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Massaker in Butscha: Selenskyj fordert Konsequenzen für Russland

Von nachrichten.at/apa, 05. April 2022, 17:27 Uhr
 Selenskyj fordert ein Eingreifen des UNO-Sicherheitsrats Bild: (APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY)

KIEW. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einer Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat gefordert, Russland für die Gräueltaten in dem Kiewer Vorort Butscha zur Rechenschaft zu ziehen.

"Rechenschaft muss unvermeidbar sein", sagte Selenskyj am Dienstag bei seiner per Videoschaltung übertragenen Rede vor dem wichtigsten UNO-Gremium. Russland habe "Verbrechen" verübt. Selenskyj warf Russland zudem vor, "Hunderttausende" Ukrainer nach Russland verschleppt zu haben. Selenskyj brachte zudem einen möglichen Rauswurf Russlands aus dem Sicherheitsrat ins Spiel.

Eine Option sei es, "Russland als Aggressor und Kriegsauslöser zu entfernen, damit es nicht länger Entscheidungen über seine eigene Aggression blockieren kann". Der ukrainische Präsident spielte damit auf das Vetorecht Russlands im UNO-Sicherheitsrat an. Ohne Reformen könnten die Vereinten Nationen "dichtgemacht" werden, so der ukrainische Präsident am Dienstag in der Videoschaltung.

Selenskyj schilderte mit drastischen Worten die Gräueltaten in Butscha, die er Russland zuschrieb. Menschen seien "in ihren Wohnungen, in ihren Häusern getötet" worden. "Zivilisten wurden einfach aus Spaß mit Panzern zerquetscht, als sie mitten auf der Straße in ihren Autos saßen." 

Satellitenbilder zeigen Leichen

US-Satellitenbilder bestätigen, dass einige der in dem Kiewer Vorort Butscha gefundenen Leichen bereits vor dem Abzug der russischen Truppen dort gelegen haben. Die "hochauflösenden" Bilder "bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen", erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma Maxar Technologies.

UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT
Dieses Satellitenbild wurde am 31. März in Butscha aufgenommen. Bild: - (Satellite image ©2022 Maxar Tech)

Auf den Satellitenbildern einer Straße in Butscha von Mitte März sind mehrere Leichen mutmaßlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. AFP-Fotografen hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen - einige davon mit gefesselten Händen.

"Monströse Fäschlung"

Das russische Verteidigungsministerium hatte die Bilder als "Fälschungen" bezeichnet. Russlands UNO-Botschafter Wassili Nebensja sprach von "inszenierter Provokation". Demnach seien die Leichen noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren. Maxar-Satellitenbilder vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-Straße in Butscha befanden.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem Westen vor, mit Hysterie über angebliche Kriegsverbrechen die Friedensverhandlungen scheitern lassen zu wollen. "Wir neigen dazu zu glauben, dass der Grund in dem Wunsch liegt, einen Vorwand für den Abbruch der laufenden Verhandlungen zu finden", erklärte Lawrow in einem von seinem Ministerium verbreiteten Video. Bezüglich Butscha sprach er von einer "monströsen Fälschung" zur Diskreditierung seines Landes.

Leichen lagen seit Wochen auf der Straße

Die "New York Times" verglich die Satellitenbilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass einige der Leichen sich bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten.

Die Bilder von den Leichen mutmaßlicher Zivilisten hatten international Bestürzung ausgelöst. Zahlreiche westliche Regierungschefs hatten Moskau Kriegsverbrechen vorgeworfen. Deutschland und Frankreich wiesen am Montag dutzende russische Diplomaten aus.

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Was bisher bekannt ist

Butscha ist eine Pendlerstadt im Nordwesten von Kiew mit rund 37.000 Einwohnern. Gleich zu Beginn des Krieges am 24. Februar wurde Butscha ebenso wie die Nachbarstadt Irpin angegriffen und zum Schauplatz heftiger Kämpfe. Am 26. Februar besetzten die russischen Truppen die Stadt und riegelten sie mehr als einen Monat von der Außenwelt ab. Am Donnerstag endete der Beschuss und die ukrainische Armee erlangte in den vergangenen Tagen wieder die Kontrolle über Butscha.

Die Menschen, die in der Stadt geblieben waren, mussten wochenlang ohne Strom und Wasser bei eisigen Temperaturen ausharren. Zeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, unter den Besatzern seien auch tschetschenische Kämpfer gewesen. AFP-Journalisten sahen am Wochenende riesige Löcher, die Granaten in Wohnblöcke gerissen hatten. Die Straßen waren mit Trümmern übersät, zahlreiche Autowracks lagen herum genauso wie umgestürzte Stromleitungen.

Leichen in den Straßen

AFP-Reporter zählten am Samstag die Leichen von mindestens 22 Menschen in Zivilkleidung in einer einzigen Straße in Butscha. Eine von ihnen lag auf dem Bürgersteig neben einem Fahrrad, andere hatten Taschen mit Proviant bei sich. Bei einem Toten waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Ein weiteres Opfer lag tot unter einer Decke in der Nähe des Bahnhofs.

Mindestens zwei der Getöteten wiesen große Kopfwunden auf. Die Gesichter der Leichen sahen wächsern aus, was darauf hindeutet, dass sie bereits seit mehreren Tagen dort lagen. Die russischen Soldaten hätten die Zivilisten mit einem "Schuss in den Nacken" getötet, sagte der Bürgermeisters von Butscha, Anatoly Fedoruk.

Video: Peter Fritz kommentiert den Vorwurf gegen Russland, im Ort Butscha Kriegsverbrechen an der ukrainischen Zivilbevölkerung begangen zu haben.

Massengräber

In einem Massengrab seien die Leichen von 57 Menschen gefunden worden, sagte der Leiter der örtlichen Rettungsdienste, Serhij Kaplytschnij, als er AFP die Grube zeigte. Das Massengrab befindet sich hinter einer Kirche im Zentrum von Butscha. Manche der Toten darin waren noch vollständig zu sehen, andere waren nur teilweise begraben. Alle trugen Zivilkleidung.

Nach Angaben von Bürgermeister Fedoruk wurden insgesamt 280 Menschen in Massengräbern bestattet, weil die Friedhöfe beschossen wurden. "Wir haben Massengräber gefunden. Wir haben Menschen mit gefesselten Händen und Beinen gefunden, mit Einschusslöchern im Hinterkopf", sagte Präsidentensprecher Sergej Nikiforow am Sonntag dem britischen Sender BBC.

Die genaue Zahl der Opfer ist noch unbekannt. "Wir glauben, dass mehr als 300 Zivilisten gestorben sind", sagte der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, am Sonntag bei seinem Besuch in Butscha. "Das ist kein Krieg, das ist ein Völkermord, ein Völkermord an der ukrainischen Bevölkerung."

Video: Der ehemaliger Vize-Präsident am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (IStGH) Cuno Tarfusser spricht über die Ereignisse in Butscha.

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