Schwester Raffaella Petrini: Bald Regierungschefin im Vatikan
VATIKANSTADT. Eine Regierungschefin im Vatikanstaat - diese überraschende Neuerung hat Papst Franziskus am Sonntagabend in einer italienischen Fernseh-Talkshow angekündigt.
Er erklärte, er wolle Schwester Raffaella Petrini (56) im März ernennen - wenn der bisherige Regierungschef, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, 80 Jahre alt wird.
Ordensfrau ist promovierte Sozialwissenschaftlerin
Die am 15. Jänner 1969 in Rom geborene Petrini promovierte laut Kathpress nach universitären Abschlüssen in Hartford (USA) und Rom an der Päpstlichen Dominikaner-Universität Heiliger Thomas von Aquin ("Angelicum") in Rom in Sozialwissenschaften. Seit 2005 arbeitete sie als Beamtin in der vatikanischen Missionsbehörde. 2007 legte sie bei der US-Ordensgemeinschaft Franciscan Sisters of the Eucharist ihre Profess ab.
- Das könnte Sie auch interessieren: Papst spricht erstmals im TikTok-Format
Von 2015 bis 2019 lehrte Petrini Katholische Soziallehre und Gesundheitssoziologie am Internationalen Institut für Theologie der Gesundheitspastoral, "Camillianum" in Rom. Anschließend übernahm sie die Professur für Wohlfahrtsökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften am Angelicum in Rom.
Bereits seit 2021 Vizegouverneurin des Vatikanstaates
Petrini ist seit 2021 Vizegouverneurin des Vatikanstaates. Seit Juli 2022 Mitglied der Kurienbehörde für Bischöfe, stimmt sie auch über weltweite Bischofsernennungen mit ab. Im Oktober berief Franziskus die Sozialwissenschaftlerin zudem in die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA), bei der sämtliche Investment-Entscheidungen des Vatikans angesiedelt sind.
In ihrer neuen Funktion wird Petrini die Nummer Eins im Staat der Vatikanstadt - nicht an der Kurie. Vatikanstaat und Heiliger Stuhl sind, trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung Vatikan - juristisch zwei verschiedene Völkerrechtssubjekte. An der Spitze beider steht der Papst.
Governatorat ist Staatsverwaltung der Vatikanstadt
Das Governatorat der Vatikanstadt ist die Staatsverwaltung. Es besteht aus einer Kommission von sieben Kardinälen, der ein Präsident als Regierungschef vorsteht. Erste Kritiker bemängeln, die geplante Besetzung widerspreche dem Grundgesetz des Staates der Vatikanstadt, das Papst Franziskus selbst 2023 verkündet hatte - denn Schwester Petrini sei ja eben kein Kardinal, wie es das Gesetz für den Regierungschef vorsehe.
Das Governatorat wiederum untersteht der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. Es ist zuständig für die Vatikanischen Museen und alle Dienste im Vatikanstaat. Es beschäftigt knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.