Mark II: Der Trick mit dem Stromgenerator im umgebauten Tesla
LUSTENAU. Ein Vorarlberger Entwicklungsunternehmen baute einen Stromer mit Range-Extender – Verbrauch: 2 Liter pro 100 Kilometer.
Elektro-Autos? Viel zu schwer, viel zu teuer, viel zu wenig Reichweite! "Unsere Lösung basiert auf einem kleinen Zweizylinder", sagt Thorsten Rixmann von dem Entwicklungsunternehmen Obrist Powertrain GmbH. Die Vorarlberger bauten den riesigen Akku aus einem Tesla Model 3 aus und einen kleinen Verbrenner samt 90-Kilogramm-Akku ein.
17,3-kWh-Akku als Speicher
Das 1,0-Liter-Aggregat leistet 40 kW (54 PS) und treibt einen Generator an. Dieser 48-Volt-Stromerzeuger speist den 17,3-kWh-Akku, der wiederum den auf 120 kW gedrosselten E-Motor des Tesla mit Energie versorgt. "Der Benziner hat also keinen direkten Kontakt zu den Rädern", betont der Lustenauer.
Sowohl der Verbrenner als auch der kleine Akku sind Eigenentwicklungen des Unternehmens – mit etlichen technischen Neuerungen, die allesamt patentiert sind.
Das Prinzip ist dasselbe, das einst Opel beim Ampera-e nutzte. Oder – mit Abstrichen – BMW beim ersten i3 mit Range Extender.
Testwagen wiegt 1,6 Tonnen
Der Obrist-Versuchswagen namens "HyperHybrid Mark II" wiegt 1584 Kilogramm. Und damit um rund 250 Kilogramm weniger als ein Tesla Model 3. Dafür ist die Reichweite ungleich höher. Der umgebaute Tesla hat eine rein elektrische Reichweite von 96 Kilometern – wenn der Verbrenner keinen Strom erzeugt. Doch springt der Zweizylinder an, sobald der Akku nur noch zu 40 Prozent geladen ist. Dann erzeugt er Strom, bis die Batterie 80 Prozent Ladestand erreicht hat. "Wir fahren den Akku weder leer, noch laden wir ihn zu 100 Prozent auf", sagt Rixmann. "Uns geht’s um eine möglichst lange Lebensdauer des Akkus." Wann der Verbrenner seine Arbeit aufnimmt, lässt sich freilich einstellen.
In einem Realtest verbrauchte der "Mark II" zwei Liter Super plus 7,3 kWh auf 100 Kilometer und emittiert laut NEDC-Norm 23 Gramm CO2 pro Kilometer. Wie viel Sprit tatsächlich verheizt wird, wenn der Benzinmotor auf 100 Kilometern durchgehend läuft, dafür fehlen noch die Tests.
Schnelle Umrüstung
"Wir wollen mit dem Testwagen dokumentieren, dass man Autos schnell auf diese Technologie umrüsten kann", sagt Rixmann. Und damit sehr schnell die CO2-Emissionen senken kann. Abgesehen davon falle die Reichweitenangst völlig weg. Der Vorarlberger Testwagen schaffe mit seinem 30-Liter-Tank und dem 17,3-kWh-Akku mehr als 1000 Kilometer – wie ein guter VW-TDI.
Preis: 20.000 Euro
Auch preislich hält sich die Lustenauer Konstruktion im leistbaren Rahmen. 20.000 Euro würde ein HyperHybrid-Auto kosten, ließ das Unternehmen errechnen.
Die traditionellen Hersteller schielen inzwischen nach Vorarlberg. "Wir stehen mit vielen Marken in Kontakt", sagt Rixmann.
Tesla blieb bisher stumm
Eine Frage ist aktuell noch ohne Antwort: ob dem Elektro-Pionier aus Kalifornien der Umbau eines seiner Modelle auf eine Verbrenner-Technologie schmeckt. Kenner bezweifeln just dies. Gemeldet haben sich indes weder Elon Musk noch ein Tesla-Firmenvertreter.
Kia Picanto: Wider die Gesetze des Marktes
Beim ZS und HS: MG mit einem elektrisierenden Zwischenschritt
Feuerwehr-Experte über E-Auto-Brände: "Es gibt keinen Grund, aufgeregt zu sein!"
Wasserstoffauto im Alltagstest: Flottes Tanken, aber zu wenig Infrastruktur
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.