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Die Rückkehr der Käsereibe

Von Leander Bruckbög, 08. Juni 2019, 00:04 Uhr
Die Rückkehr der Käsereibe
Die Bezeichnung kommt nicht von ungefähr: Die Käsereibe ist zurück. Bild: APA/AFP

Das Imperium schlägt zurück: Apples neuer Mac Pro ist stärker denn je, unterdessen lacht das Netz über einen viel zu teuren Monitor-Standfuß.

Endlich ist er da, der neue Mac Pro. Fünfeinhalb Jahre hat Apple gebraucht, um die dritte Generation seines High-End-Computers zu präsentieren. Das mag daran liegen, dass sich die designverliebten Kalifornier mit der zweiten Generation in eine Sackgasse manövriert hatten. Denn der von vielen Nutzern ob seines runden Designs "Mistkübel" genannte Mac Pro von 2013 sah zwar hübsch aus, war aber ein thermischer Albtraum. Das kompakte Design war nicht auf die immer größeren und heißer laufenden Grafikkarten vorbereitet, die heute Standard sind. So musste Apple wieder zu einem quaderförmigen Design zurückkehren. Und da Retro-Chic ohnehin in ist, besann man sich auf die gute alte Käsereibe. Das war der Kosename des Power Mac G5 und der ersten Mac-Pro-Generation von 2006. Deren Lochblech-Optik wurde mit einem komplexeren Muster modernisiert und bildet zusammen mit einem stabilen Stahlrahmen die Hülle des neuen Mac Pro.

Innen hat Apple alles daran gesetzt, die Fehler der Vorgängergeneration auszumerzen. Ein riesiger Kühlkörper ist dafür zuständig, dass die CPU auch bei anhaltender Volllast nicht gedrosselt werden muss, und mit dem neuen Mac Pro Expansion Module können zwei Grafikkarten mit insgesamt vier GPUs verbaut werden. Zudem ist das Grafikmodul in das Kühlkonzept des ganzen Systems integriert und kann so auf laute Lüfter verzichten. Als GPU dient die neue Radeon Pro Vega II von AMD, ein leistungsstarker Profi-Chip. Mit der Radeon Pro Vega II Duo wurde zudem eine Karte mit zwei Chips geschaffen, die neben dem normalen PCIe-Anschluss noch einen zweiten Connector erhält, was schnellere Transferraten erlaubt. Auch beim Prozessor hat Apple nicht gespart, der 28-Kern-Chip kommt aus der Xeon-Reihe von Intel und wird eine der stärksten CPUs am Markt sein.

All diese Leistung schlägt sich auf den Preis nieder. Während der aktuell auf der Apple-Homepage noch erhältliche Mac Pro der zweiten Generation je nach Ausstattung zwischen 4599 und 7719 Euro kostet, schlägt das neue Modell bereits in der schwächsten Ausführung mit 5999 Dollar zu Buche. Europreise gibt es noch keine, geht man von der üblichen Preispolitik bei Apple aus, dürfte dieser aber deutlich über der 6000er-Marke für das Einsteiger-Modell liegen. Die Topversion dürfte laut Berechnungen von "The Verge" mehr als 45.000 Dollar kosten. Dafür bekommt man aber auch beispielsweise eineinhalb Terabyte Arbeitsspeicher. Zum Vergleich: Aktuelle Spiele-PCs verfügen meist über 16 Gigabyte RAM.

Nicht für Konsumenten

Diese Preisgestaltung führt auch deutlich vor Augen, dass der Mac Pro kein Produkt für normale Konsumenten ist. Die verbauten Komponenten sind für Server und Workstations gedacht, also Rechner, die anspruchsvolle Rechenaufgaben über einen langen Zeitraum ohne Probleme ausführen können. Apple zielt auch besonders auf kreative Anwendungen wie 3D-Modeling, Videobearbeitung oder Spiele-Design.

Fragwürdige Preisgestaltung

So ergibt es auch Sinn, dass der neue Mac Pro einen adäquaten Begleiter zur Seite gestellt bekommt. Das Pro Display XDR bekräftigt mit 10-Bit Farbtiefe und DCI-P3-Farbraum den Fokus auf professionelle Bild- und Videobearbeitung. Der 32-Zoll-Bildschirm mit 6K-Auflösung wird 4999 Dollar kosten und erreicht laut Apple eine konstante Leuchtdichte von 1000 Nit. Angesichts der Preise vergleichbarer Konkurrenzprodukte wirkt das Pro-Display aber sogar verhältnismäßig günstig.

Umso überraschender ist die Preisgestaltung für den als Zubehör erhältlichen Standfuß, der 999 Dollar kosten wird. Schon während der Präsentation entfuhr dem Publikum ein deutliches Raunen, auf Twitter und in anderen sozialen Medien zeigten die Nutzer ebenfalls wenig Verständnis. Bildschirme dieser Klasse werden zwar meist auf bereits vorhandene Halterungen montiert, dennoch wirkt der Standfuß überteuert. Unverständlich ist auch, warum der VESA-Mount, der notwendig ist, um den Bildschirm mit einer Halterung zu verbinden, nicht im Preis inkludiert ist und ebenfalls nicht sehr günstige 199 Dollar kosten wird.

Der neue Mac Pro ist ein verlockendes Gerät für große Kreativfirmen wie etwa Pixar und ein Unvernunftskauf für Leute mit dicker Geldbörse. Auf jeden Fall hat Apple wieder einen Mac Pro im Portfolio, der diesen Namen auch verdient.

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Autor
Leander Bruckbög
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