70 Prozent des Stadtkerns von Venedig unter Wasser
VENEDIG/ROM. Der Markusplatz musste gestern erneut gesperrt werden.
Noch keine Entspannung in Venedig: In der weitgehend überschwemmten Lagunenstadt ist es gestern am Vormittag erneut zu einer Flutwelle gekommen, der dritten innerhalb einer Woche. Das Wasser erreichte 1,5 Meter über dem normalen Meeresspiegel, teilte Bürgermeister Luigi Brugnaro mit. Damit standen rund 70 Prozent der UNESCO-Welterbestadt unter Wasser. Bereits zuvor hatte das Gezeitenbüro der Stadt die höchste Warnstufe ausgelöst.
Stadtchef Brugnaro beschloss erneut eine Sperre des Markusplatzes, auf dem das Wasser gestern rund 60 Zentimeter hoch stand. Die Museen blieben geschlossen. Italiens Zivilschutz hat dem Bürgermeister von Venedig nun die Funktion des Regierungskommissars anvertraut, der die Verantwortung für die Nothilfe in der Lagunenstadt übernimmt. Brugnaro wird damit jene 20 Millionen Euro verwalten, die die Regierung "für die dringendsten Maßnahmen" zur Verfügung gestellt hat.
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Spendenkonto eingerichtet
Der Bürgermeister hat 40 Tage Zeit, um einen Plan für den Neustart der Stadt zu entwickeln. Private sollen mit jeweils bis zu 5000 Euro für die Flutschäden entschädigt werden, Geschäftsleute mit bis zu 20.000 Euro. Brugnaro richtete angesichts der massiven Schäden ein Spendenkonto ein und warb um Hilfe aus dem In- und Ausland.
Am 26. November soll eine Sonderkommission über die "Probleme Venedigs" beraten. Dabei soll es auch um ein geplantes Anlegeverbot für Kreuzfahrtriesen und ein umstrittenes Hochwasserschutzsystem gehen, das die Stadt mit schwimmenden Barrieren schützen soll und bereits seit 2003 in Bau ist.
Inzwischen sind Hunderte Jugendliche aus ganz Italien in Venedig eingetroffen, die bei den Aufräumarbeiten mithelfen wollten. Organisiert wurde die Hilfsaktion von der Gruppe "Venice calls". Die Jugendlichen helfen bei der Säuberung von überschwemmten Wohnungen und Geschäften.
Auf Facebook wurde das Bild eines Elektrikers gepostet, der erschöpft im Zug von Venedig nach Padua schläft, nachdem er stundenlang geholfen hatte.