Neuer Anlauf für Waffenruhe in Gaza
TEL AVIV. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat genehmigt, dass eine Delegation in Katar am heutigen Freitag die Verhandlungen über einen Waffenstillstand wieder aufnimmt.
Auch die Hamas wollte Unterhändler entsenden. Katar, Ägypten und die USA vermitteln zwischen Israel und der Hamas, die direkte Gespräche ablehnen. In den vergangenen Monaten gab es wiederholt Gespräche über eine Waffenruhe in Gaza gegeben, Hoffnungen auf Durchbruch wurden jedoch stets enttäuscht.
Die Hamas äußerte für den neuen Anlauf dennoch die Hoffnung auf Erfolg. Ein ranghoher Vertreter der Islamistenorganisation sagte der katarischen Zeitung "Al-Arabi Al-Dschadid": "Die Chancen stehen gut, dass die Verhandlungen dieses Mal erfolgreich sein werden." Worauf sich sein Optimismus stützte, erläuterte Mussa Abu Marsuk nicht.
Vor der Mitteilung aus Netanyahus Büros schienen die Gespräche in einer Sackgasse zu stecken. Die "Times of Israel" zitierte am Mittwoch einen israelischen Beamten, laut dessen Aussagen nicht geplant sei, eine Delegation nach Katar oder Ägypten zu schicken. Es sei unklar, was sich geändert habe, dass nun doch eine Delegation nach Katar reist, hieß es am Tag darauf.
Kriegsparteien beharren auf Forderungen
Seit Monaten bemühen sich die USA, Ägypten und Katar als Vermittler um eine Waffenruhe und die Freilassung der noch rund 100 im Gazastreifen vermuteten Geiseln, von denen wohl viele nicht mehr am Leben sein dürften. Ein Kompromiss ist, wie die bisherigen Verhandlungen zeigten, äußerst schwierig zu finden.
Israel fordert eine Liste mit Namen der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln, die noch am Leben sind. Die Hamas erklärte Medienberichten zufolge, sie brauche eine Kampfpause, um den Aufenthaltsort und Gesundheitszustand der Geiseln in Erfahrung zu bringen. Israel hält das für eine vorgeschobene Behauptung. Es werden noch rund 100 Geiseln in Gaza vermutet, von denen wohl viele nicht mehr am Leben sein dürften. Die Hamas fordert Berichten zufolge, dass Israel sich zu einem Ende des Krieges verpflichtet, was Netanyahus Regierung jedoch ablehnt.
Seit Beginn des Krieges nach dem beispiellosen Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten sind nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen mehr als 45.500 Menschen getötet worden. Die unabhängig nicht überprüfbare Zahl unterscheidet allerdings nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.
Die Angriffe in Gaza gehen weiter
Bei erneuten israelischen Angriffen wurden palästinensischen Angaben zufolge mindestens 46 Menschen getötet. Die israelische Armee teilte mit, sie habe in Chan Junis im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens eine Kommandozentrale der Hamas angegriffen. Auch diese Angaben ließen sich nicht überprüfen.
Die Hamas-Zentrale soll sich in einem Gebiet befinden, das als humanitäre Zone ausgewiesen ist. Vor dem Angriff seien Maßnahmen ergriffen worden, um Zivilisten zu schonen, teilte die Armee mit. Sechs Palästinenser seien bei dem Bombardement in Chan Junis getötet worden, sagten Mitarbeiter einer Klinik in der Stadt. Weitere 40 Menschen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Norden in der Stadt Gaza und deren Umgebung getötet. Israels Armee äußerte sich zu den dortigen Angriffen auf Anfrage nicht. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.