Zulehner: „Die Intrigen müssen ein Ende haben“
WIEN. Welche Fragen der nächste Papst angehen muss, erklärt der Wiener Theologe Paul Michael Zulehner im OÖN-Interview.
OÖNachrichten: Benedikt XVI. hat ein vorgezogenes Konklave ermöglicht. Doch manche Kardinäle sagen, sie wollen sich Zeit lassen. Was bedeutet das?
Zulehner: Es wurden Befürchtungen geäußert, ein schnelles Konklave würde auf Abmachungen hindeuten, wonach bestimmte Gruppen ihren Kandidaten möglichst rasch gewählt haben wollen. Benedikt XVI. überlässt es den Kardinälen: Sie müssen sich entscheiden, ob sie sich Zeit lassen oder es kleineren Gruppen gestatten, über das Tempo zu einem unerwünschten Erfolg zu kommen. Ich vermute, das Konklave beginnt nicht vor nächstem Montag.
Die Kardinäle sollen intensiv die Lage der Kirche besprechen?
Es stehen viele Fragen an: Was braucht Asien? Einen Papst, der fähig ist für den Dialog zwischen Christentum und Buddhismus. Was braucht Afrika? Einen Papst, der zum Dialog mit dem Islam fähig ist, und jemanden, der in der Aids-Frage Wege unterstützt, die pastoral vor Ort schon gegangen werden. In Lateinamerika braucht es eine Auseinandersetzung mit der charismatischen Pfingstbewegung und nach wie vor mit der Armutsfrage. Europa als „Altersheim der Weltkirche“ ist ein Sonderfall: Hier muss die Kirche sagen, wie sie einen modernen Menschen, der frei wählen kann, für das Evangelium gewinnen kann. Außerdem muss der Vatikan zu einer modernen Organisation umgebaut werden. Der jetzige Zustand ist desaströs.
Wer soll das alles schaffen?
Niemand kann das alles: Es wird einen Papst brauchen, der sagt: Riskieren wir mutig eine Art Dezentralisierung, die den kontinentalen Vereinigungen der Bischofskonferenzen mehr Möglichkeiten gibt. Seine Aufgabe ist dann weniger, Uniformität zu sichern, sondern die Vielfalt zusammenzuhalten. Will man aber die inhaltlichen Fragen in zweiter Linie beantworten und erst den Vatikan reformieren, muss man einen Papst wählen, der Durchgreifvermögen hat.
Welchen Anteil haben die oft als „mitteleuropäische Probleme“ bezeichneten Fragen zu Priestermangel, Zölibat, Frauenweihe ...?
Die Frage von Scheidung und Wiederverheiratung nimmt für viele Regionen an Bedeutung zu. Auch die Frauenfrage: Nicht wegen der Weihe, sondern weil die Kirche in Zeiten von Gewalt gegen Frauen das Thema als Gerechtigkeitsfrage auf das Programm setzen und sehen muss, wie sie im eigenen Umgang mit Frauen glaubwürdig bleibt. Darüber hinaus: Schon am Zweiten Vatikanischen Konzil haben wir gesehen, dass die katholische Kirche keine rein europäische Kirche, sondern eine Weltkirche ist: Ich nehme an, dass der nächste Papst kein Europäer sein wird.
In Österreich stehen Bischofsernennungen für Feldkirch, Salzburg und Graz an. Welchen Papst sollte man sich dafür wünschen?
Niemand sollte Bischof werden, der in der Ortskirche nicht von der guten Mehrheit angenommen wird. Das müsste der kommende Papst beachten und zusehen, dass die Spielregeln eingehalten werden: Die Seilschaften und Intrigen müssen ein Ende haben. Es kann nicht sein, dass manche Gruppen in Rom Vorposten haben und sagen: Wir wünschen uns diesen oder jenen als Bischof.
Welchen Einfluss kann ein neuer Papst auf die Spannung zwischen Pfarrer-Initiative und österreichischen Bischöfen haben?
Diese Spannung wird in der Sache überbewertet. In der Frage Scheidung und Wiederverheiratung sind Kardinal Schönborn und die Pfarrer-Initiative auf der gleichen Linie. Die andere Frage, ob angesichts des Priestermangels in gläubigen Gemeinden künftig Eucharistiefeiern (Messen) stattfinden können, ist derart brisant, dass der nächste Papst auch diese Frage erwägen wird müssen. Es geht nicht an, dass man die ehelose Lebensform höher ansetzt als die Fähigkeit einer gläubigen Gemeinde, Eucharistie zu feiern. Die Pfarrer-Initiative ist ein kleiner Stachel im wunden Fleisch der Kirche – in zwei Fragen, die aber auch die Weltkirche betreffen.
Welche Chancen hat Kardinal Schönborn bei der Papstwahl?
Das ist schwierig zu sagen. Wenn man den verschiedenen Regionen der Welt Ermutigung zu einem eigenständigen Weg auf dem Boden des gemeinsamen Evangeliums geben will, wäre Schönborn einer, der diese Weite hat. Er ist ein offener und seelsorglicher Denker. In der Frage der Führung des Kirchenapparates, insbesondere bei der Kurienreform, bräuchte er aber eine gute Beratung, einen guten Kardinalstaatssekretär. Strukturreformen sind nicht seine Stärke.
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oder einen gelben PAPST
von einem anderen Kontinent, niemals aus Europa, ein Zeichen und eine Anerkennung für die ganze Welt muss jetzt gesetzt werden! Kommt wieder ein europäischer Papst, dann wurde für eine Hilfe zur Entscheidung Gott erst gar nicht gebeten, dass muss das Konklave der Bischöfe wissen!
träum weiter ! Muss sein wirds nicht spielen du hast keinen einfluss auf die wahl ! Da kannst du posten bis DU SCHWARZ wirst
auf Basis einer Weltkirche ist unbedingt zu begrüssen. Will die Kirche in Europa nicht noch mehr an Glaubwürdigkeit verlieren.
führen zu gott.
wer weiß, welcher richtig ist?
verabscheuungswürdig ist nur haß.
leider gibt es in den meisten religionen nur buchstabenleser und ausleger.
für mich ist der papst johannes (der beleibte) der beste von allen gewesen.
kein kriecher und kein gesetzesausleger, bzw. gesetzes(dogma)erfinder.