort seien zudem zusätzlich Fangschalen entlang der Busstrecken aufgestellt.
Und so funktionierts im Detail: Projektmitarbeiter "beproben" mehrmals im Monat abends die Frontbereiche der Postbusse mit Mikrofasertüchern. Diese werden ausgewaschen. Aus dem Wasser wird die Insekten-DNA mittels spezieller Filter gewonnen. Die so genannte eDNA (environmental DNA) wird dann konserviert und ab Herbst 2024 am Institut für Zoologie der Uni Innsbruck in Zusammenarbeit mit der Sinsoma GmbH analysiert. Schließlich gleichen die Forscherinnen und Forscher die vorhandenen DNA-Sequenzen mit internationalen Datenbanken ab.
Die Ergebnisse zur Artenvielfalt der Fluginsekten sollen letztlich im Herbst 2025 veröffentlicht werden. Gefördert wird das Projekt vom Biodiversitätsfonds Österreich, dem Klimaschutzministerium und der Europäische Union.
Angetan von der Aktion war auch Alfred Loidl, Vorstand Österreichische Postbus AG. Diese leiste einen "wesentlichen Beitrag zur Untersuchung der Artenvielfalt und zur Erhaltung unseres Ökosystems und damit zum Schutz unserer Umwelt", zeigte sich der Manager überzeugt.
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