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100 Tage Krieg in Nahost: Netanyahu verspricht "Sieg" über die Hamas

Von nachrichten.at/apa, 15. Jänner 2024, 06:38 Uhr
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Kundgebungen: Die Bevölkerung fordert die Freilassung der Geiseln aus dem Gazastreifen. Bild: FADEL SENNA (APA/AFP/FADEL SENNA)

JERUSALEM. Anlässlich des hundertsten Tages im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu versprochen, "bis zum Sieg" weiterzumachen.

"Wir müssen diesen Krieg führen und er wird noch viele Monate dauern", sagte Netanyahu am Sonntag bei einer Sitzung der Regierung. Unterdessen dauerten die Kämpfe im Gazastreifen an, die Hamas sprach am Sonntag von "mehr als 100" Toten über Nacht im gesamten Gazastreifen.

Die militant-islamistische Terrororganisation Hamas veröffentlichte am Montag ein Video, in dem nach ihren Angaben drei aus Israel in den Gazastreifen entführte Geiseln zu sehen sind. In dem Video sind eine Frau und zwei Männer zu sehen. Sie sprechen Hebräisch und fordern die israelische Regierung auf, sich für ihre Freilassung einzusetzen. Unklar war, wann das Video aufgenommen wurde.

"Seit 100 Tagen leben sie in Angst"

US-Präsident Joe Biden erinnerte an das Schicksal der noch immer im Gazastreifen gefangen gehaltenen Geiseln. "Seit 100 Tagen leben sie in Angst um ihr Leben, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringen wird", schrieb Biden in einer Mitteilung am Sonntag. Er werde nie den Kummer und das Leid vergessen, das er bei seinen Treffen mit den Angehörigen amerikanischer Geiseln erfahren habe. Die US-Regierung gehe davon aus, dass sich unter den mehr als 100 Geiseln noch sechs US-Staatsangehörige befinden.

Im Gazastreifen wurde am Sonntag ein Journalist des Kairoer Fernsehsenders Al-Ghad getötet. Der arabische Nachrichtensender, der von der ägyptischen Hauptstadt aus sendet, erklärte im Onlinedienst X, dem ehemaligen Twitter, der Videojournalist Yasan al-Swaidi sei durch israelischen Beschuss getötet worden. Seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober wurden nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) schon mindestens 82 Journalisten und Mitarbeiter von Medienunternehmen getötet. Bei den meisten Todesopfern handelt es sich um Palästinenser. Die UNO hatte sich am Montag "sehr besorgt" über die hohe Opferzahl gezeigt und eine Untersuchung verlangt.

Die israelische Armee meldete am Wochenende weitere Erfolge. Im Norden des von der Hamas kontrollierten Palästinensergebiets seien mehrere Raketenwerfer zerstört, im gesamten Gebiet seien weitere Ziele getroffen worden, hieß es am Sonntag. Am Samstag hatte die Armee eigenen Angaben zufolge bereits dutzende "einsatzbereite" Raketenwerfer im Gazastreifen zerstört. Bei Luftangriffen auf die Stadt Khan Yunis im Süden des Gazastreifens seien überdies vier "Terroristen" getötet worden. Das Militär meldete zudem die Zerstörung einer Kommandozentrale der Hamas und von Waffen, die dort gefunden sein worden. Die Telekommunikation im Gazastreifen wurde teilweise wiederhergestellt, nachdem der Anbieter Paltel am Freitag einen erneuten Ausfall gemeldet hatte.

Auch an der Grenze zum Libanon kam es erneut zu Gefechten 

Der israelischen Armee zufolge ist man nun in einer zweiten Phase des Einsatzes, nachdem die erste vor allem dem Norden des Gazastreifens gegolten hätte. Aus der internationalen Gemeinschaft kamen zuletzt verstärkt Aufforderungen an Israel, mehr für den Schutz von Zivilisten zu tun. Israel wiederum verweist darauf, dass die Hamas diese häufig als menschliche Schutzschilde benutze.

Auch an der Grenze zum Libanon kam es erneut zu Gefechten. Die israelische Armee erklärte, sie habe drei Männer mit Schusswaffen getötet, die "aus dem Libanon in israelisches Gebiet" eingedrungen seien und das Feuer auf die Soldaten eröffnet hätten. Zuvor war von vier Kämpfern aus dem Libanon die Rede gewesen. Fünf israelische Soldaten wurden den Angaben zufolge bei den Kämpfen verletzt.

Bei einem Raketenangriff aus dem Libanon sei ein israelischer Zivilist getötet worden, erklärten israelische Rettungsdienste. Das Militär hatte zuvor bestätigt, dass ein Geschoss ein Haus in dem Grenzort Kfar Yuval getroffen hatte. Die Schiiten-Miliz Hisbollah meldete am Sonntag sechs Angriffe auf Israel. Die israelische Armee bombardierte eigenen Angaben zufolge Positionen der pro-iranischen Miliz.

Am 7. Oktober hatte die Hamas einen brutalen Überfall auf Israel gestartet und 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. 132 von ihnen befinden sich nach israelischen Angaben noch im Gazastreifen, allerdings sind 25 von ihnen vermutlich tot.

Möglicherweise fast 24.000 Getötete im Gazastreifen seit Kriegsbeginn

Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall hatte Israel der islamistischen Palästinenserorganisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither fast 24.000 Menschen getötet.

Netanyahu sagte am Samstag in Tel Aviv, es sei "möglich und notwendig bis zum Sieg weiterzumachen und das werden wir tun". Der Militäroffensive im Gazastreifen habe bereits "die meisten Hamas-Bataillone eliminiert".

Israels Armee-Chef Herzi Halevi versicherte, seine Landsleute würden den Angriff des "blutrünstigen Feindes" auf Israel nie vergessen. "Wir kämpfen für unser Recht, hier in Sicherheit zu leben", sagte Halevi in einer Fernsehansprache. Es handle sich um einen "gerechten Krieg", der noch "lange andauern wird".

"Und die Welt schweigt": Kundgebung in Tel Aviv

In Tel Aviv forderten bei einer Kundgebung am Samstagabend tausende Menschen die Freilassung der von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. Die Demonstranten, unter ihnen auch viele Angehörige, versammelten sich hinter einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Und die Welt schweigt" und forderten in Sprechchören, die Geiseln "jetzt, jetzt, jetzt" freizulassen. Auch in anderen Städten, darunter Berlin, wurde für die Freilassung der Geiseln demonstriert.

Bei einem Besuch in Ägypten drängte Chinas Außenminister Wang Yi unterdessen auf die Gründung eines palästinensischen Staates und einen Waffenstillstand im Gazastreifen. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kairo forderten Wang und sein ägyptischer Amtskollege Sameh Shukri außerdem einen "internationalen Friedensgipfel", um eine "dauerhafte Lösung für die palästinensische Sache" zu finden.

Ägypten wichtigster Vermittler in der Region

Ägypten gilt als wichtiger Vermittler in der Region. Gemeinsam mit den USA und dem Golfemirat Katar spielte Kairo eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung einer einwöchigen Feuerpause und der Freilassung von der Hamas verschleppter Geiseln Ende November.

Die US-Angriffe im Jemen werden nach Worten von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah weitere Attacken auf die Schifffahrt im Roten Meer nach sich ziehen. Die US-Angriffe in der Region würden "der internationalen Schifffahrt als Ganzes" schaden, sagte Nasrallah am Sonntag in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Die USA würden den Krieg in Gaza selbst ausweiten, obwohl sie das Gegenteil forderten. Israelische Schiffe und solche auf dem Weg nach Israel würden weiterhin Ziel von Attacken, sagte Nasrallah. Israels Wirtschaft habe schon jetzt einen "schweren Schlag" erlitten.

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