Europol warnt: Ukraine-Flüchtlinge sind im Visier von Verbrecherbanden
KIEW/MOSKAU. Mehr als 3,5 Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn laut UNO ins Ausland geflohen.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat mehrere Millionen Flüchtlinge ins Ausland getrieben. Diese verzweifelten Menschen – zum überwiegenden Teil Frauen und Kinder – stehen laut Europol besonders im Visier von Verbrecherbanden. Ihre Notlage werde von Menschenhändlern ganz bewusst ausgenutzt, warnte die europäische Polizeibehörde gestern in Den Haag.
Das organisierte Verbrechen sehe gerade Frauen und Kinder als ideale Opfer – um sie als Arbeitssklaven oder sexuell auszubeuten oder auch zum Betteln zu zwingen. Kinder könnten darüber hinaus Opfer von illegalen Adoptionen werden.
Minderjährige gefährdet
Besonders gefährdet sind laut Europol alleinreisende Minderjährige. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen flüchteten bis dato mehr als 3,5 Millionen Ukrainer ins Ausland, davon etwa eine Million Kinder – viele ohne Begleitung der Eltern. Europol mahnte zu besonderer Wachsamkeit an den Grenzen, in Aufnahmezentren, Massenunterkünften sowie an Bahnhöfen. Dort hielten Verbrecher gezielt nach Opfern Ausschau.
Die europäische Polizeibehörde warnte insbesondere davor, dass sich Verbrecher als hilfsbereite Bürger ausgäben und vermeintlich gratis Unterkünfte oder Transport anböten beziehungsweise Arbeitsplätze in Aussicht stellten.
Kriminelle suchten auch Kontakt über Plattformen für Flüchtlinge in den sozialen Medien. Osteuropa ist laut Europol seit Jahren für Menschenhändler eine Schlüsselregion. Viele Banden hätten ihre Wurzeln in den Nachbarländern der Ukraine.
Die Kampfhandlungen in der früheren Sowjetrepublik setzten sich auch gestern fort. In der belagerten Stadt Mariupol sollten drei Fluchtkorridore geöffnet werden. Das teilte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer Videobotschaft mit. Die Menschen sollten aus den umliegenden Orten Berdjansk, Jurjiwka und Nikolske in die Großstadt Saporischschja gebracht werden.
Vorräte für nur noch drei Tage?
Unterdessen teilte der ukrainische Generalstab mit, dass russische Einheiten zunehmend Probleme mit dem Nachschub haben würden. Die russischen Truppen hätten noch Munition und Lebensmittel für höchstens drei Tage, hieß es. Ähnlich sei die Lage bei der Versorgung mit Treibstoff.
Olena Selenska, die Frau des ukrainischen Staatspräsidenten, hat gleichzeitig an die Solidarität der Mütter russischer Soldaten appelliert. "Eure Söhne töten Zivilisten in der Ukraine. (...) Wladimir Putin hat euch eine Entschädigung für die Toten versprochen, aber wie lässt sich der Tod eines Kindes entschädigen?", sagte sie in einem Interview mit der französischen Zeitung "Le Parisien" (Dienstagsausgabe).
Die russischen Soldaten seien nicht für eine "Spezialoperation" in die Ukraine gekommen. "Sie sind gekommen, um ein Volk auszulöschen", betonte Selenska.
Selenskyj lud den Papst ein
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat gestern Papst Franziskus zu einem Besuch nach Kiew eingeladen. "Der Präsident betonte, dass Seine Heiligkeit der am meisten erwartete Gast in der Ukraine ist", sagte Andrij Jurasch, der ukrainische Botschafter im Vatikan. Selenskyj selbst sagte, er habe Franziskus für seine Vermittlerrolle gedankt.
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