Pixel 9 Pro XL im Test: Googles Steilvorlage für Apple
Die Pixel-9-Reihe besticht mit einer hervorragenden Kamera und zahlreichen neuen Funktionen. Google zeigt, was mit KI im Smartphone möglich ist.
Google hat vor wenigen Wochen seine neue Smartphone-Serie vorgestellt. Neben dem Pixel 9 gibt es zwei Pro-Modelle, das Pixel 9 Pro und eine Pro-XL-Version. Diese sind fast gleich ausgestattet, wobei das XL-Modell mehr Displayfläche (6,8 Zoll) bietet als die beiden anderen Geräte (6,3 Zoll). Die OÖNachrichten haben das Pixel 9 Pro XL getestet.
Design: Hier hat sich im Vergleich zu den Vorgängermodellen einiges geändert. Das Gehäuse ist wesentlich kantiger, und die Rundungen in den Ecken fallen deutlich stärker aus als bisher, wodurch das Pixel nun dem iPhone sehr ähnelt. Das gilt jedoch nicht für die Rückseite mit dem für Pixel-Smartphones typischen Kamerabalken. Doch auch beim markanten Kameramodul gibt es eine Änderung. Dieses ist nun abgerundet und reicht nicht mehr über die gesamte Rückseite des Geräts.
Die Rückseite ist mattiert, der Aluminium-Rahmen hingegen glatt poliert – beim Standardmodell ist es genau umgekehrt. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, hier muss sich Google mittlerweile nicht mehr vor Konkurrenten wie Apple und Samsung verstecken. Das Gerät wirkt auch sehr robust, laut Google ist das Pixel 9 doppelt so stabil wie das Vorgängermodell – eine Aussage, die sehr viel Raum für Interpretation lässt.
Display: Das Pixel 9 Pro ist mit einer Bildschirmgröße von 6,3 Zoll gleich groß wie das Standardmodell. Mit einer Größe von 6,8 Zoll ist das Pro XL also der eigentliche Nachfolger des Pixel 8 Pro. Das OLED-Display ist eindeutig eine der Stärken des Geräts. Das beginnt bei den sehr dünnen Displayrändern, geht über eine exzellente Darstellung mit sehr guter Schärfe (Auflösung 1344 x 2992 Pixel) und satten Farben bis hin zur maximalen Helligkeit mit Spitzen bis zu 3000 Nits (bei den Pro-Modellen). Die Bildwiederholrate wird je nach Anwendung adaptiv zwischen 1 und 120 Hertz angepasst.
Ausstattung: Auch beim Prozessor gibt es in Form des Google Tensor G4 eine Neuerung. Was die Leistung betrifft, dürfte dieser – wie schon der Vorgänger – laut Benchmark-Tests nicht ganz mit den besten Chips der Konkurrenz mithalten können. Die gute Nachricht lautet, dass diese Schwäche im Alltag kaum zum Tragen kommt. Das Smartphone arbeitet sehr flott, selbst anspruchsvolle Spiele laufen problemlos. Google gelingt es sehr gut, leichte Schwächen bei der Hardware auszugleichen, indem die Leistung für einzelne Anwendungen optimiert wird. Alle Pixel-9-Modelle haben zudem mehr Arbeitsspeicher spendiert bekommen. Bei den Pro-Modellen sind es 16 GB, die vor allem bei KI-Anwendungen benötigt werden. Mit Gemini Nano ist Googles bisher umfangreichstes multimodales Sprachmodell an Bord.
Wenn man bedenkt, wie rasant die Entwicklung in diesem Bereich verläuft und wohl weiterhin verlaufen wird, ist die Investition in mehr Arbeitsspeicher auf längere Sicht durchaus begrüßenswert. Etwas knapp bemessen wirkt hingegen der Speicher. Mit 128 GB (in der Minimalkonfiguration) könnte es für so manchen Nutzer spätestens in einigen Jahren eng werden.
Kamera: Mit dem Pixel 8 Pro hat Google die Messlatte selbst bereits sehr hoch gelegt. Die Verbesserungen beim Pixel 9 Pro XL wirken auf den ersten Blick nicht allzu signifikant. Immerhin kommen bei der Hauptkamera Sensoren mit den gleichen Spezifikationen zum Einsatz wie beim Vorgänger. Im Test zeigt sich, dass dennoch eine Weiterentwicklung gelungen ist. Sowohl bei Tageslicht als auch bei schlechten Lichtverhältnissen leistet die Kamera hervorragende Arbeit. Hier sticht vor allem die den Pro-Modellen vorbehaltene Telelinse mit fünffacher optischer Vergrößerung heraus, die auch beim Heranzoomen sehr detailreiche Ergebnisse liefert. Das auf Kameratests spezialisierte Labor DxOMark reiht das Pixel 9 Pro XL derzeit auf Platz zwei hinter dem Huawei Pura 70 Ultra. Wie schon beim Pixel 8 wird mit künstlicher Intelligenz die Bildqualität optimiert, Fotos können zudem nach Lust und Laune manipuliert werden. Ein Gruppenfoto machen und sich selbst nachträglich einfügen? Kein Problem! Das ist nur eine neue Funktion beim Pixel 9, eine weitere nennt sich "Reimagine". Damit kann ein Teil eines Fotos neu inszeniert oder der Hintergrund verändert werden. Die Resultate sind zum Teil erstaunlich, auch wenn es – wie das bei generativer KI häufig der Fall ist – mehrere Versuche braucht, bis das gewünschte Ergebnis erreicht wird. Lustige Spielereien ergeben sich aus diesen Funktionen aber allemal.
Software und KI: Anders als bei früheren Pixel-Handys kommen die neuesten Geräte nicht mit einer neuen Android-Version. Stattdessen bringt das Pixel 9 eine Reihe neuer KI-Funktionen. Gemini ersetzt den Google Assistant als Helfer im Alltag. Auch der kostenpflichtige Chatbot Gemini Live, Googles Antwort auf ChatGPT, ist auf dem Pixel 9 verfügbar – derzeit allerdings nur auf Englisch. Leider sind manche KI-Apps – etwa der Bildgenerator Pixel Studio – zumindest auf offiziellem Weg nicht in Österreich erhältlich. Anwendungen wie die mit KI verfeinerte Pixel-Wetter-App unterliegen dieser Beschränkung hingegen nicht.
Akku: Die Laufzeit konnte man beim Pixel 8 eher zu den Schwächen des Geräts zählen. Beim Pixel 9 dürfte es Google geschafft haben, diesen Bereich zu verbessern. Und das liegt wohl kaum an der Akku-Kapazität, denn diese wurde – je nach Modell – wenn überhaupt nur minimal erhöht. Das Plus an Ausdauer dürfte eher an der Sparsamkeit und Effizienz des Chips liegen. Im Test ergibt das ein solides Ergebnis, bei moderater Nutzung hält der Akku locker einen ganzen Tag durch. Beim Laden des Pixel 9 Pro XL verspricht Google 70 Prozent in 30 Minuten, was sich im Test als realitätsnah herausstellte.
Updates: Die Versorgung mit Software-Updates über Jahre hinweg wird immer mehr zum Standard, und die Pixel-9-Reihe ist hier keine Ausnahme. Sieben Jahre lang bekommen Nutzer die neuesten Funktionen, Android-Updates und Sicherheitspatches.
Fazit: Mit dem Pixel 9, Pixel 9 Pro und dem von uns getesteten Pixel 9 Pro XL festigt Google seine Position als einer der Top-Smartphone-Hersteller. Bei der ohnehin schon hervorragenden Kamera wurde noch einmal nachgeschärft, das Display ist eines der besten bei aktuellen Top-Smartphones, und auch bei der Akkulaufzeit gibt es positive Entwicklungen. Wer einen Kritikpunkt sucht, wird am ehesten beim Chip fündig. Bei den meisten Nutzern wird sich diese Schwäche aber kaum bemerkbar machen. Google spielt seine größte Stärke beim Thema KI aus und bringt (schon wieder) zahlreiche neue Funktionen, auch wenn zu hoffen bleibt, dass es all diese Neuerungen irgendwann in die EU respektive nach Österreich schaffen. Google setzt den Standard für aktuelle und künftige KI-Smartphones. Daran wird sich in wenigen Wochen auch das iPhone mit dem mit Spannung erwarteten KI-Ökosystem Apple Intelligence messen lassen müssen.