Messenger im Vergleich: Signal, Telegram, Threema oder doch WhatsApp?
Mit Signal und Telegram bekommt WhatsApp immer größere Konkurrenz – was für und gegen einen Umstieg spricht.
Über Jahre hinweg hat sich WhatsApp mit konstanten Downloadzahlen als Platzhirsch bei den Messenger-Apps etabliert. Mit mehr als zwei Milliarden Anwendern ist der zu Facebook gehörende Dienst der weltweit erfolgreichste. Mit der scheinbar harmlosen Ankündigung neuer Datenschutzregeln bugsierte sich WhatsApp zu Jahresbeginn bei vielen Nutzern aber selbst ins Abseits. Vor allem Telegram und Signal profitierten vom Unmut etlicher WhatsApp-Nutzer und verzeichneten ihrerseits noch nie dagewesene Höhenflüge bei den Nutzerzahlen. Signal führte vorübergehend sogar die Download-Charts in den App-Stores an.
Doch ist die Flucht von WhatsApp gerechtfertigt und stellen Signal und Telegram tatsächlich bessere Alternativen dar? Die geplanten Änderungen bei WhatsApp – die Einführung wurde mittlerweile auf 15. Mai verschoben – seien "eher kosmetischer Natur", sagte Datenschutzexperte Alan Dahi, Teil des Teams des von Max Schrems gegründeten Datenschutzvereins noyb, noch im Jänner. Der Austausch von Daten mit Facebook, was für viele Nutzer der wichtigste Kritikpunkt war, passiere in Europa nicht, so der Experte. "Wegen der Datenschutzgrundverordnung." Das eigentliche Problem sei eher die fehlende Transparenz.
Die OÖN stellen die Gratis-Messenger WhatsApp, Signal und Telegram im Detail vor:
- Pro: Wegen der DSGVO ist es WhatsApp in der EU nicht erlaubt, Daten mit Facebook auszutauschen. Wer eine WhatsApp-Nachricht bekommt, kann sich zudem sicher sein, dass niemand mitliest. Durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung können nur Sender und Empfänger die Nachrichten lesen. Das Hauptargument, das weiterhin viele Nutzer vom Wechsel abhält, ist die nach wie vor hohe Zahl der Nutzer, die auf WhatsApp erreicht werden kann.
- Contra: Datenschützer bemängeln vor allem die fehlende Transparenz. Aussagen darüber, was mit den Daten passiert und wie lange sie gespeichert werden, seien oft pauschal gehalten und nicht klar formuliert.
Signal
- Pro: Signal wird von etlichen Sicherheitsexperten empfohlen. Hinter der Entwicklung steht eine Stiftung, die kein Interesse am Sammeln von Daten und deren kommerzieller Verwertung hat. Der Quellcode ist öffentlich einsehbar und die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gibt es länger als bei WhatsApp, dazu kommen Funktionen wie das automatische Verpixeln von Gesichtern, das Verschleiern der eigenen IP-Adresse oder das sofortige automatische Löschen von Inhalten.
- Contra: Die Signal-Server stehen in den USA. Somit unterliegt das Unternehmen dem „Patriot Act“, wodurch es zu einer Einflussnahme auf die Verschlüsselung gezwungen werden könnte.
Telegram
- Pro: Der Funktionsumfang weiß zu überzeugen, etliche Features werden früher als bei der Konkurrenz eingeführt. Wie bei WhatsApp und Signal gibt es eine Desktop-Anwendung. Mit einem Vorteil für Telegram: Die Chats liegen in einer Cloud, man braucht also das Handy zum Chatten nicht in seiner Nähe. Besondere Bekanntheit hat Telegram in letzter Zeit durch Kanäle erlangt, bei denen die Kommunikation vorwiegend in eine Richtung stattfindet.
- Contra: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung fehlt standardmäßig. So können Nachrichten auf dem Server theoretisch gelesen werden. Dennoch sind viele Telegram-Kanäle Fundgruben für Verschwörungsmythen.
Threema als kostenpflichtige Alternative
Auch der Schweizer Anbieter Threema teilte im Jänner mit, dass sich die täglichen Downloadzahlen vorübergehend "vervielfacht" hätten. "In den App-Stores in Deutschland, Schweiz und Österreich ist Threema auf Platz eins der App-Charts der Bezahl-Apps", sagte damals ein Sprecher.
- Pro: Threema ist mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ausgestattet und bietet so höchsten Sicherheitsstandard. Die Server stehen in der Schweiz und ähnlich wie bei Signal sind die Entwickler nicht darauf aus, Kundendaten zu sammeln und diese für Werbezwecke zu verwenden. Die App ist quelloffen und Nutzer brauchen für die Registrierung keine Handynummer.
- Contra: Threema kostet beim Download einmalig 3,99 Euro. Das schlägt sich wiederum auf die Zahl der Nutzer nieder: Ende 2020 lag die Zahl der Downloads bei rund acht Millionen.