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Brexit: Der Ton wird rauer

Von nachrichten.at/apa, 12. Dezember 2020, 17:35 Uhr
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Schwierige Verhandlungen: Der britische Premier Boris Johnson (L) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (R) in Brüssel. Bild: OLIVIER HOSLET (POOL)

LONDON. In den festgefahrenen Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt wird der Ton zunehmend rauer.

Einen Tag vor Ablauf der selbstgesetzten Frist für einen Durchbruch brachte die Regierung in London sogar einen Einsatz der Marine ins Spiel, um EU-Fischerboote im Falle eines No Deals aus britischen Gewässern fernzuhalten. Die Verhandlungen zwischen den Teams von EU-Unterhändler Michel Barnier und seinem britischen Gegenüber David Frost liefen unterdessen in Brüssel weiter.

Britische Medien berichteten, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron hätten Versuche des Premiers Boris Johnson abgeblockt, direkt mit ihnen zu verhandeln. Spätestens an diesem Sonntag, so wollen es beide Seiten, soll eine Entscheidung her.

Wann genau eine Entscheidung am Sonntag fallen soll und auf welchem Wege sie verkündet wird, konnte am Samstag keine der beiden Seiten sagen. Das hänge vom Verlauf der Gespräche an, sagte ein Downing-Street-Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ohne Abkommen müsste der Handel nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO ablaufen; das bedeutet teils hohe Zölle. Das Wirtschaftswachstum dürfte einbrechen.

Der irische Außenminister Simon Coveney sprach sich für eine positivere Kommunikation von EU-Seite aus. Es solle weniger die Rede von Sanktionen und mehr von Lösungen sein, sagte Coveney der Zeitung "Die Welt". An die Regierung in London gerichtet sagte Coveney: "Wir alle erkennen das Vereinigte Königreich als souveränes Land an. Aber eine Partnerschaft erfordert Kompromisse." Das sei kein Verlust von Souveränität. Es handle sich vielmehr um souveräne Absprachen zweier Parteien.

"Einigung mit jedem Tag schwieriger"

Dem deutschen Außenminister Heiko Maas zufolge wird eine Einigung "mit jedem Tag schwieriger, aber sie ist immer noch möglich", wie der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte. Er fügte hinzu: "Deshalb verhandeln wir als EU weiter, solange das Fenster auch nur einen Spalt offen ist. Wir werden sehen, was bis Sonntag gelingt, und dann die Lage wieder bewerten." Theoretisch wäre Zeit bis kurz vor dem Jahreswechsel. Erst dann läuft die Übergangsphase aus, in der trotz des EU-Austritts der Briten noch alles beim Alten bleibt. Britische Medien spekulieren daher, ob selbst bei einem Eingeständnis des Scheiterns am Sonntag nicht doch noch eine Rückkehr an den Verhandlungstisch möglich wäre.

Streitpunkt Fischerei

Einer der wichtigsten Streitpunkte ist der Zugang zu Fischgründen innerhalb der von Großbritannien beanspruchten 200-Meilen-Zone um seine Küsten. Es geht darum, dass die Briten künftig selbst bestimmen wollen, wer wie viel in ihren Gewässern fangen darf. Doch die ausschließliche Wirtschaftszone, die das Land inzwischen beansprucht, steht nicht im Einklang mit der historisch gewachsenen Aufteilung der Fischgründe, wie sie im Rahmen der Europäischen Fischereipolitik festgelegt wurde.

Wirtschaftlich spielt das Thema kaum eine Rolle, doch symbolisch ist es für die ehemalige Seemacht Großbritannien kaum zu unterschätzen. Auch hier will keine der beiden Seiten nachgeben. London kündigte am Samstag sogar an, seine Gewässer nötigenfalls mit Schiffen der Royal Navy vor EU-Fischkuttern zu schützen.

Streitpunkt Wettbewerbsbedingungen

Ebenfalls ungelöst ist das Thema Wettbewerbsbedingungen. Brüssel stellt sich auf den Standpunkt, dass die Konkurrenz aus Großbritannien nur dann auf zollfreien Handel hoffen könne, wenn auf beiden Seiten des Ärmelkanals gleiche Arbeitnehmer-, Sozial- und Umweltstandards gelten.

Doch das ist für London eine Frage des Prinzips. Wieder und wieder betonen britische Regierungsvertreter, es gehe um die Souveränität ihres Landes. Durch den Brexit wolle man die Kontrolle über die eigenen Gesetze, Grenzen, Gewässer und das eigene Geld wiedererlangen - und nicht die EU-Standards übernehmen, auf die man dann überhaupt keinen Einfluss mehr habe. Ein Unding ist für den britischen Premier Boris Johnson, dass die EU seiner Darstellung nach verlangt, Großbritannien solle künftig Regeländerungen der EU auf Schritt und Tritt folgen.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen konterte am Freitag in Brüssel: Die Briten seien frei, in der Zukunft von europäischen Regeln abzuweichen, beispielsweise bei Umweltstandards. Doch die Bedingungen für den Zugang zum europäischen Binnenmarkt müssten dann eben auch angepasst werden, sprich: Zölle eingeführt werden.

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6  Kommentare
6  Kommentare
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angerba (2.080 Kommentare)
am 13.12.2020 09:48

Reisende sollte man auf keinen Fall aufhalten. Engländer wollen und können sich nicht einfügen in die EU-träumen noch immer den Traum einer ehemaligen räuberischen Kolonialmacht. Sagen wir einfach "Servus".

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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 13.12.2020 02:13

Jeder der an tatsächlichen Hintergründen interessiert ist und nicht an das 08/15 Gelaber, der sollte bei Google mal nach :

"James O'Brien's most powerful Brexit monologue yet" beim Sender "LBC" suchen

Wer der englischen Sprache mächtig ist, wird in dem dazugehörigen Video viele Dinge erfahren, über die so nicht berichtet wurde/wird.

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Fragender (19.972 Kommentare)
am 12.12.2020 23:45

Sehr gute Analyse findet man hier:

https://edition.cnn.com/2020/12/12/uk/boris-johnson-difficult-year-intl-gbr/index.html

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Killerkaninchen (7.975 Kommentare)
am 12.12.2020 23:03

"Das Wirtschaftswachstum dürfte einbrechen."?!

Noch mehr? Die Engländer haben doch schon 30% weniger Wirtschaftswachstum (ohne Corona Daten)!

Das Pfund wird ins Bodenlose falle und somit die Importe noch teurer.

Ein Freund von mir freut sich, denn er hat sein Leben lang in Deutschland gearbeitet und bekommt seine Rente in Euro. Seit seinem Umzug hat er bereits über 30% mehr Rente, dank dem Niedergang des englischen Pfundes.

Natürlich ist er nicht glücklich darüber, in einem Land zu leben, wo der Pizza Service schneller als Notarzt und Ambulanz ist. Aber auf familiären Gründen muss er leider dort bleiben. Sollte aber seine Mutter versterben, wird er das Land schneller verlassen, als man gucken kann. Zum Glück hat die deutsche Staatsbürgerschaft (Vater Deutscher/Mutter Engländerin).

Jeder seiner Freunde, die nach England zurück gekehrt waren, sind inzwischen wieder Deutschland.

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lndsmdk (17.215 Kommentare)
am 12.12.2020 23:14

City, ist ja "Gott sei dank" autonom.

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( Kommentare)
am 12.12.2020 21:37

FCK THM!!!

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